In seinem spannenden Jugendroman „Laras Vampir“ richtet der Autor immer wieder einen Scheinwerfer auch Armut in Rumänien.
„Plötzlich glaubte Grigore, vor der Lösung des Rätsels zu stehen: Das Böse war aus dem Dunkel der Geschichte ins Leben zurückgekehrt. Es hatte über die Jahrhunderte gelauert und geduldig gewartet, dass es wieder auferstehen und losschlagen könnte.“
Und dennoch – oder gerade deswegen – so schreibt der Autor dieses Thrillers keine Seite später: „Zum ersten Mal in seiner Laufbahn als erfolgreicher Mordermittler fühlte er Ohnmacht, begleitet von Angst. Vor dem Fremden, dem unsichtbaren, vor dem unbekannten Grauen. Nicht er jagte diesen irren Mörder, der irre Mörder jagte ihn.“
Könnten diese beiden einleitenden Absätze vielleicht verwirrend wirken, so ist natürlich schon mit Titel und Untertitel, also der Überschrift und der Zeile darunter ein wenig verraten, worum‘ geht. Robert Klement hat mit „Laras Vampir“ einen sehr spannenden, immer wieder aufregenden, manchmal geheimnisumwitterten Jugendroman (ab ca. 12 Jahren) geschrieben, in dem ein Untoter sozusagen wieder zum Leben erwacht. Das hätte ich nicht verraten und vorweggenommen, wenn es nicht auch schon im Trailer zum Buch – Link zu diesem Video unten am Ende des Beitrages – vorkommen würde.
Immerhin ging es um eine Mordserie, die in den Medien bald unter dem Titel „der Schlitzer“ allgegenwärtig war. Riesige Gruppen an Ermittler:innen wurden aufgeboten, die Mordserie, bei der den Opfern Blut ausgesaugt wurde, musste gestoppt werden…
Der Autor – ein Interview darüber, wie er zu dieser Geschichte gekommen ist, findest du in einem eigenen, unten verlinkten Artikel – hat aber nicht nur eine spannende Vampir-Geschichte verfasst, sondern ein anderes Erzähl-Element eingeflochten.
Dieses beginnt ansatzweise schon in der Hauptstory. Niclas Albescu, Vater von Lara („ein Mädchen irgendwo zwischen Kind und Halbwüchsiger“), wurde nach einem Arbeitsunfall entlassen und musste den für ihn entwürdigenden, schlecht bezahlten Job in der Touristenattraktion „House of Horror“ annehmen, um über die Runden zu kommen. In einem dunklen Raum in einem mit rotem Stoff ausgelegten Sarg liegen und alle paar Minuten hochfahren und die Touris erschrecken…
Schlechtes Sozialsystem, keine Unfallrente, mieser Job mit geringer Bezahlung. Aus dem „geachteten, sympathischen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen“ wurde einer, der „kaputt, völlig am Ende“ war. Armut und soziale Lage vieler Menschen im EU-Land Rumänien war Klement von Anfang an ein großes Bedürfnis, in diesen Roman zu „verpacken“. „Statt Blut wurde hier Geld aus den Touristen gesaugt … Für die armen Bewohner Siebenbürgens eine willkommene Einnahmenquelle“, verknüpft er die Haupthandlung mit immer wieder eingestreuten Hinweisen auf Soziales.
So beschreibt Robert Klement etwa Jugendliche, die vor dem Einkaufszentrum in Bran ständig auf dem Boden kauern, weil sie dort WLAN hatten, im Café hätten sie ein Getränk bestellen müssen, wofür sie kein Geld haben. „Sie drängten sich um dies Plätze wie Frierende um eine Feuerstelle.“ Oder dass „viele ohne Frühstück zur Schule“ kamen. Oder, dass „Radu, dessen Vater gelegentlich als Erntehelfer in Deutschland arbeitete, meinte: „Ich habe keine Schulden gemacht, keinen Job vermasselt und nichts verbrochen. Trotzdem muss ich jeden Tag in den leeren Kühlschrank stieren.“
Ian und Mia waren sogenannte „Euro-Waisen“, Kinder, deren Mütter in Österreich als Pflegerinnen arbeiteten, um Euro zu verdienen. Dort bekamen sie viermal mehr als in ihrer Heimat. Manche dieser Kinder kamen in ein Heim, weil es keine Großeltern zur Betreuung gab.“
Als Gegensatz dazu beschreibt Klement immer wieder die – trotz der räumlichen Trennung – intensive, emotionale und gedankliche Bindung zwischen Lara und ihrem Vater.
Der Autor lässt den Chef-Ermittler auch Szenen beobachten wie Frauen, die am Bach Wäsche waschen, „alte Leute, die auf Mülldeponien nach Metallresten und nach Verwertbarem stocherten, Bauernfamilien, deren ganzes Vermögen oft das einzige Kalb war, mussten meist ohne Strom in ihren Holzhäusern leben…“
Ein weiterer „Nebenstrang“ der Erzählung ist jener des Kampfes unter Fürst Vlad III gegen Türken/Osmanen. „Na ja, viele sagen, er war ein brutaler Menschenschlächter und blutrünstiger Tyrann“, stieß er (ein Fremdenführer) verächtlich hervor. „Er hat unseren christlichen Glauben gerettet!“, entgegnete Niclas heftig … Ich kann es nicht leiden, wenn unser Nationalheiliger kritisiert wird…“
Nun ja, diese „Rettung“ bestand immerhin darin, dass er die Gegner pfählen, also brutal ermorden ließ.
Natürlich kommt der Ermittler dem Täter immer näher, aber wie’s ausgeht – nein, das wird hier sicher nicht verraten.