„Wir haben das Dschungelbuch schon vor 13 Jahren gespielt, aber der Regenwald ist heute noch mehr in Gefahr als damals“, begründet Prinzipal und „Vater“ von „teatro“, Norberto Bertassi, die Wahl von „Mogli – Dass Dschungelbuch“, eines der beiden starken, bewegten und bewegenden Stücke, die derzeit im Stadttheater Mödling zu erleben sind (das zweite – für Jugendliche und Erwachsene: „Sophie Scholl – Die Weiße Rose“).
Kinder, Jugendliche spielen, singen, tanzen seit mehr als ¼ Jahrhundert Musicals, meist mit wichtigen, inhaltsreichen Botschaften, so manche der einstigen Kinder und / oder Jugendlichen sind längst Profis; einer der bekanntesten wohl Moritz Mausser, der umjubelte „Falco“-Darsteller in „Rock Me Amadeus – das Falco-Musical“.
Die Grundgeschichte ist wohl bekannt – mehr noch als durch die Bücher Kiplings wohl durch die Zeichentrick-Verfilmung Disneys: Ein Kind wächst im Dschungel, nein nicht in einem sprichwörtlichen wie dem einer Großstadt, sondern in einem natürlichen mit Tieren und Pflanzen, auf. Wölfe ziehen das Menschenkind als eines der ihren auf. Mowgli, wie ihn Rudyard Kipling, der britische Autor der im Original sieben Erzählungen, nennt, lernt somit natürlich sich in dieser Welt zu bewegen, und die unterschiedlichsten Tiere zu verstehen. Die oft kolportierte auch in dieser Inszenierung angesprochene „Übersetzung“ des Namens aus einer scheinbaren indischen Sprache ist, wie Kipling einmal schreibt „ausgedacht, bedeutet in keiner mir bekannten Sprache Frosch.“
Wie schon 2012 will die menschliche Mutter Moglis, wie er in den deutschen Übersetzungen meist geschrieben wird und heuer dem ganzen Musical den Titel gab, eine toughe Business-Lady den ganzen Dschungel roden und die Grundstücke gewinnbringend vermarkten lassen. Damals hieß sie gleich entlarvend Mrs. Moneymaker, heuer Madame Kali Parvati (gespielt von Katharina Lochmann), ist aber um nichts weniger auf Geld versessen, speist ihre Tochter Tara (Anouk Auer), die noch immer um ihren vermeintlich beim Angriff durch Tiger Shir Khan (David Mannhart) getöteten Bruder trauert, mit Luxus-Gütern ab. Sie landet gut zehn Jahre später, als die Mutter die Rodungsabsichten besichtigen will, mitten unter den Tieren, vor allem den Affen, die an manchen ihrer Glitzerdinge Gefallen finden – und erkennt ihren Bruder (Joel Gradinger; zu Beginn gut zehn Jahre jünger gespielt von seiner Schwester Lina Gradinger) ziemlich rasch.
Pfaue, Affen, Elefanten – die großen Tiergruppen haben immer wieder eigene Szenen mit so manchem Witz. Vor allem die Darstellerin des jüngsten, kleinsten Elefanten Pauline Faerber (die übrigens auch Moglis Schwester zu Beginn als die noch sehr jung war, spielt) sorgt für viele Lacher, wenn sie die Rudel-Anführerin Hathi (Antonia Tröstl) liebevoll anblafft: „Mama, du bist so peinlich!“, vor allem als diese Herzerln bei der Begegnung mit Balu dem Bären (Manfred Schwaiger, der als einziger schon 2012 auf der Bühne dabei war) sieht.
