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Schauspielerin Sophie Berger mit Mr. Neugierig-Puppe und Taube Frida - gestellt auf einem Dachboden

Spielfreudige Animation für Wissbegierde und Forschungsgeist

Eine große, hohe stehende Kartonkiste. Links und rechts davon mysteriöse von weißen Tüchern verhüllte Objekte. In der Mitte der Bühne an einer Metallstange ein Schlüsselloch plus Türschnalle. Allein schon dieses Bühnenbild löst so manche Fragezeichen aus. Passt, heißt doch das Stück für sehr junge Kinder (ab 2 Jahren) „?Neugierig?“ gleich mit zwei Fragezeichen im Titel. Vor Mitte Oktober beginnt eine Tour durch niederösterreichische Städte, ein Monat später wird auch in Wien gespielt.

Und dann springt die quirlige Schauspielerin (Sophie Berger) mit einem Netz-Rucksack in dem eine Riesenlupe steckt, vor diese Ansammlung der neugierig machenden Dinge – fragt Kinder, ob sie schon einmal etwas entdecken, erforschen wollten. Zieht aus diversen Säcken ihrer Hose Taschenlampen und andere Gegenstände, von denen sie wissen will, ob irgendwer im jungen Publikum das eine oder andere Ding kennt – weswegen es hier sicher nicht gespoilert werden soll, worum es sich handelt.

Schauspielerin Sophie Berger mit Mr. Neugierig-Puppe und Taube Frida - gestellt auf einem Dachboden
Schauspielerin Sophie Berger mit Mr. Neugierig-Puppe und Taube Frida – gestellt auf einem Dachboden

Mr. Men – Miss Little

Sie, im Spiel namenlos bleibend, fragt auch, ob und wie sie hinter die Tür kommen könnte… – und schafft das natürlich, so viel sei schon verraten. Letztlich enthüllt sie in dem rund ½-stündigen Spiel auch das, was unter den Tüchern steckt. Da auf den vorab gestellten Fotos für die Medien die Schauspielerin aber schon mit zwei Figuren zu sehen ist, darf hier wohl preisgegeben werden: Unter einer der Decken befindet sich eine große grüne Stoff-Figur mit urlaaaanger Nase. Es handelt sich um eine der Dutzenden Figuren aus den Bilderbüchern von Roger Hargreaves aus der Serie Mr. Men – Buchbesprechungen unten verlinkt.

Neugier hier positiv im Gegensatz zu den Büchern

Der Autor und Illustrator hat sich zu verschiedensten Eigenschaften und Gefühlen Bilderbücher einfallen lassen. In einem früheren Stück – „Mit Gefühl(t)“ – hat sich Olivia productions schon solche ausgeborgt. Im Fall des aktuellen Neugier-Stücks hat die Theatergruppe zum Glück nur um die Rechte für die Verwendung der Figuren angefragt und nicht der Buch-Geschichten. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Büchern der Serie verstört die Neugier-Story Hargreaves. Mr. Neugierig ist kein Wissbegieriger, sondern ein Schnüffler, der etwa Briefe andere Leute öffnet und sich ständig in (private) Angelegenheiten anderer einmischt. Hargreaves Gegenstück „Miss Neugierig“ ist zwar insgesamt positiver gehalten, die Frau aus dem Fragezeichenhaus mit einer Frisur in diesem Satzzeichen ist wissbegierig. In der Bücherei wird sie dennoch bei ihren Fragen in die Schranken gewiesen.

Schauspielerin Sophie Berger mit Mr. Neugierig-Puppe und Taube Frida - gestellt auf einem Dachboden
Schauspielerin Sophie Berger mit Mr. Neugierig-Puppe und Taube Frida – gestellt auf einem Dachboden

Neugier wird gefeiert

Ganz anders das Stück. Das Schauspiel – hin und wieder um Musik und Tanzeinlagen bereichert (Musik & Komposition: Philipp Erasmus) – nimmt Kinder mit auf eine Gedankenreise voller Entdeckungslust und Forschungsdrang. Einige von Miss Neugierigs (Scherz-)Fragen borgt sich Sophie Berger fürs Stück aus – warum der Himmel blau ist oder Ein Tisch Beine hat und dennoch nicht Fußball spiel kann.

