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Melike Yağız-Baxant in "Glückskind"
Melike Yağız-Baxant in "Glückskind"
04.10.2023

Aus Pech-Erfahrungen ein Stück gemacht: „Glückskind“

Melike Yağız-Baxants harter Weg von heftigen Lebensstationen bis zum eigenen Bühnenstück – im Theater Drachengasse (Wien).

Das Publikum betritt den Theaterraum auf dem Weg zu den Sitzplätzen über einen roten Teppich. Der setzt sich über die Treppen auf die Bühne – bis ans hintere Ende derselben fort. Auf dieser roten Bahn kommt Autorin und Schauspielerin Melike Yağız-Baxant – eine lange Schleppe aus zusammengebundenen Stoffen hinterher ziehend – in den Saal und betritt die Bühne. Schon immer ihr’s sozusagen. Denn, so beginnt sie ihr Stück „Glückskind“, sie sei schon mitten im Theater geboren worden.

Melike Yağız-Baxant in
Melike Yağız-Baxant in „Glückskind“

Nicht im herkömmlichen Sinn, verdeutlicht sie in den ersten Sätzen. Sie betrachtet sozusagen das Leben um sie herum als Theater. Hauptdarstellerin war die Mutter, sie selbst mit vier Jahren Publikum in der ersten Reihe. Ob Exekution wegen Spielschulden des Vaters oder noch krassere Situationen – politischer Verfolgung in der Türkei – alles schildert sie als wären es Szenen eines Stücks. Und selbst die tragischsten Momente schildert und spielt sie mit – mindestens – einem Schuss (Selbst-)Ironie.

Melike Yağız-Baxant in
Melike Yağız-Baxant in „Glückskind“

Kunst als Deckmantel

Lachen, das mitunter im Hals stecken bleibt, wenn sie Erfahrungen von Schauspielprüfungen bzw. dem Lernen mit mehr oder minder arrivierten Theaterleuten für die Aufnahmetests in Szenen übersetzt. Wo nicht selten sie gar nicht dazukam, die einstudierten, erlernten Monologe vorzusprechen/-spielen, sondern mehr auf ihr Aussehen abgezielt wurde. Oder noch mehr, das auf Missbrauch mehr als nur hindeutet, und doch von den Gegenübers unter den Deckmantel von „Kunst“ versteckt werden wollte.

Melike Yağız-Baxant in
Melike Yağız-Baxant in „Glückskind“

„Menü“

Die Brotlosigkeit freier künstlerischer Arbeit machte sie in ihrem Dauer-Tagesmenü – Burger, Pommes, Cola – bildhaft. „Und das hab ich schon lange davor geschrieben“, versichert sie die Nachfrage des Reporters nach der Premiere. Obwohl dieses Menü natürlich vor allem sehr heftige aktuelle Lacher nach sich zog (Stichwort Mc Schmähhammer).

Melike Yağız-Baxant in
Melike Yağız-Baxant in „Glückskind“

Auch gut gemeint geht nicht selten daneben

Aber auch wohl-und gutgemeint Multikulturelles von engagierten Theaterleuten, das letztlich eher gönnerhaft und paternalistisch ankam, nimmt Melike Yağız-Baxant in ihrem Spiel und Text aufs Korn. Das alles habe sie – speziell in der Pandemie, wo sie ohnehin zwangsweise pausieren musste und Zeit hatte – dazu gebracht, sich aus diesem immer von anderen bestimmten Betrieb zurückzuziehen und an eigenen Texten zu arbeiten. Die Basis für das nunmehr im Theater Drachengasse zu erlebende Stück, dessen Ende keinesfalls verraten werden soll, legte sie mit ihrem Text „ein künstlerischer Therapieabend“, mit dem sie vor zwei Jahren einen der Exil-Literaturpreise (Platz 2) gewonnen hat. Und mit dem sie nun – ausgebaut und weitergeführt – wieder im Theater landet(e) – aber eben sehr selbstbestimmt – und damit nun wirklich „Glückskind“.

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Melike Yağız-Baxant in
Melike Yağız-Baxant in „Glückskind“
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Glückskind

Text, Schauspiel, Regie: Melike Yağız-Baxant
Schauspielcoaching: Gabriela Hütter

Eine Koproduktion mit Theater Drachengasse

Wann & wo?

Bis 14. Oktober (Dienstag bis Samstag, 20 Uhr)
Bar & Co
Theater Drachengasse: 1010, Fleischmarkt 22/Drachengasse
Telefon: 01 512 13 54
drachengasse -> Glückskind
Trailer – von Özgün Yarar