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Louis Fegerl und Vater Stefan
Louis Fegerl und Vater Stefan
10.02.2024

Dem besten U11-Spieler der Welt auf den Schläger geschaut

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… besuchte Louis Fegerl in der Mehrsporthalle Wiener Neudorf, wo der Zehnjährige täglich trainiert.

Wenige Gehminuten von der Station Wiener Neudorf der Badner Bahn entfernt liegt ein großes Sportgelände mit riesiger Halle. Im Keller trainieren unter anderem junge Tischtennis-Spieler:innen. Es handelt sich um eines der fünf Bundesleistungszentren (NÖ, Wien, OÖ; neben zwei weiteren von Landesverbänden in Klagenfurt und Salzburg).

Hier trifft Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Louis Fegerl. Der Zehnjährige ist seit wenigen Wochen Nummer 1 der U11 (Unter 11-Jährige). Und das nicht nur in Österreich, sondern in der Weltrangliste! Fokussiert betritt er die Halle, ruck-zuck ist er umgezogen, Schläger in der Hand, bereit fürs Training. Davor beantwortet er noch einige Fragen des Journalisten – das Interview in einem eigenen Beitrag – Link am Ende dieses Artikels.

Voll fokussiert

Kurzes Aufwärmen und dann spielt Louis gegen/mit seinem Vater Stefan. Da ist aber nix mit locker einspielen. Voll konzentriert, hin und wieder Hinweise des Trainers: „Beinarbeit“ und schon fliegt ein Ball nach dem anderen hin und her auf der blauen Platte – „Grün gibt’s schon lange nicht mehr, auf Blau, in manchen Ländern sogar auf Schwarz ist der Ball besser zu sehen – für die Zuschauer:innen, aber auch kein Nachteil für die Spieler:innen“. Mal knapp beim Tisch, dann wieder weit weg davon, fast an der Wand um gaaaaz lange Bälle zu spielen. So schnell kannst du meist gar nicht schauen, wie die beiden den Ball hin und her fetzen – und das immer voll fokussiert. Häufiges hörbares Stöhnen, hin und wieder die verschwitzte Hand kurz auf der Tischplatte abwischen. Und weiter. Zehn Minuten. Kurze Trink- und Verschnaufpause und wieder ran an die Platte.

Bruder lernt schreiben

Währenddessen malt sein kleiner Bruder, der erst im Herbst in die Schule kommt, die Buchstaben von A bis Z – die Groß sowie die Kleinbuchstaben der Reihe nach auf ein Blatt. Hin und wieder korrigiert ihn Mutter Li Qiangbing. Chinesische Schriftzeichen kann er noch viel besser. Drei zeigt er dem Journalisten und versucht dem beizubringen, wie diese halbwegs brauchbar ausgesprochen werden, und dass nix in Pang „Du bist der Beste“ bedeuten. Etwas das für seinen Bruder im Tischtennis gilt.

Erfolgreiche Eltern

Und für die Eltern auch vielfach. Li Quiangbing war schon als Juniorin Silbermedaillengewinnerin der Asienmeisterschaften im Einzel und holte mit ihrem Team – damals noch China – Gold. Alle späteren Erfolge erspielte sie bereits für Österreich – 7. Bei den Olympischen Spielen in Peking (2008), 6. Bei den Weltmeisterschaften in Guangzhou (2008), weitere Top-Ten-Plätze bei Welt- und Europameisterschaften bzw. im World-Team-Cup.

Ihr Ehemann, Stefan Fegerl, gewann sowohl im Doppel als auch im Team die Europameisterschaft 2015 in Jekaterinburg, war zehnfacher WM-Teilnehmer – davon zwei Mal im Team 5. Den selben Platz erreichte er 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio. Mit Borussia Düsseldorf – im Tischtennis so etwas wie Real Madrid im Fußball – erspielte er im Team so manche Siege und im Einzel war er vielfacher österreichischer Meister. Nach seiner aktiven Karriere wurde er Vizepräsident und vor zwei Jahren Sportdirektor des Österreichischen Tischtennisverbandes. Als Sportdirektor ist er für Vieles zuständig, Highlight – und natürlich entsprechende Herausforderung – ist die Europameisterschaft, die heuer vom 15. bis 20. Oktober in Linz ausgetragen wird.

Nachwuchs-Arbeit, Erfolge

„Ein Schwerpunkt ist aber sicher die Nachwuchsarbeit, auf die ungefähr zwei Generationen lang zu weniger Wert gelegt worden ist“, nennt Stefan Fegerl KiJuKU gegenüber großen Auf- und Nachholbedarf. Und dabei denkt er sicher nicht nur an die eigenen Kinder. Neben dem Weltranglistenplatz 1 für Louis Fegerl kann der Verband auch etliche weitere Erfolge allein in den vergangenen Wochen vorweisen:

So holte Julian Rzihauschek in der letzten Jännerwoche in Doha (Katar) die Silber-Medaille bei den U17-Weltjugendspielen (WTT Youth Contender). Er ist übrigens bereits dreifacher U15- Medaillengewinner bei Europameisterschaften, gewann im November des Vorjahres beim WTT Youth Star Contender mit Tiago Abiodun im U15-Doppel. Petr Hodina (OÖ) landete dort im Einzel auf Platz fünf und erreichte auch im Doppel mit Benjamin Girlinger das Viertelfinale.
Julian Rzihauschek hatte vor knapp mehr als drei Jahren international aufhorchen lassen als er im Alter von 12 Jahren in einem Champions-League-Match einen erwachsenen Profi besiegte. Der Vorläufer von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, der Kinder-KURIER, hatte ihn damals in seiner Trainingshalle besucht – Link zu dieser Geschichte weiter unten; außerdem ein Interview auch mit dem hier genannten Petr Hodina.

Ende Jänner erspielte sich Anastasia Sterner gemeinsam mit ihrer ukrainischen Doppelpartnerin Veronika Matiunina Platz fünf in der U21-Europameisterschaft. Im Viertelfinal scheiterten die beiden nur knapp am Einzug ins Seminfinale und damit einer Medaille.

Übrigens: Österreich stellt noch immer im Herren-Einzel mit Werner Schlager den letzten Nicht-chinesischen Weltmeister im Tischtennis (2003) – was eigentlich weit mehr zählen müsste als „Córdoba“, das seit mehr als 45 Jahren zelebriert wird, weil das Herren-Fußballteam bei der WM in Argentinien Deutschland 3:2 besiegt hat. Bei den Frauen hat China seit 1995 das TT-WM-Abo (im Damen-Doppel sogar bis 1989 zurück). Mandarin-Chinesisch hat Stefan von und mit seiner Frau gelernt, „jetzt kann ich’s schon leidlich sprechen!“ – was Li Quiangbing lächelnd bestätigt.

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