Die Pfaue zeichnen sich – wie viele der Figuren, ob tierische oder menschlich, wie in allen teatro-Produktioen immer, diesmal aber fast übertreffend nicht zuletzt durch die kunstvollen Kostüme von Brigitte Huber aus. Weshalb die Pfaue allerdings eher tussihaft auftreten müssen, erschließt sich nicht ganz (Buch, Regie: Norbert Holoubek). Milena Mörkl ist einer der Pfaue, schlüpft aber wie viele andere auch in mehrere Rollen. „Ich spiel auch einen Geier und einen Affen. Aber Affen sind fast alle“. Letztere haben eine Massenszene, in die sie links und rechts neben den Publikumsreihen die Bühne stürmen.
Obwohl sie ja eigentlich eine böse Rolle spielt, begeistert die Schlange Kaa in grün-glitzerndem Ganzkörper-Suit besonders eine sehr junge Besucherin, die ausstrahlt und dies in der Pause auf KiJuKU-Frage auch bestätigt, selbst am liebsten mitspielen zu wollen. „Sie bewegt sich so toll, das liebe ich“, meint Lena, die schon in kleineren Produktionen der teatro Musical-Academy mitgewirkt hat. In der „Schlangenhaut“ steckt Lena Wiesinger. Sie hat übrigens – gemeinsam mit David Schieber die Musik für die aktuelle Musical-Produktion geschrieben, die wie immer einem Gesamtkonzept folgt. Sie selbst ist, wie sie kurz nach der Premiere erzählt, frisch fertig mit der Musical-Ausbildung, „und da ist es großartig, gleich mit so einer großer Aufgabe betraut zu werden“, freut sie sich – und natürlich auch über das ihr von KiJuKU erzählte Lob der jungen Besucherin über ihre Schlangen-Performance.
Apropos Musik: teatro-Aufführungen leben nicht nur von den wunderbaren Tänzen (Choreografie: Beatrix Gfaller, Dance Captain: Catarina Rachoner), Gesängen und dem Schauspiel auf der Bühne, sondern immer auch von der Musik, die live hinter den Kulissen von einem kleinen Orchester gespielt wird, den schon erwähnten Kostümen, der Maske (Renate Harter), den fast von Jahr zu Jahr noch besser werdenden Projektionen, die Kulissen an die Wände zaubern (Fabian Fischer) sowie den vielen helfenden Händen und Hirnen der teatro-„Familie“.
Hervorzuheben sind aber hier noch zwei junge und doch schon so professionelle Darsteller:innen:
Anna Fleischhacker (23) in der Rolle des Mogli beschützenden aber nie gluckhennen-bewachenden schwarzen Panthers Bagheera. Dass ihr die oben so sehr gelobte Kostümdesignerin allerdings Augen auf die Brust verpasst hat, obwohl die Darstellerin nicht nur meisterinnenhaft singt und tanzt, sondern auch über ein starkes Augenspiel verfügt, irritierte nicht nur den Rezensenten, sondern viele im Publikum, aber auch etliche hinter der Bühne.
David Paul Mannhart (20) gibt DEN Feind schlechthin, den Tiger Shir Khan. Die beiden spielen parallel auch im schon oben erwähnten Musical „Sophie Scholl – Die Weiße Rose“ (Besprechung folgt demnächst), sie die Sophie, er ihren Bruder Hans, die beide erst glühende Hitler-Jugendliche waren, nach und nach das undemokratische Verbrechen erkannten, sich gegen die Nazi-Herrschaft wandten und in einem kurzen Unrechtsprozess zum Tode verurteilt und ermordet worden waren. An Samstagen spielen die beiden am Nachmittag in „Mogli – Das Dschungelbuch“ und wenig später in den Hard-Core-Rollen!
„Mogli – Das Dschungelbuch“ endet übrigens mit einem Song, bei dem ein Teil des Ensembles phasenweise die Bühne verlässt und sich neben den Publikumsreihen platziert, um die Bedeutung der Zeilen rund um „Das ist eine Welt!“ auch körperlich zu manifestieren. Denn erst die Rettung von (Regen-)wäldern real und stellvertretend für den Umgang der Menschheit mit der Natur kann das Überleben ersterer ermöglichen.
teatros Dschungelbuch 2012 <- damals im Kinder-KURIER
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