Gedanken zum Musiktheaterstück „Der Besuch vom kleinen Tod“. Von Fatima Kandil.
Die meisten von uns reden nur ungern über ihn. Er ist unberechenbar und unaufhaltsam. Auf Zehenspitzen laufen wir um ihn herum und das, obwohl er unvermeidlich ist, denn im Grunde genommen ist jeder Augenblick im Leben ein Schritt zu ihm hin. Dem wohl natürlichsten Prozess im Leben eines jeden Menschen. Dem Tod.
Viele von uns sind konditioniert, den Tod zu fürchten und die mit ihm verbundene Trauer zu unterdrücken. Meistens vermeiden wir es, über ihn nachzudenken, es sei denn, es ist notwendig. Viele betrachten ihn als einen gefürchteten Feind, der von diversen Innovationen besiegt werden kann und sollte. Diese Kampfmentalität spiegelt sich auch in unserer Sprache wider. So sagen wir, dass Menschen Krankheiten „bekämpfen“ oder ihnen „nach einem langen Kamp zum Opfer fallen“. Menschen, die sterben, sind „nicht mehr bei uns“, „vergangen/ hinübergegangen/ davongegangen“ „aus dem Leben geschieden“ oder „für immer eingeschlafen““. Wenn wir ihn nicht totschweigen, so umschreiben/ umsprechen, wir ihn in der Hoffnung, Unsterblichkeit zu erlangen, oder – vor allem im Gespräch mit Kindern -, um die mit ihm einhergehenden Gefühle von Kälte und Einsamkeit abzuwehren.
Obwohl die Verwendung des Wortes „Tod“ einige Probleme vermeiden kann. Wenn Sie einem Kind sagen, dass jemand „für immer eingeschlafen“ ist, könnte das Kind erst recht verwirrt oder verängstigt sein, und eine Angst vor dem Schlafen bekommen!
In zu vielen Köpfen schwebt eine finstere Personifizierung des Todes als bedrohliche Gestalt in schwarzer Kapuzenrobe herum, ausgestattet mit einer Sichel, um den Lebensfaden zu durchschneiden.
Eine Aufführung von netzzeit im Rahmen von Wien Modern im Dschungel Wien gibt folgendes Geheimnis preis: Dem Tod entkommt keine und keiner, also sollten wir uns mit ihm anfreunden. Sobald wir dies tun, wird uns hier ganz schnell bewusst, dass der Tod ein Tee liebendes, sanftes, äußerst liebevolles und empathisches kleines Männchen ist, welches tagtäglich zur selben Uniform greift, um dem Phänomen der Entscheidungsmüdigkeit zu entkommen und sich in erster Linie um das Wohlbefinden seiner Gäste bemüht.