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Szenenfoto aus dem teatro-Musical "Pinocchio" 2024 im Stadttheater Mödling
Szenenfoto aus dem teatro-Musical "Pinocchio" 2024 im Stadttheater Mödling
23.07.2024

Abenteuerlicher Weg – zu sich selbst und einem lebendigen Herzen

Neues Pinocchio-Musical von „teatro“ im Stadttheater Mödling; Bericht samt kurzen Interviews mit zwei jungen Darsteller:innen.

Alter einsamer Tischler schnitzt aus einem Holzstück eine Marionette – wie er in seinem Leben schon viele angefertigt hat. Aber diese ist besonders, wird lebendig. Aber statt nun ein Kind bei sich zu haben und nicht mehr allein zu sein, macht sich die Figur auf, um die weite Welt zu erkunden – und so „nebenbei“ sich selbst. Am Ende – genau, happy End von Pinocchio und seinem Schöpfer Geppetto.

Diese dutzendfach erzählte, gespielte – mit Schauspieler:innen, mit (Marionetten-)Figuren, in Filmen Coming-of-Age-Geschichte läuft seit kurzem auch (wieder) als Musical mit großteils (sehr) jungen Akteur:innen auf der Bühne des Stadttheaters in Mödling. Seit fast eineinhalb Jahrzehnten bespielt die Gruppe teatro Sommer für Sommer dieses Haus, wenige Bahn- und dazu einige Gehminuten von Wien entfernt.

Szenenfoto aus dem teatro-Musical
Das mit der länger werdenden Nase – nur eine Nebenbeihandlung bei Pinocchio – kommt natürlich schon in einer Szene vor

Nebenbei

Ja, das mit der Nase, die beim Lügen lang und länger wird, kommt auch vor – ist aber wie generell schon im Original von Carlo Collodi (1826 – 1890) nur eine Rand-Episode. Ähnlich wie der Kampf von Don Quijote gegen die Windmühlen-Flügel, der in dem rund 1500-seitigen Roman von Miguel de Cervantes keine zwei Seiten umfasst, oft das berühmteste „Überbleibsel“ ist.

Superstar

Zurück nach Mödling. Vor acht Jahren schon spielte teatro damals mit dem Titel „Pinocchio Superstar“ ein Musical rund um den hölzernen „Dummkopf“ (Pinco = Dummköpferl). Dessen Darsteller Moritz Mausser wurde im Vorjahr tatsächlich zum Superstar als Verkörperung von Falco im Musical Rock me Amadeus im Wiener Ronacher. Die diesjährige Produktion ist aber ziemlich neu gedacht, inszeniert, choreografiert und komponiert – wenngleich ein paar Nummern aus der Produktion von 2016 – mit teils neuen Texten – übernommen worden sind (Buch, Regie: Peter Faerber; musikalische Leitung, Arrangements: David Schieber; Choreografie, Einstudierung: Beatrix Gfaller; Intendanz, Musik, Bühnenbild: Norberto Bertassi).

„Glücklich und dankbar“

Den aktuellen Pinocchio, der lange Zeit noch mit hölzernem Herzen unterwegs ist, spielt, tanzt und singt der 14-jährige Joel Gradinger – erstmals in der großen Sommerproduktion von teatro auf der Bühne, davor aber schon drei Mal in der Weihnachtsgeschichte in der Mödlings Stadtgalerie als kleiner Eby (Ebenezer) sowie in sechs Produktionen der mab (musical academy brigittenau). Und er „rockt“ in dieser Rolle das knapp mehr als 2-stündige Musical (für manche der sehr jungen Kinder im Publikum ein bisschen zu lang). „Glücklich und dankbar, dass mir so viel Verantwortung zugetraut worden ist“, schätzt sich der Pinocchio-Darsteller nach der zweiten umjubelten Aufführung im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
„Zuerst hab ich schon ein bisschen geschluckt als ich gefragt worden bin: Einerseits froh, andererseits vielleicht eine Last. Aber ich hab nicht lange überlegt und schnell zugesagt.“
Dass er im Laufe der Arbeit an dieser Produktion vielleicht in den Stimmbruch kommen könnte – hat niemand bedacht, aber war/ ist kein Problem. „Wir haben dann bei den Melodien ein bisschen oktaviert.“ (Passagen tiefer gesetzt.)

Seinen Schöpfer und „Vater“ Geppetto singt der Autor und Regisseur des Musicals Peter Faerber himself.

Autor kommt zu Ehren

In dieser Version lässt teatro auch Carlo Collodi, den Erfinder der Figur von Pinoccio, in Erscheinung treten. Zu Beginn sitzt er auf einem wackeligen Sessel. Das abgebrochene vierte Stuhlbein hält nur, weil es auf etlichen Büchern (!) steht. Irgendwie will diesem Collodi keine brauchbare Geschichte einfallen. ER bringt die Sitzgelegenheit zur Reparatur zum Tischler und … – der Rest ist aus einer Fortsetzungsgeschichte für eine italienische Zeitung zum weltberühmten Roman geworden. Wuk Pavlovits (15) spielt aber nicht nur den Collodi überzeugend, sondern auch noch den Feuerfresser, der die hölzerne Puppe verbrennen lassen will, sowie den Wirt Gino und einen Fischer.

Frech-witzig

Für so manche witzig-freche Bemerkung samt zugehöriger Bewegungen und Aktionen sorgt die „Grille“, die die Fee (Mirella Sengl) Pinocchio, dem sie Leben einhaucht, als Art Schutzengel mit auf den Weg gibt. Auch wenn sie sich so gar nicht nur als Erfüllungsgehilfin und Helferin sieht. Pauline Faerber, erst zehn Jahre jung, aber schon bei Schneewittchen sowie Anne of Green Gables in den beiden vergangenen Jahren auf der großen Bühne im Einsatz, verkörpert diese freche Figur sehr glaubhaft.

