Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zu Besuch bei einigen Kursen und Workshops der KinderuniKunst in der „Angewandten“.
Konzentriert sitzen sie an einem der Tische in einem großzügigen Raum der Universität für Angewandte Kunst. Geduldig falten Ella und Moira Seiten alter Bücher. Spitze Formen teils mit wegstehenden Eckerln. Nach und nach ergeben sich Bögen, Hügel. Moira dreht ihre bisher gefalteten Seiten in Richtung der Kamera von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Vorne bastle ich dann noch was dran, so dass das Ganze ausschaut wie ein Fuchs“, verrät sie schon vorab dem Journalisten.
Die beiden und noch weitere, die aus alten Büchern solche Skulpturen bauen, gestehen: „Viel Geduld brauch es schon.“ Ella ergänzt aber gleich: „Es macht aber auch Spaß, das ist schon mein drittes Buch, bei dem ich die Seiten falte.“
„Buch-Tag“ ist eine der knapp mehr als140 Lehrveranstaltungen der Kinderuni Kunst (Wien und Niederösterreich) mit insgesamt mehr als 2000 Plätzen für kreativ-hungrige Jung- und Jüngst-Studierenden. Und selbst bei diesem Workshop (Leitung: Claudia-Eva Dorfer) steht mehr auf dem Programm als der geschilderte Bau papierener Skulpturen. In einer anderen Ecke des Raumes köchelt Gießseife in Töpfen auf Herdplatten. Getrocknete Blütenblätter, flüssige Farben und Düfte und kleine Seifen in Schmetterlings-, Dino und anderen Formen entstehen – allesamt fast zu schön, um sich später einmal damit zu waschen.
Wieder andere Kinder – oder solche, die ihre Tätigkeit nun wechseln – verzieren hölzerne Schächtelchen mit bunten Steinchen. Beni und Mehmet basteln aus buntem Papier Fische, die sie an dünne Holzstäbe kleben. „Das sind fliegende Fische. Solche gibt es wirklich!“ Einer schaut aus wie ein Hai. „Die sind gar nicht so böse wie viele sagen“, weiß Benni, der auch drauflos sprudelt, „dass Kraken neun Hirne und drei Herzen haben, das hab ich bei einem Ausflug mit der Schule zum Kinder Literatur Festival gelernt“. (Buchreihe von Michael Stavarič und Michèle Ganser „Faszination Kraken und ebenso Quallen bzw. Hai – als nächstes kommen Wale.) Mehmet „fand die Idee cool, so etwas zu basteln, das ist einmal etwas ganz anderes!“
Anna, Leni, Anouk, Leonie und Leon malen jede und jeder einen hohen Turm auf ihre Zeichenblätter und Mädchen mit langen Haaren. Genau, die Gefängnisse von Rapunzel. „Weil es am leichtesten war, dieses Märchen zu zeichnen“, tönt es dem Reporter aus der Runde entgegen, „aber schon auch spannend“. Kurzfristig sind fast alle der fünf Zeichnerinnen aus dem Kurs „Meine Träume & Märchen ganz bunt“ (Leitung: Margit Pflaum) abgelenkt und tummeln sich auf dem Boden, wo Mina, die weiße kuschelige Hündin der Kinderuni Kunst-Leiterin Silke Vollenhofer, sich auf den Rücken legt, um sich streicheln zu lassen.
