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Großgruppenfoto - anwesende Preisträger:innen, Juror:innen, Ohrenschmaus-Team, Moderator:innen...

Zuhören, Luftsprünge, Dammbrüche und Außenseiter:innen

„Ich höre das Zuhören meiner Mitmenschen im ganzen
Raum.
Ich höre, was sie reden.
Ich höre zu.“

So beendet Markus Klambauer sein Gedicht, dem er den Titel gab: „Ich wünsche mir von mir, zuzuhören“. Und das er mit der sinnlich-poetischen Zeile beginnt: „Ich höre den Winter, wenn der Schnee vom Himmel fällt.“

Das ist große Literatur. Wieder einmal bewies und beweist „Ohrenschmaus“, der heuer zum 18. Mal vergebene Literaturpreis, dass der Untertitel der ersten Jahre „für Menschen mit Lernschwierigkeiten“ längst völlig zurecht jenem gewichen ist „für Schreibtalente“.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… das den „Ohrenschmaus“ von Beginn an begleitete – damals noch im Vorläufer Kinder-KURIER – darf Auszüge aus allen Texten veröffentlichen – im Bereich „Einfach“ sind die Passagen aus den drei Hauptpreis-Texten in eigenen Beiträgen zu finden, Zitate aus den Texten, die von der Jury auf die Ehrenliste gewählt wurden, finden sich in einem gesammelten Beitrag und jene vier kurzen Texte des Schoko-Preises sind vollständig in einem weiteren online – alle sind am Ende dieses Beitrages verlinkt. Alle Beiträge vollständig, samt kurzen Biographien der Autor:innen und den ebenfalls vollständigen Laudationes sind in einem eigenen broschürten Buch veröffentlicht – siehe Info-Box.

Hauptpreis für Markus Klambauer - Laudator: Heinz Janisch
Einer der Hauptpreise für Markus Klambauer – Laudator: Heinz Janisch

Juror würde heute Zuhörer werden wollen

Klambauer bekam für sein Gedicht einen der drei Hauptpreise von der Jury, der beispielsweise von Beginn an als Schirmherr der bekannte Felix Mitterer angehört.
In seiner Lobrede (Laudatio) meinte der erst im Vorjahr mit dem renommierten Andersen-Preis, inoffiziell Nobelpreis der Kinderliteratur, ausgezeichnete Heinz Janisch unter anderem: „Wir alle kennen die Frage, die man Kindern gerne stellt: Was willst du einmal werden? Ich habe als Kind gesagt: Fußballspieler, Cowboy oder Zorro.
Würde ich heute gefragt werden, würde ich sagen: Ein Zuhörer. Was kann es Schöneres und Aufregenderes geben als zuzuhören, wie die Welt ringsum klingt!“

Einer der drei Hauptpreise ging an Julian Peter Messner
Einer der drei Hauptpreise ging an Julian Peter Messner

Von Luftsprung bis Dammbruch

Das was viele unter dem Begriff „von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt“ kennen hat noch viel treffender ein zweiter Hauptpreisträger zu Papier gebracht: In „Mal Luftsprung – mal Dammbruch“ schildert Julian Peter Messner in wunderbaren poetischen Wortbildern die beiden unterschiedlichen Gefühle. Jedes Mal der gleiche Anlass – das in Händen halten seiner Bücher. Beim ersten „Ausnahmsweise ohne Titel“:
„breitete sich vom bauchraum her
ein glucksen und pfnuttern aus
stieg bis in die mundhöhle
und explodierte dort
in ein schallendes gelächter
da stieß ich mich ab
es katapultierte mich
durch zimmerdecke und dach
und ich stieg hoch und höher
in den sternenhimmel hinauf
ehe ich an einem stern anstieß
machte ich einen salto rückwärts
und schwebte federleicht
zurück in mein bett“

Beim zweiten Buch „„Wörtersammeln und Stichwörteln“, beschreibt der Autor seine Gefühle nicht lyrisch, sondern in Prosa ganz anders:
„Noch immer hatte ich keine Worte, stimmt gar nicht, mein Inneres war voller Worte. Sie drängelten in mir, verkeilten sich, verkrampften sich, hatten Form und Klang verloren. Ich fühlte mich übervoll und zugleich völlig leer, unsagbar glücklich und abgrundtief traurig. Und dann brach es aus mir heraus, die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten… Diesmal kein Luftsprung, diesmal ein Dammbruch.“

