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Szenenfoto aus "Skriker" im Theater Arche (Wien)

Mystisch-düsteres Horromärchen über Abgründe

In einem mystisch, meist dunklen Ambiente mit sehr aufwändigem Bühnenbild spielen Schauspieler:innen und solche, die gerade ihre Ausbildung dazu machen das düster, teils Angst machende „Horror-Märchen“ namens „Skriker“ – eine Koproduktion von Yellow Cat Theatre mit der Open Acting Academy-Konservatorium für Schauspiel.

Apfel, Tierköpfe und Fluss zur Unterwelt

Wenige Tage spielt(e)n 18 Darsteller:innen die rund zweistündige Geschichte im Wiener Theater Arche. Im Schwedischen würde Skriker für Schreien stehen, aber die britische Autorin Caryl Churchill siedelte ihre (vor rund 30 Jahren geschriebene) sehr wandelbare Fee in einer schottischen mystischen Fantasiewelt an, einer Art Jenseits. Und paarte sie mit Märchen- und anderen Versatzstücken – von der Stiefmutter, die Schneewittchen mit einem Apfel vergiften will über Shakespeares Sommernachtstraum mit einem Menschen mit Tierkopf bis zur griechischen Mythologie mit dem Fluss Styx als Grenze zwischen Lebenden und Toten.

Dies- und Jenseits

In dieser Inszenierung (Regie: Colleen Rae Holmes) – 2017 war eine andere Version im Kosmos Theater zu sehen – wird die titelgebende Figur von drei Schauspielerinnen gespielt, die zeitweise im Trio, sehr oft aber abwechselnd allein und in immer neuen Gestalten in Erscheinung treten: Nadja Kruselburger, Pia Schiel und Matea Novak. Die beiden Hauptfiguren im Diesseits sind Josie (Jasmina Eder) und Lily (Julia Wiehart). Erstere war schon „drüben“ – irgendwie als Sühne für eine böse Tat womit sie sozusagen in den Bann der Skriker gekommen ist. Diese Last will sie abschütteln und auf Lily, die ein Kind erwartet, übertragen.

Großes Ensemble

Der Kampf der beiden – gegeneinander einer- und gegen die Inbesitznahme durch die Jenseits-Feen andererseits – steht im Zentrum des fast zweistündigen, emotional fesselnden Abends, der für so manche Schreckmomente sorgt. Die genannten fünf Darsteller:innen werden von gut einem Dutzend weiterer in vielen kleinen und größeren Rollen ergänzt – manche mit Tierköpfen, dominierend dabei der sehr oft präsente Wachhund aus dem Jenseits (Christian Georgita). Alle einzelnen Rollen, ihre Funktion sowie ihre Darsteller:innen zu nennen, wäre hier vielleicht zu verwirrend – sie alle machen aber erst aus dem doch lange dauernden Stück einen kurzweiligen Abend, ob sie nun nur kurz auftreten, spielen oder tanzen.

Echter kleine Flusslauf

Mehr als bemerkens- und erwähnenswert ist allerdings die vielleicht aufwändigste Bühne, die je in diesem Theater – noch dazu nur für wenige Vorstellungen – aufgebaut wurde: Die düstere, mystische Landschaft mit knorrigen Bäumen, Erde und einem kleinen Flusslauf – mit echtem Wasser – und viel Müll. Denn das jenseits, das Reich des Todes winkt nicht nur für individuelle böse Taten, sondern der ganzen Menschheit dafür, wie sie den Planeten zerstört.

Wobei dieses Jenseits, getrennt durch den Wasserlauf, vielleicht auch „nur“ das schlechte Gewissen, die eigenen dunklen Abgründe sind?! Das würde erklären, weshalb Lily beispielsweise verwundert ist über Josie, die von ihrem urlangen Aufenthalt in der anderen Welt spricht, ihre Abwesenheit aber kaum bis gar nicht wahrgenommen haben will.

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