Davon lassen sich Florian, Benedikt, Marcel und William gar nicht aus dem Konzept bringen. „Wir malen Bilder zum Märchen Die drei kleinen Schweinchen (aus England, u.a. von Joseph Jacobs veröffentlicht). Aber bei uns malt jeder ein anderes Bild – Häuser, Hintergrund, Vordergrund, die laufenden Schweinchen“, erfährt KiJuKU.at
Auf die Frage, ob das leicht war, sich darauf zu einigen, wer was macht, meint William verschmitzt: „Naja ein bissi Streit gab’s schon, vor allem weil nie alle zugehört haben, als es darum gegangen ist.“
Anatol, Leo und Mila zeigen dem Journalisten Boote aus Styrodur und Holz – und sie lassen sie auch in einem der zwei schmalen mit Wasser gefüllten metallenen Kanäle schwimmen. Mila bläst ihren „Motor“, einen Luftballon auf, setzt den Kahn aufs Wasser und der Rückstoß der ins Wasser ausströmenden Luft treibt das Boot voran. Das Trio führt auch noch Boote mit anderem Antrieb vor: ein hölzernes Brettchen zwischen einem Gummiringerl eingeklemmt, drehen sie mehrfach um die Achse, sodass der Gummi eingezwirbelt wird. Halten, aufs Wasser setzen und das Brettchen dreht sich und das Gummiringerl aus, und bringt so das Boot voran. „Does ist sail?“ nannte sich diese Lehrveranstaltung der Kinderuni Kunst im Fachbereich Architektur (von Bence Pap geleitet).
Ein besonderes Boot führte Greta vor. „Das hat auch einen Motor, kann aber auch segeln!“, kündigt sie an. Nachdem der Brettchen-Antrieb ausgedreht ist, greift sie zu einem Fächer und erzeugt Wind, so dass die vielen kleinen Segel nun das Boot voranbringen – sogar bis ins Ziel am Endes des schmalen Kanals. „Das Boot heißt Gremal – aus unseren Namen Greta, Meryem und Alma. Wir haben das gemeinsam gebaut, aber die anderen zwei sind heute nicht mehr da.“
Das in diesem Abschnitt eingangs genannte Geschwister-Trio erzählt noch vom Beginn des Bootsbaus: „Am Anfang haben wir es uns nur schwer vorstellen können, wie das funktionieren soll. Aber es gab eine gute Präsentation der verschiedenen Schritte, dann haben wir Boote gezeichnet und in Gruppen daran gearbeitet.“
Im 5. Stock in einer Art unfreiwilligen Sauna sitzen die Kinderuni Kunst-Studierenden vor großen Computer-Monitoren und programmieren Spiele mit dem bausteinartigen vielen Kindern bekannten Werkzeug Scratch. Pina hat schon ewig lange, umfangreiche Codes. „Mein Dino ist auf Schatzsuche durch verschiedene Welten – Wüste, Felsen… und er muss dazwischen auch Futter fangen.“ Ein relativ großer roter Apfel ist schon fast in seinem Maul.
Auf dem Computer nebenan gestalten in „Kunst mit Code“ (Leitung: Andrea Ida Malkah Klaura, und Birgit Hertel) Sebi und Antonia Figuren – einen Bären mit spitzen, dünnen, pinken Zehennägeln, ein Huhn mit Gucci-Tasche, aufgespritzten Lippen, eine zauberhafte Fee mit High Heels. Ob sie später Teil eines Computerspiels werden, lassen sie noch offen.
Vielfältiges Programm aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Bühne & Theater, Design, Fotografie, Kunst- & Kulturschutz, Kunst & Wissenschaft, Mediale Kunst, Mode, Musik, Tanz & Performance, sowie Kurse in Niederösterreich.
Bis 12. Juli 2024
Mehr als 500 Wissenschafter:innen aus sechs Universitäten und einer Fachhochschule bieten insgesamt 344 Lehrveranstaltungen für 4 500 Kinder von 7 bis 12 Jahren bei der Kinderuni Wien an. Heuer stehen viele der Lehrveranstaltungen für Kinder unter dem Schwerpunkthtema „Partizipation“, also Mitbestimmung und Mitmachen.
Bis 12. Juli: Universität Wien, Technischen Universität Wien, Universität für Bodenkultur und FH Campus
15. bis 19. Juli: Medizinischen Universität Wien, Wirtschaftsuniversität Wien und Veterinärmedizinischen Universität Wien.
20. Juli: Sponsion im großen Festsaal der Universität Wien am Universitätsring
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