„Berührend und wahrhaftig“

Bettina Hering, die unter anderem das Landestheater Niederösterreich geleitet hat, aber auch das Schauspielhaus in Hamburg und jenes in Frankfurt (beides Deutschland) und neu in der „Ohrenschmaus“-Jury ist, würdigte diesen Text unter anderem so: „Vom Gipfelkreuz der Gefühle ins Tal der Tränen und dann in ein warmes Zuhause führt uns Julian Peter Messner. Er weiß, dass die Liebe vieles besiegt und eine Umarmung heilen kann. Das beschreibt er äußerst berührend und wahrhaftig in einem.“

Einer der drei Hauptpreise für Daniela Tödling - Laudatio durch Lisa Taschek
Einer der drei Hauptpreise für Daniela Tödling – Laudatio durch Lisa Taschek

Außenseiterin ins Zentrum gerückt

„Lügner! Klar hast du mich gesehen! Bist ja keine zwei Meter an mir vorbeigestampft mit deinen schneeblindweißen Sneakers! Ja, Mann, du hast mich kurz angeguckt, quasi bloß gestreift mit deinem Blick. Aber nur nicht länger hinschauen, hast du dir gedacht, deine azurblaue Tasche aus Kroko-Leder enger an dich gedrückt. Der Penner da am Boden könnte ja aufspringen und mein blaues Krokodil mitgehen lassen! Ja, hast du gedacht, nur schnell weg!“

So beginnt Daniela Tödling ihren – ebenfalls mit einem der Hauptpreise ausgezeichneten – Text „Tipsy (Oder: Beachte mich einfach nicht!“). Sie beschreibt einen Obdachlosen, der nicht zuletzt durch rot-grüne Irokesen-Frisur und Gitarrengeklimper auffällt und doch wie viele seinesgleichen meist krampfhaft „übersehen“ oder beschimpft wird. So „nebenbei“ bringt sie „Löcher in eurem sogenannten Sozialen Netz“ zur Sprache. Und endet mit ein wenig Sarkasmus.

Ein ebenfalls neues Mitglied in der Jury, Lisa Taschek, Deutschlehrerin und ORF-Mitarbeiterin in der Abteilung für Barrierefreiheit und Inklusion, würdigte den Text unter anderem so: Er „ist aber auch eine Einladung an uns, die Welt mit „Tipsys“ Augen zu betrachten. Inmitten der Traurigkeit und Verzweiflung schimmert tiefe Menschlichkeit und die Hoffnung auf Dazugehörigkeit durch.“
Zu einem Interview mit Daniela Tödling geht es in einem eigenen – hier unten verlinkten – Beitrag.

Liste der Schoko-preistext-Gewinner:innen
Liste der Schoko-preistext-Gewinner:innen

„Süße“ Texte

Eine besondere Auszeichnung beim „Ohrenschmaus“ erfahren kurze, meist gedichtete, Texte. Die bekannte Shoko-Manufaktur Zotter produziert in Zusammenarbeit mit diesem Literaturpreis eine Sonder-Edition, immer eine Doppelschokolade in ihrer Reihe „Labooko“, also zwei verschiedene Sorten. Werden die beiden schmalen Tafeln aufgeklappt finden sich die von der Jury ausgewählten Schoko-Preis-Texte. Dafür wird immer ein Motto vorgegeben, für dieses Jahr war es „Hoffnung“.

„Ein Leben ohne Hoffnung ist ein Leben ohne Süße“, schreibt auszugsweise Gabriele Fischer.
Der fast jedes Jahr mit einem Text im ausgezeichneten Feld zu findende Peter Gstöttmaier formuliert – auch wie immer – im Dialekt: „Hoffnung / is wia a Stiagnglanda / konnst die festhoidn / konnst die wieda aufrichtn…“
Ursula Teufl fasste es knapp auf den Punkt: „Hoffnung ist für mich, auf Dinge zu warten, die ich mag.“
Barbara Peintner beendete ihren 6-Zeiler so: „Hoffnung fühle ich im Körper drin, / da hofft der Bauch — vor allem auf Schokolade.“
Sie ist leider mittlerweile verstorben, hat aber noch zu Lebzeiten erfahren, dass ihr Text für die Schoko-Verpackung ausgewählt worden ist.
Die vier Schoko-Banderolen-Texte sind in dem unten verlinkten Beitrag vollständig veröffentlicht.

Anwesende Ehrenlsiten-Preisträger:innen auf der Bühne
Anwesende Ehrenlisten-Preisträger:innen auf der Bühne

Ehrenliste

Neben Haupt- und Schoko-Text-Preise vergibt die Jury immer auch weitere Auszeichnungen, genannt Ehrenliste. Dies sind keinesfalls Trostpreise, sondern ebenfalls herausragende Kunstwerke – Auszüge daraus in einem eigenen, unten verlinkten, Beitrag. Dieses Mal sind es elf Texte – 202 aus Österreich, Deutschland und Südtirol waren eingereicht worden. Vielleicht besonders hervorzuheben das Wortspiel von Christian Mitter „normAal“.
Hier unten geht’s zu Auszügen aus diesen elf Texten.

