„Tabula Rasa“ – ein inklusives Tanztheaterstück von „Ich bin O.K.“ gemeinsam mit Landesbühnen Sachsen – im Dschungel Wien.
Nach Auftritten in Norwegen (Mitte September) und Deutschland (eine Woche danach) zeigen sechs Tänzer:innen nun im Dschungel Wien – nur mehr am 11. Oktober 2023 – im Rahmen des kleinen Puls Festivals ihr Stück „Tabula Rasa“ (Inszenierung und Choreografie: Simon Wolant; Co-Choreografie Attila Zanin).
Symbolisch für den Stücktitel „Tabula Rasa“ – aus dem Lateinischen für glattgestrichene (Wachs-)Tafel, im übertragenen Sinn damit für unbeschriebenes Blatt – dominiert ein langer weißer Tisch zunächst im Bühnenhintergrund. Der wird von Gavin Law in der Rolle eines Kochs mit wenigen echten und allerhand Kunststoff-Lebensmittel aus einem großen Korb gedeckt. Echten Käse hackt er mit Hilfe eines Messers in kleine Würfelrn und spießt sie gemeinsam mit Weintrauben auf Zahnstocher. Dabei vollführt er teils fast akrobatische Tanzbewegungen. Simon Couvreur taucht als Kellner auf, um die Spießchen auf einem Tablett an einige Menschen im Publikum zu verteilen. Wie sein zuvor genannter Kollege vollführt er die Handlung ebenfalls tanzend.
Was auch für die in der Folge auftauchende sich offenbar für einen Gala-Auftritt vorbereitende Maria Naber sowie die abstrakte Malerin Sophie Waldstein und Raphael Kadrnoska bzw. Marianne Reynaudi gilt. Während letztere in einer weiteren Szene eine feine Party-Queen gibt, gehen die fünf anderen als Klischee-Gängsta-Rappern sie zunächst an, um sie danach umwerbend zu umtanzen. Und über allem – schon die ganzen Zeit und in weiteren Szenen – schwebt eine große Platte mit unzähligen aufgeschichteten „Gold“Barren. Sozusagen der Tanz unter dem Goldenen Himmel (Ausstattung: Ralph Zeger) wie einst der ums biblische Goldenen Kalb.
Ein Barren fällt – ein Kampf entspinnt sich. Jede/r will ihn haben, eine nimmt ihn dem anderen weg und so weiter.
Ist es das, was sie, was wir wollen?
Schluss damit – wie auf alten Wachstafeln Geschriebenes weggeschabt, verstrichen wird, um wieder neu draufschreiben zu können (wovon der Begriff Tabula Rasa kommt), will das Tanztheaterstück reinen Tisch machen. Neuanfang nach dem beendeten Kampf ums Gold – plötzlich ist für alle je ein Barren da. Die sich übrigens „nur“ als papieren Behälter für – nein das sei jetzt nicht verraten – herausstellen. Aus den Reibereien – ob um Symbole für Materielles oder um Aufmerksamkeit wird eine erfrischend, wohltuende, eigentlich zum Mitschwingen einladende gemeinsame Party.
Aber nicht nur das ist möglich. Das ganze inklusive Stück und seine Entwicklung über Monate hinweg zeigt einmal mehr, was geht, wenn Vorurteile überwunden werden, handelt es sich doch um eine länderübergreifende Koproduktion von Profitänzer:innen der Landesbühnen Sachsen mit Tänzer:innen mit Trisomie 21 von „Ich bin O.K.“ aus Österreich, einem Verein, in dem seit Jahrzehnten inklusive Stücke erarbeitet und aufgeführt werden.
Inklusives Tanztheater; ab 12 Jahren; 50 Minuten
„Ich bin O.K.“ (Österreich) + Landesbühnen Sachsen (Deutschland)
Inszenierung und Choreografie: Simon Wolant
Co-Choreografie: Attila Zanin (Vereinsobmann und Leiter der Dance Company „Ich bin O.K.“)
Performer:innen: Simon Couvreur, Gavin Law, Raphael Kadrnoska, Maria Naber, Marianne Reynaudi, Sophie Waldstein
Ausstattung: Ralph Zeger
Projektleitung: Johanna Jäger
Im Rahmen von PULS Festival für junges Publikum. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit ConnectUp, unterstützt durch das Creative Europe Programm der Europäischen Union
11. Oktober 2023
10 und 19 Uhr
Im Anschluss an die Vorstellung um 19 Uhr findet ein Talk zum Thema „Theater und Inklusion“ statt.
Telefon: 01 522 07 20-20
https://www.dschungelwien.at/event/tabula-rasa