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Am 3. Juli wird die zweijährige Fatima von Yousra Mohammed, UNICEF-Ernährungsbeauftragte im Wad Madani Kinderkrankenhaus, auf Unterernährung untersucht. Ihre Familie wurde aus der Region um den Blauen Nil vertrieben
Am 3. Juli wird die zweijährige Fatima von Yousra Mohammed, UNICEF-Ernährungsbeauftragte im Wad Madani Kinderkrankenhaus, auf Unterernährung untersucht. Ihre Familie wurde aus der Region um den Blauen Nil vertrieben
29.08.2023

Sudan: 700 Kinder und Jugendliche müssen flüchten – stündlich

In den vergangenen nicht ganz zwei Monaten wurden mehr Kinder nach neuerlichen Konflikten in diesem afrikanischen Land vertrieben als in vier Jahren zusammen. Unicef ruft um dringendste Hilfe.

Angenommen du gehst in eine doch recht große Schule sagen wir mit ungefähr 30 Klassen, die alle jeweils von durchschnittlich 23 Kindern bzw. Jugendlichen besucht werden, dann kommst du auf eine Zahl von rund 700. Genau so viele Kinder wurden in den vergangenen Wochen seit Ausbruch neuer Konflikte im Sudan vertrieben – nicht insgesamt, sondern Stunde für Stunde, durch fast zwei Monate hindurch. Zwei Millionen Kinder mussten ihre Heimat verlassen, wurden vertrieben. Der Großteil musste in andere Landesteile flüchten, fast eine halbe Million sogar über die Grenze in Nachbarländer.

„Wir hören unvorstellbare Geschichten von Kindern und Familien, von denen einige alles verloren haben und mit ansehen mussten, wie ihre Angehörigen vor ihren Augen starben. Wir haben es schon einmal gesagt, und wir sagen es erneut: Wir brauchen jetzt Frieden, damit die Kinder überleben können.“ Das sagte kürzlich Mandeep O’Brien vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Er ist der Unicef-Länderbeauftragter im Sudan.

Die 10-jährige Rahaf spielt mit Sara Awad, UNICEF-SBC-Beamtin, an einem Treffpunkt in Madani
Die 10-jährige Rahaf spielt mit Sara Awad, UNICEF-SBC-Beamtin, an einem Treffpunkt in Madani

14 Millionen Kinder und Jugendliche brauchen dringendst Hilfe

Aber nicht nur die geflüchteten Kinder und Jugendlichen, insgesamt fast 14 Millionen Kinder (eineinhalb Mal so viele wie ganz Österreich Einwohner:innen hat; Sudans Bevölkerung zählt fast 47 Millionen Menschen) brauchen dringend humanitäre Hilfe. Viele von ihnen sind täglich vielfältigen Bedrohungen und schrecklichen Erfahrungen ausgesetzt. Abgesehen von Konfliktherden wie Darfur und Khartum haben sich die schweren Kämpfe inzwischen auch auf andere bewohnte Gebiete ausgeweitet, unter anderem in Süd- und Westkordofan, wodurch die Bereitstellung lebensrettender Dienste für die enorm Bedürftigen und der Zugang zu diesen eingeschränkt werden.

Es wird geschätzt, dass zwischen Juli und September des heurigen Jahres 20,3 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, was den Gesundheits- und Ernährungszustand von fast 10 Millionen Kindern weiter verschlechtert.

UNICEF und Partner unterstützen die Untersuchung auf Unterernährung und die Behandlung, damit betroffene Kinder überleben können
UNICEF und Partner unterstützen die Untersuchung auf Unterernährung und die Behandlung, damit betroffene Kinder überleben können

Fast zehn Millionen Kids haben kein sauberes Wasser

Mit dem Beginn der Regenzeit wurden viele Häuser durch Überschwemmungen zerstört, was dazu führte, dass immer mehr Familien aus ihren Gebieten flohen. Außerdem ist das Risiko des Ausbruchs von Krankheiten wie Cholera, Dengue, Rifttalfieber und Chikungunya-Fieber während der Regenzeit deutlich höher. Derzeit haben mehr als 9,4 Millionen Kinder im Sudan keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und 3,4 Millionen Kinder unter 5 Jahren sind stark gefährdet, an Durchfallerkrankungen und Cholera zu erkranken.

Die Gewalt behindert nach wie vor die Bereitstellung von Gesundheits- und Ernährungsdiensten, wodurch Millionen Kinder gefährdet sind. In Khartum sowie in den Regionen Darfur und Kordofan sind weniger als ein Drittel der Gesundheitseinrichtungen voll funktionsfähig. Unsicherheit und Vertreibung hindern Patient:innen und medizinisches Personal daran, Krankenhäuser zu erreichen, und viele Einrichtungen wurden Berichten zufolge angegriffen und zerstört.

Die Gesundheitssysteme in den anderen elf Bundesstaaten sind aufgrund der massiven Vertreibung der Bevölkerung aus den Krisengebieten in die weniger betroffenen Bundesstaaten überfordert. Nach Angaben von UNICEF berichten alle Regionen des Sudan über einen krassen Mangel an Medikamenten und Hilfsgütern, darunter auch lebensrettende Hilfsgüter, und über deren Verknappung.

In Gebieten, in denen es viele Binnenvertriebene gibt und die Gesundheitssysteme überlastet sind, wie in den Blauen und Weißen Nil-Staaten, kommt es immer wieder zu Krankheitsausbrüchen, darunter auch Masern, und es wird von Todesfällen berichtet.

Die 10-jährige Rahaf wäscht sich an einem Sammelpunkt in Madani die Hände. An dem Treffpunkt, an dem 36 Familien und 86 Kinder leben, verteilte UNICEF Hygienesets für Frauen und sensibilisierte sie für angemessene Hygiene- und Hygienepraktiken, einschließlich Händewaschen mit Seife.
Die 10-jährige Rahaf wäscht sich an einem Sammelpunkt in Madani die Hände. An dem Treffpunkt, an dem 36 Familien und 86 Kinder leben, verteilte UNICEF Hygienesets für Frauen und sensibilisierte sie für angemessene Hygiene- und Hygienepraktiken, einschließlich Händewaschen mit Seife.

Dringende Soforthilfen notwendig

Die tödliche Kombination von Masern und Mangelernährung gefährdet das Leben von Kindern in hohem Maße, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden. Da der Konflikt das Land weiterhin verwüstet, besteht für fast 700. 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung ein hohes Risiko, dass sie ohne Behandlung nicht überleben, 1,7 Millionen Babys laufen Gefahr, wichtige lebensrettende Impfungen zu verpassen, und eine ganze Generation von Kindern wird wahrscheinlich keine Schulbildung erhalten. Millionen Buben und Mädchen werden auch keine Sicherheit und kein psychosoziales Wohlbefinden erleben.

In den letzten vier Monaten hat UNICEF mehr als vier Millionen Kindern, Müttern und Familien im Sudan Gesundheits-, Ernährungs-, Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) sowie Bildung und Schutz bereitgestellt. In den nächsten 100 Tagen benötigt UNICEF dringend 400 Millionen US-Dollar, um seine Krisenmaßnahmen aufrechtzuerhalten und auszuweiten und die am meisten gefährdeten Kinder zu unterstützen.

UNICEF appelliert weiterhin an alle Konfliktparteien, die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder in den Vordergrund zu stellen, ihren Schutz zu gewährleisten und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in die betroffenen Gebiete zu ermöglichen. Lebensrettende humanitäre Hilfe muss unverzüglich geleistet werden, um die Rechte von Millionen gefährdeter Kinder zu schützen und zu wahren.

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