Burgschauspieler:innen, Singer-Songwriterin

Wie jedes Jahr wurden bei der Preisverleihung sämtliche ausgezeichneten Texte – vollständig – von einem renommierten Schauspiel-Duo fast szenisch gelesen. In diesem Jahr waren dies Dorothee Hartinger und Markus Hering, beide vom Burgtheater, das nun in der neuen Direktionsära wieder in der Kurzform „Burg“ heißen darf.

Für die musikalische Umrahmung im Raiffeisen-Saal am Donaukanal sorgte in diesem Jahr Sofia Reyna mit selbst geschriebenen und komponierten englischen Songs, die launig-lockere Moderation bewerkstelligten wie fast immer Dani Linzer und neu Stuart Safai. In Gebärdensprache übersetzten Sandra Doubek und Marietta Gravogl.

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Eienr der drei Hauptpreise für Markus Klambauer

Ich wünsche mir von mir, zuzuhören

Ich höre den Winter, wenn der Schnee vom Himmel fällt.

Ich höre die Arbeit, das Rucken der Tische und Sessel.

Ich höre die Stille im Haus. Das ist gruselig und ich habe

Angst.

Ich höre die Konflikte der Arbeitskollegen.

Ich höre das Miteinander Reden, es ist gut. Ich höre, wenn sich jemand Zeit zum Zuhören nimmt…

Einer der drei Hauptpreise ging an Julian Peter Messner

Mal Luftsprung – mal Dammbruch

neulich
um genau zu sein
am 30. november
konnte ich erstmals
mein eigenes buch
in händen halten
was für emotionen
abends im bett
ich noch total aufgekratzt
breitete sich vom bauchraum her
ein glucksen und pfnuttern aus
stieg bis in die mundhöhle
und explodierte dort
in ein schallendes gelächter…

Neulich, um genau zu sein, am 1. Oktober 2024 konnte ich zum ersten Mal mein zweites Buch mit dem Titel „Wörtersammeln und Stichwörteln“ in die Hand nehmen…

… Ich fühlte mich übervoll und zugleich völlig leer, unsagbar glücklich und abgrundtief traurig. Und dann brach es aus mir heraus, die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten… Diesmal kein Luftsprung, diesmal ein Dammbruch.

Einer der drei Hauptpreise für Daniela Tödling

Tipsy (oder: Beachte mich einfach nicht)

… Die Löcher in eurem sogenannten „Sozialen Netz“ sind so weit, dass viele Leute durchfallen und zu Pennern werden. (UND DA IST DAS BÖSE WORT WIEDER!)

Ich selber nenne mich Tipsy. (Bin kein Säufer. — Verzeihung! — Alkoholiker — Tipsy heißt nämlich „beschwipst“.)

Habe blaue Augen, eine rot-grüne Irokesen-Frisur und Second-Hand-Klamotten. Meist in Schwarz. Wenn ich in der Sonnenstraße sitze, auf meiner Gitarre klimpere oder jongliere, schenkt ihr mir manchmal Beachtung. Manchmal schreit ihr: „Such dir’n Job!“, oder guckt, als hätte ich euch allein mit meiner Existenz beleidigt.

KiJuKU-Interview mit Daniela Tödling in einem eigenen Beitrag, unten verlinkt.

Hauptpreisträgerin Daniela Tödling

„Ich mag auffällige Personen“

Die zarte, adrette, häufig lächelnde Daniela Tödling gewann mit ihrem Text „Tipsy (Oder: Beachte mich einfach nicht!“) einen der drei Hauptpreise – siehe unten verlinkten Bericht sowie Auszug aus ihrem Text. Ganz anders als sie selbst ist die Hauptfigur in diesem Text ein auffälliger auf der Straße lebender Obdachloser mit bunter Irokesenfrisur. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… traf sie kurz nach der Preisverleihung zu einem kurzen Gespräch. Auszüge aus ihrem Text in einem Beitrag, am Ende dieses Artikels verlinkt.

KiJuKU: Die Hauptfigur in Ihrem Text wirkt fast wie ein Gegenteil von Ihnen selbst?
Daniela Tödling: Ich mag auffällige Personen und ich beobachte sehr gerne und viel

KiJuKU: Wie reagieren Sie selbst, wenn sie an Obdachlosen vorbeikommen?
Daniela Tödling: Manches Mal bleib ich stehen und frage, wo sie schlafen.