Auf die KiJuKU-Frage, ob sie auch im echten Leben so unterwegs sei, meinte sie: „Irgendwie schon, meistens bin ich die kleine Freche. Aber im wirklichen Leben habe ich niemanden, auf den ich aufpassen muss!“ Sie freut sich, diese Rolle bekommen zu haben, „weil ich schon immer eine lustige Figur spielen wollte“.

Obwohl sie schon mit vier oder fünf Jahren begonnen hat, Klavier zu spielen und Ballett zu tanzen, „weiß ich noch nicht, ob ich Bühne zu meinem Beruf machen möchte. Ich beschäftige mich gerne mit Sprachen und geh jetzt in ein Gymnasium (Wr. Neustadt, Babenbergerring) , wo ich in der Oberstufe eine weitere Sprache lernen kann – Spanisch, Französisch, Russisch, vielleicht wird ich Spanisch nehmen.“

Charmante „Böse“

Die „bösen“ Figuren Fuchs Myra (Nembhard) und Katze (Valerie Fürnkranz), die Pinocchio zum Beispiel mit dem Trick des Geldbaumes um dessen Münzen bringen, versprühen in ihrer kriminellen Energie auch einen gewissen Charme gepaart mit Witz. Noch mehr davon strahlt die Figur der schulverweigernden Lucignola (Lilly-Ann Haas) aus.

Wie in andren Pinocchio-Versionen die Fee, so kommt hier die Lehrerin Lauretta Giocattolo (Julia Wenig), dem kreativen Tischler näher.

Live-Musik, Gesang und Tanz

Natürlich lebt das Musical nicht nur von den einzelnen Figuren, sondern immer wieder auch von großen Ensemble-Szenen und gemeinsamen großen Gesängen. Gegen Ende gibt die LED-Wand mit ihren beeindruckenden Projektionen (Tobias Hornik-Steppan) den Blick frei auf die im Hintergrund live spielende Band: Sonja Equiluz (Saxophon und Klarinette), Stephan Först (Bass), Wilfried Modlik (Gitarre), Milan Nicolić (Violine),

Wolfgang Wehner (Schlagzeug), Katrin Weninger (Querflöte), Max Wintersperger (Trompete) und Elisabeth Zeisner (Violoncello). Immer wieder erhalten diese Szenen spontanen Applaus – wie auch viele der Sologesänge oder Duette…

Mitreißend wie immer auch die durchchoreografierten Tänze, die samt der schon erwähnten projizierten Kulissen ein wahrhaft italienisches Lebensgefühl vermitteln – wenngleich in einer der Choreos mit den rot-wie-grünen Schirmen die ungarische statt der italienischen Flagge (quer- statt längs-gestreift) als Gruppenbild erscheint ;(

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Pinocchio

Frei nach Carlo Collodi von teatro
2 ¼ Stunden (eine Pause)

Intendanz, Musik, Bühnenbild: Norberto Bertassi
Buch, Regie: Peter Faerber
Musikalische Leitung, Arrangements: David Schieber
Choreografie, Einstudierung: Beatrix Gfaller

Besetzung
Pinocchio: Joel Gradinger
Geppetto: Peter Faerber
Der Fuchs: Myra Nembhard
Die Katze / eine Marionette: Valerie Fürnkranz
Die Grille / Wirtshauskind: Pauline Faerber
Die Fee: Mirella Sengl
Dienstmädchen / Bäckerin / Colombina: Cati Rachoner
Carlo Collodi / Feuerfresser / Wirt Gino / ein Fischer: Wuk Pavlovits
Lauretta, die Lehrerin Giocattolo: Julia Wenig
Lucignola: Lilly-Ann Haas
Polizistin / Kind / Marionette /Wirtshausgästin / Esel / Akrobatin: Hanna Auerböck
Arlecchino / Bäuerin / Marktfrau / Schulkind: Marie Lorenz-Stauffer
Esel / Marionette / Akrobat: Leonhard Schwaiger
Dorfkind / Schulkind / Esel / Marionette / Spielzeugland Kind: Celina Wache
Marionette / Wirtshausgast / Esel / Akrobatin: Marieke Ambrozy
Schulkind / Esel / Bürgerin / Wirtshausgast / Marionette: Emily Preisz

Musiker:innen
Gitarre: Wilfried Modlik
Bass: Stephan Först
Querflöte: Katrin Weninger
Schlagzeug: Wolfgang Wehner
Saxophon/Klarinette: Sonja Equiluz
Violoncello: Elisabeth Zeisner
Violine: Milan Nicolic
Trompete: Max Wintersperger

Lichtdesign und Lichttechnik: Stephanie Erb
Tondesign: Johannes Minichmayr
Kostüme: Brigitte Huber
Maske: Renate Harter
Maske-Assistenz: Ursula Riedl-Prenner, Eva-Maria Prenner, Sabine Molitor
Hospitanz Maske: Sarah Zawadill
Technische Projektleitung: Johannes Plattner
Tontechnik: Paul Formanek
Projektionen: Tobias Hornik-Steppan
Produktionsleitung: Beatrix Gfaller
Art Direction: Mick Gapp
Logistik: Christoph Manß
Regieassistenz: Julia Schmid
Organisation: Barbara Auerböck
Assistenz Maske: Ursula Riedl-Prenner
Dance Captain: Julia Wenig

Wann & wo?

Bis 4. August 2024
Stadttheater Mödling: 2340, Babenbergergasse 5
oeticket -> teatro – Pinocchio

teatro -> Pinocchio