Im Laufe des Stücks werden natürlich die Gegenstände wie oben schon erwähnt, alle enthüllt – und so manches verwandelt sich mit wenigen Handgriffen in anderes, das hier natürlich geheim bleiben soll. Nur so viel noch: Diese „Verzauberungen“ können auch anregend sein, um aus dem einen oder anderen Möbelstück und Tüchern im eigenen Kinderzimmer oder einem Teil des Kindergartens so manch Abenteuerliches zu bauen.

Ach ja, wie die Fotos zeigen, kommt auch eine Taube vor. Die wird von Sophie Berger auch benamst – Frida. Die kommt übrigens nicht in den Büchern von Roger Hargreaves vor – und die beiden Stoffpuppen wurden von Ursula Stich gebaut und genäht.

Kinderuni: Gelöbnis, immer Fragen zu stellen

Übrigens: Am Ende der Kinderuni Wien im großen ehrwürdigen Festsaal des Universitätsgebäude an der Wiener Ringstraße werden die Kinder gefragt: „Wer von euch verspricht (gelobt), dass er oder sie nie aufhören wird, Fragen zu stellen, hebe die Hand.“ Gleich danach werden die Jung- und Jüngststudierenden gefragt, ob sie auch nie aufhören werden, Antworten auf die Fragen zu suchen. Wer beides beantwortet wird mit dem Titel Magistra oder Magister universitatis iuvenum (der Kinderuni) belohnt.

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Zu Besprechungen der Bilderbücher Mr. und Miss Neugier

Besprechung des Stücks „Mit Gefühl(t)“ <- damals noch im Kinder-KURIER

Sujetfoto und Plakat zum Stück
Sujetfoto und Plakat zum Stück „? Neugierig ?“
Doppelseite aus "Mr. Neugierig"

Zwei Bilderbücher, die Fragen als nervig abtun

Kinder wollen, müssen die Welt entdecken, um sich Schritt für Schritt zurecht zu finden. Sobald sie sprechen können, stellen sie Fragen. Davor tun sie das auch schon – mit zeigen, fragenden Blicken usw. Neugier hat der Autor und Illustrator Roger Hargreaves ebenso zwei Bilderbücher gewidmet wie Dutzenden anderen Eigenschaften und Gefühlen in den Serien „Mr. Men Little Miss“.

Warum auch immer, die Wissbegierde kommt in diesen Büchern mehr als schlecht weg. Beim Herren, also „Mr. Neugierig“, wird diese ausschließlich als Herumschnüffelei dargestellt. Er steckt seine Nase sozusagen in private Angelegenheiten anderer Leute. Die beginnen sich dann zur Wehr zu setzen. Der Maler lässt einen Farbklecks auf die große Nase von Mr. Neugierig tropfen, die Wäschereibesitzerin zwickt ihm eine Kluppe drauf und so weiter.

Die Stimmung dieses Büchleins fällt eher in die Kategorie jener Eltern und / oder Pädgog:innen, die sich von Kinderfragen mehr als genervt fühlen – nach dem Motto „du fragst Löcher in den Bauch…“

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Miss Neugierig“

Frau Fragezeichen – doch positiver

Das weibliche Gegenstück kommt anfangs im Bilderbuch „Miss Neugierig“ weit besser weg. Allein schon ihr Haus, die Bäume im Garten und ihre Frisur – jeweils bunte Fragezeichen. Auch die Formulierungen sind positiver, „sie sieht ziemlich interessant aus. Und sie ist von Natur aus an allem interessiert. Sie will immer wissen, wie? Warum? Und was? Alles passiert…“

Als die Fragezeichenfrau allerdings in der Bibliothek sich nach Büchern erkundigt, in denen sie Antworten darauf bekommen könnte, warum der Himmel blau ist oder in Kamm Zähne hat und dennoch nicht beißen kann, herrscht sie die Bibliothekarin an: „Das reicht jetzt!“, schrie Frau Seite. „Der Nächste bitte!“

Aber immerhin endet dieses Büchlein mit der Feststellung, von der Neugier angesteckt worden zu sein. „Wir sind jetzt genauso neugierig wie du!“

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