KiJuKU: Sie haben auf der Bühne gesagt, dass Sie mit 12 Jahren zu schreiben begonnen haben, wie kam das?
Daniela Tödling: Ich habe die Harry-Potter-Bücher geschenkt bekommen und mir gedacht, so etwas will ich auch können und machen.

KiJuKU: Haben Sie damals schon Texte veröffentlicht oder bei Bewerben eingereicht?
Daniela Tödling: Damals hab ich nur für mich geschrieben, später hab ich beim Ohrenschmaus eingereicht, bin 2019 schon einmal mit einem Text auf die Ehrenliste gekommen. Außerdem veröffentliche ich Texte auf einer deutschen Website, dort allerdings unter einem Pseudonym.

KiJuKU: Wie schreiben Sie – mit dem Computer oder mit Stift auf Papier?
Daniela Tödling: Früher auf dem Computer, seit der nicht mehr funktioniert auf dem Handy.

kijuku_heinz

Die vier Schoko-Begleit-Texte

Hoffnung – Texte für den Schokopreis

Für den Literaturpreis „Ohrenschmaus“ wird jedes Jahr eine eigene Schokolade von Zotter hergestellt – es sind immer zwei verschiedene keline Tafeln und so verpackt, dass sie sich wie ein schmales Büchlein aufklappen lassen. In dieser Verpackung werden eigene Texte vom Bewerb abgedruckt. Hier sind diese. Weil sie kurze Gedichte sind, sind sie hier vollständig.

Gabriele Fischer

Ein Leben ohne Hoffnung ist ein Leben ohne Süße.
Hoffnung stärkt die Seele, den Geist und Körper.
Hoffnung ist die Süßspeise unserer Seele.

Peter Gstöttmaier

Hoffnung
is wia a Stiagnglanda
konnst du festhoidn
konnst di wieda aufrichtn
Hoffnung
is wia Schwimmreifn
trogt di
gehst net unta

Barbara Peintner

Hoffnung ist beim Spielen nur langsam zu laufen
und fest zu glauben, dass der Ball doch ins Tor geht.
Bei Blitz und Donner hofft die Angst,
dass der Strom nicht ausgeht.
Hoffnung fühle ich im Körper drin,
da hofft der Bauch — vor allem auf Schokolade.

Einer der prämierten Schoko-Banderolen-Texte stamt von Ursula Teufl
Einer der prämierten Schoko-Banderolen-Texte stamt von Ursula Teufl

Ursula Teufl

Hoffnung ist für mich, auf Dinge zu warten, die ich mag.

Überblicks-Portraits aller Ehrenlisten-Preisträger:innen

Auszüge aus Texten von der Ehrenliste

Von den 202 eingereichten Texten beim Literaturpreis Ohrenschmaus 2025, hat die Jury neben drei Hauptpreisen und den Texten für die Schokoladen-Verpackung auch weitere Texte von Autorinnen und Autoren auf die Ehrenliste geseetzt, dieses Mal elf. Auszüge daraus sind hier zu lesen. Die ganzen Texte sind in dem Büchlein „Ich höre das Zuhören im ganzen Raum“ abgedruckt (Infobox am Ende des Beitrages).

Ehrenlisten-Preis für Sim Herz
Ehrenlisten-Preis für Sim Herz

„In Gott drin“ von Sim Herz

paradies und hölle
sind beide auf der erde vertreten
je nachdem, was man draus macht
wir sind einen text gegangen
statt einen weg zu suchen

Ehrenlisten-Preis für Monika Hochgruber
Ehrenlisten-Preis für Monika Hochgruber

„Wenn…“ von Monika Hochgruber

Vielleicht hätte ich Theaterlehrerin werden können, so wie Helle.
Wenn … ja, wenn ich nicht mit 5 Monaten Meningitis gehabt hätte. Kopfweh und starke Mittelohrentzündung. Meningitis, hat der Arzt der Mutter erzählt, lässt Gehirnzellen absterben. Die hätte ich aber gebraucht fürs leichter lernen. So war für mich das Rechnen sehr schwierig.

„Ein kleiner Reimer war ich schon immer“ von Joachim Hummel

Am Strand lag ich mit Cola in der Hand und ganz
ohne Verstand rutschte mir der Sand ins Gewand.
Auf meiner Brille tanzte eine Grille mit drei Promille
und aß dabei ein Eis mit Vanille oder es war eine Marille
mit Brille…

Nur die Harten kommen in den Garten-Eden, sonst
trifft es jeden, sogar an Bleden.

Ehrenlisten-Preis für Lisa Kraus
Ehrenlisten-Preis für Lisa Kraus

„Hoffnung“ von Lisa Kraus

Hoffnung auf ein Leben ohne Anfälle.

Hoffnung ist der Glaube, dass alles gut wird!

Ehrenslistenpreis für die Schreibgruppe „Die Gedankenschreiber“: Reinhard Klaushofer, Anna Koutnik, Christian Mühlbauer, Carina Neubäck, Natalija Saraljić, Angela Scheckenberger, Ingo Troppauer
Ehrenslistenpreis für die Schreibgruppe „Die Gedankenschreiber“: Reinhard Klaushofer, Anna Koutnik, Christian Mühlbauer, Carina Neubäck, Natalija Saraljić, Angela Scheckenberger, Ingo Troppauer

„Was wäre ich als Pflanze“ von der Schreibgruppe „Die Gedankenschreiber“: Reinhard Klaushofer, Anna Koutnik, Christian Mühlbauer, Carina neubäck, Natalija Saraljić, Angela Scheckenberger, Ingo Troppauer

Carina wäre gerne keine Pflanze.
Christian wäre gerne ein Tannenbaum, dann wird er geschmückt.
Die Micha wäre gerne eine Trauerweide, weil sie sich so schön im Wind wiegt.

„NormAal“ von Christian Mitter

NormAal ist ein tolles Tier.
Und ich denke mir,
heute bin ich der NormAal.
So geht es mir dann.

„Mein großes Durcheinander“ von Laurin Schedereit

Viel zu viele Papiere in meinem Zimmer Ich habe die Papier-Sucht. Ich komme nie aus meiner Sucht heraus. Alle Freunde raten mir: Nimm nicht so viele Papiere mit!!!!!!
Du hast ja genug Papiere oder etwa nicht?…
… Ich beobachte die Menschen, die um mich herum sind. Dann mache ich mir ein paar Gedanken. Ich schreibe alles auf. Da schalte ich lieber mein Smartphone aus….

Ehrenlisten-Preis für Daniela Schultes
Ehrenlisten-Preis für Daniela Schultes

„Begegnung mit meinem anderen Ich“ von Daniela Schultes

In einer ruhigen Nacht traf ich im Traum mein zweites Ich — eine Version von mir, die ohne Behinderung lebt. Sie erzählte mir von einem Leben, das anders verlaufen ist:
Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und träumte davon, auf einer Geburtenstation zu arbeiten. Sie erlebte Freiheit mit dem Führerschein, verbrachte viele Abende mit Freundinnen und lernte ihre erste große Liebe kennen…

Ehrenlisten-Preis für Stefanie Seethaler
Ehrenlisten-Preis für Stefanie Seethaler

„Mein Papa“ von Stefanie Seethaler

Ich lag in den Wehen mit meinem Sohn Fabian. Meine Mama und mein Papa warteten draußen mit großer Vorfreude. Um 12:41 kam Fabian zur Welt. Meine Eltern kamen gleich nach der Geburt hinein. Mein Papa nahm seinen Enkel sofort in den Arm und lachte vor Stolz…
… Dann im Dezember 2018 hat er die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen. Das war ein sehr großer Schock für die ganze Familie…

Ehrenlisten-Preis für David Tritscher
Ehrenlisten-Preis für David Tritscher

„Oma“ von David Tritscher

die zeit mit dir
die ist wunderschön
doch davon bleibt nicht mehr sehr viel
ich wünschte mir
ich hätte davon noch mehr
mehr zeit mit dir

„Meine Wohnung ist eine Baustelle von Daniela Cornelia Ullreich

Als ich in die Wohnung kam, freute ich mich total. Ich hatte echte Freudentränen, die konnte ich nicht mehr zurückhalten. Jetzt ist meine große Baustelle in der Küche beendet. Hurra! Hurra! Jetzt kann ich richtig kochen.
Aber ich muss sagen ohne Mama und ohne Papa hätte ich die Küche niemals. Das sind die besten Eltern. Ich liebe beide über alles. Jetzt weiß ich endlich, dass sie auf mich stolz sind, weil ich selbständig bin. Ich habe eine tolle Familie, weil sie haben mich alle super unterstützt. …

Das war die größte Baustelle, die ich jemals hatte. Selbstverständlich habe ich auch selbst mitgearbeitet und habe den schweren Müll runtergetragen.
Nie wieder eine Baustelle in meinem Leben. Das hat gereicht.

Preisverleihung an die Autor:innen, deren Texte es dieses Mal auf die Ehrenliste geschafft haben

Wer oder was ist normal?

Warum werden Menschen, die anders sind, von vielen als „nicht normal“ bezeichnet? Kann „anders sein“ nicht auch „normal“ sein? Heißt „normal“ soviel wie „gleich“?

Müssen alle Menschen gleich sein, sich gleich verhalten? Ist hier alles gleich? Wo und wie wir leben? Wo wir gerade sind?

Manche Menschen, die sich als die „Normalen“ oder „Normalos“ bezeichnen, sagen: „Du kannst doch nicht mehr normal sein …“ Sie sagen weiter: „So verhält sich kein normaler Mensch!“ Oder sie sagen: „Du bist doch nicht ganz normal!“

Was macht Euch sicher, dass Ihr „normal“ seid? Was macht Euch sicher, dass Ihr „normal bleibt“?

Wäre es nicht schön, wenn sich jeder Mensch, jede Pflanze und jedes Tier auf dieser Welt wohlfühlen und geborgen fühlen könnte und eine aufrichtige, wertschätzende und wohltuende Wärme untereinander herrscht?!

Hand aufs Herz: Wer wünscht sich das nicht!?

Bleibt fair und menschenwürdig zu euch, dann könnt Ihr es auch zu uns sein. Seid so wertvoll zu uns, wie ihr es auch für euch selber wünscht. Schafft uns eine schöne, gemütliche, liebevolle Umgebung.

Wir haben Gewohnheiten, Wünsche – habt ihr die nicht auch? Wir brauchen Zuwendung,

Geborgenheit und Zeit. Wir brauchen Unterstützung und Begleitung im Alltag.

Oft werden Menschen in Schubladen gepackt, oft wird nach Leistung und Schnelligkeit geschaut. Oft wird gesagt, das Besondere geht verloren, die Welt wird grau und nicht mehr bunt gesehen. Man wünscht sich Schnelligkeit, aber sagt, die Zeit geht so zu schnell vorbei.

Ich glaube, wer sich mit sich und in seiner andersartigen Normalität wohlfühlt, kann auch die

andersartige Normalität Anderer besser akzeptieren, wertschätzen und verstehen.

Wir Menschen brauche Euch und Ihr braucht uns. Achtet uns, das wünscht ihr euch doch auch!

Gebt uns die Chance, integriert zu sein, bezieht uns mit ein. …

Micha Zeiger

Hier unten geht’s zu einem Überblicks-Bericht über die „Ohrensschmaus“-Preisverleihung 2023

Preisverleihung an die Autor:innen, deren Texte es dieses Mal auf die Ehrenliste geschafft haben

Eine Maschine gehört geölt, ein Mensch gehört in den Arm genommen

Wie mein Name ist, ist egal. Aber ich bin ein „Mensch mit einer Behinderung“, wie die Leute sagen. Aber ich bin ein Mensch, der sehr viel vergessen tut. Wenn ich in der Früh aufstehe, muss ich über alles nachdenken. Weil ich möchte keine Fehler machen. Aber ich muss erst lernen, das Fehlermachen ist menschlich.

Von mir kann man sehr viel haben, aber man muss viel Geduld haben. Aber jedes Mal, wenn ich aufstehe, merke ich, dass es leider Menschen gibt, die mich nicht verstehen.

Meine Pflegemama hat immer gesagt: „Mach dir nicht so viele Gedanken“. Wie ich meiner

Pflegemama gesagt habe, dass ich lesbisch bin, hat sie mich auch so liebgehabt. Aber sie wollte immer Tiere um sich haben – und das hatte sie auch.

Das, was meine leibliche Mama gemacht hat, ist nicht okay. Aber meine Pflegemama war für mich die Beste. …

Gitti Zettl

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Preisverleihung an die Autor:innen, deren Texte es dieses Mal auf die Ehrenliste geschafft haben

Liebe und Sexualität

Liebe gehört zur Sexualität und wenn keiner Sexualität zulässt werden Menschen dick.

Oliver Strouhal

Hier unten geht’s zu einem Überblicks-Bericht über die „Ohrensschmaus“-Preisverleihung 2023

Folie it MUT-Text-Gewinner:innen

Mut-Gedanken (Teil 1)

Gedanken zu Mut

Mut ist, sich zu verändern. Seinem Instinkt zu folgen. Neue Freunde zu finden. Sich selbst zu vertrauen. Herausforderungen zu haben. Etwas Neues auszuprobieren.

Mut ist, wenn du an dich glaubst. Finde deinen Mut, um dich so zu verändern, wie du es möchtest. Um neue Freunde zu finden. Um dein Selbstvertrauen zu gewinnen. Um für neue Herausforderungen bereit zu sein.

Finde deinen Mut! Und wenn du ihn gefunden hast, dann schließe deine Augen und glaube an dich.

Denise Luttenberger
Geboren 1995 in Deutschlandsberg. Aufgewachsen bei einer Pflegefamilie in Ligist. Schreibt schon seit ihrer Kindheit Geschichten. Seit Mai 2018 in der Medienwerkstatt in Lieboch tätig.

Der Stern der Seele

Meine Reise braucht Mut. Nach Berlin, wo der Weg zu meinem Seelenstern ruht.

Seelen sind genauso weit wie Galaxien.
Nach Berlin, zu Nina muss ich hin,
mein erster Weg zum Glück.
Ich komme nicht zurück, denn zum Glück
Braucht es horchenden Mut

Christian(e) Kargl
Geboren am 28.12.1991 in Wien: „Ich höre gerne Musik und bin eine Frau. Ich bewundere die junge Cher & andere Schauspieler. Ich bin Schauspielerin, Schreiberin & Malerin & Musikerin. Manche sagen ich bin eine coole Typ(in).“
Wege zum Wohnen – Pernitz

Des is mei Aonschauung

Jetzt brauchst Mut
Woar net oiweu so
Bleibt a net oiweu so

Wöd geht net unta und
Zeit bleibt net stehn
Radl muaß se weidadrahn
Brauchst vü Mut dazua
Und Mut hot a Jeda

Mut brauchst net einiimpfa
Mut is scho drin in uns
Muaßt nur aussahoin
Muaßt wieda vierischaun und lebm
Lustig sein und locha

Net fiachtn und aufgebm
Jo net nochlossn
Is net oiweu leicht
Dauert scho so long

Oba es wird wieda guat
Ondas oba a guat

Nächsts Sunniwendfeuer mechat meine Maskn vabrenna
und olli Leut die Händ schütteln!

Peter Gstöttmaier
Wurde am 24. Jänner 1962 in Waldhausen O.Ö. geboren. Ein massiver Sauerstoffmangel während der Geburt ist die Ursache seiner Behinderung. Die  Pflichtschulzeit absolvierte er in der damaligen „SonderschuleWaldhausen.“
Nach Grein in die Lebenshilfe wechselte er am 16.03.1981. Dort ist er bis zum heutigen Tag in der Außengruppe „Anlagenpflege“ tätig. 36 Jahre!
Seit 08.11.2010 wohnt Peter alleine und wird mobil betreut. Seine selbstständige Lebensführung, die er mit starkem Willen durchgesetzt hat, ist ihm sehr wichtig, auch wenn diese ihn zeitweise sehr fordert und ihm Vieles abverlangt.
Seinen Weg dahin hat er aufgeschrieben und wurde mit dem Titel „ Söbstständi“ Ohrenschmauspreisträger 2011 in der Kategorie „ Lebensberichte’’

MUT
Mut ist, wenn man jeden Tag in die Arbeit kommt. Wegen Corona müssen viele Leute auch Mutig sein. Du brauchst keine Angst zu haben, du brauchst dich nicht fürchten. Nach der Dunkelheit wird es wieder heller. Sei mutig damit du etwas daraus lernst. Alles Gute, dass du fröhlich wirst.

Stephan Piller
Geboren 1995, lebt in Wien. Seine Hobbys sind spazieren zu gehen, Radfahren, Fußball zu spielen oder schwimmen zu gehen und Musik zu hören!

MUT
Glück ist, wenn man die Kraft hat, jemandem etwas zu gönnen ganz ohne Groll und Missgunst! Also beißen Sie schön rein in Ihre Zotter Schokolade! Das macht glücklich, nur Mut!

Sebastian Zipser
Geboren 1974, lebt in Dresden und ist im Bereich Handmontage tätig. Seit 2013 ist er Autor der Zeitschrift „kaffeepause“, einem Kunst- und Weiterbildungsprojekt der Diakonie St. Martin und der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen und genießt es Texte zu schreiben. Er interessiert sich außerdem für Theater spielen, Lesen, Spazieren, Schwimmen und reist gern durch die Weltgeschichte.

Zu einem Bericht über den Literaturpreis und die Preisverleihung geht es hier

Folie it MUT-Text-Gewinner:innen

Mut-Gedanken (Teil 3)

MUT

Mut gehört zum Leben

Mut für Leichtsinn

Mut macht Freude

Mut macht Unsinn

Mut macht glücklich

Mut kann schmerzhaft sein

Durch Zuspruch kann man Mut erlangen

Mut für neue Schritte

Mut kann Leben sein

Mut zum unruhig sein

Mut gibt mir Kraft

Mut gibt mir Freude.

Hermann Resch
Geboren am 14.12.1961, lebt seit 2012 bei Wege zu Wohnen. Außer dem Schreiben zählen seine Kochkünste und das Malen zu seinen Hobbys. Er schreibt gerne über sein Leben und verfasst tiefsinnige Texte, welche seine Gefühlswelt offenbaren.

Sei so mutig wie ich.
Blühe wie eine riesengroße Sonnenblume. Liebe bunte Farben. Lebe mit dem Regenbogen. Lebe alle Farben. Nach dem Regen kommt der Regenbogen. Ich wünsche dir einen Himmel voll bunter Luftballons.

Inge Weinberger
Geboren am 19. 06. 1965. Sie stammt aus Haag am Hauruck, wo ihre Familie lebt und mit der sie regen Kontakt pflegt.

Ihre Schulpflicht absolvierte sie in der Johann Eisterer  – Schule in Peuerbach.
Seither lebt sie in der Caritas Einrichtung St. Pius. Nach der Schule trat sie dort in die Werkstatt ein, und arbeitet in den verschiedenen Bereichen der Weberei.

MUT

Mut ist wie ein Sandkorn, klein fängt alles an!

Jonas Mucha
Geboren 1988 in Bad Muskau, lebt in Dresden und ist im Bereich eigene Lebensgestaltung tätig. Seit 2013 ist er Autor bei der Zeitschrift „Kaffeepause“, einem Kunst- und Weiterbildungsprojekt der Diakonie St. Martin und der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen und genießt es Texte zu schreiben. Er interessiert sich außerdem für Computer, Musik und Filme und isst sich gerne kreuz und quer durch das Weltgeschehen. Er interessiert sich besonders für die Liebe und schreibt darüber gern Gedichte.

Schoko-Tafeln und die Verpackung der Schokolade
Die beiden Schoko-Tafeln – mit den 15 Mut-Texten gibt es sie im Doppel in einer gemeinsamen Verpackung

MUT

Mutig sein ist: sich mehr trauen und ich bin mutig gewesen. Ich hab eine neue Freundin gefunden. Ich war mal mutig, als ich auf ein Friedhof war. Da traut man sich nicht hin. Angst ist das Gegenteil von Mut. Mut ist das Vorderteil, nicht die Rückseite. Mut ist das Gesicht. Angst lässt man hinter sich.

Jochen Rodenkirchen
Geboren am 25.3.1964, er kommt aus Köln und arbeitet bei Reha-Betriebe, Lebenshilfe Bergheim. Seine Hobbies sind Lesen, Hörspiele hören, Radio hören, Geschichten ausdenken, in andere Rollen schlüpfen.

MUT
Glück ist in schweren Zeiten jemanden an seiner Seite zu haben, der immer zu einem hält. Und mutig ist, wenn man demjenigen seine tiefsten Gefühle zeigt.

Cindy Niklaus
geboren 1987, lebt in Freital, arbeitet in Dresden und ist im Bereich Handmontage tätig. Sie ist seit 2014 begeisterte Autorin der Zeitschrift „kaffeepause“, einem Kunst- und Weiterbildungsprojekt der Diakonie St. Martin und der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen. Sie interessiert sich für Malen, Lesen, Schreiben in der „kaffeepause“ und Musik.

MUT
mut ist
dem inneren schweinehund
ins gesicht zu schauen
ihm zuzulächeln
und ihm zuzurufen
,,na komm schon, lass uns zusammen tanzen’’

Julian Messner
,,Ich bin 1986 in Bruneck (Südtirol) mit dem Down – Syndrom geboren, lebe mit meiner Mutter in Oberrasen und arbeite unter der künstlerischen Leitung von Frau Elfriede Kehrer in der Kunstwerkstatt Akzent der Lebenshilfe in Bruneck.
Ich liebe es im Rampenlicht zu stehen, spiele Theater bei der Volksbühne Rasen und beim Kleinen Theater Bruneck, moderiere Veranstaltungen wie Ausstellungseröffnungen, Konzerte und Versammlungen (zB. Jubiläumsvollversammlung 50 Jahre Lebenshilfe Südtirol), bin Sänger und Bandleader der Musikgruppe Miteinanders und da ich unbedingt auch Regie führen wollte, habe ich ein Theaterstück geschrieben und mit der Volksbühne Rasen inszeniert. Mit Bildern habe ich an verschiedenen Ausstellungen und Wettbewerben teilgenommen und meine Gedichte habe ich im Rahmen von Konzerten von  „ ars cantandi“ und der Musikformation „Opas Diandl“ sowie in verschiedenen Schulen vorgetragen. In meiner Freizeit sammle ich mit Vorliebe Wörter.“

Zu einem Bericht über den Literaturpreis und die Preisverleihung geht es hier