Von harmlosen Liebensliedern und bitterbösen gesellschaftspolitischen Nummern –Wiener „Dialektisches“ und (selbst-)Ironisches von „Frau Eveline und dem letzten Kavalier“ beim Kultursommer Wien – weltberühmt von Oed bis Meidling.
Weltbekannt – nur niemals in New York und ähnlichen Destinationen gewesen, dafür geht sie in Oed, Hintertuxing und Vordereich weg wie die warmen Semmeln. Sie – ist ein Ge-, Ge-, Ge-, Geheimtipp. Schon die Startnummer von „Jo Eh!“ beim Kultursommer im Wilhelmsdorfer Park in Wien-Meidling spielt mit einer kräftigen Portion Selbstironie.
Sie, das sind „Frau Eveline & die letzten Kavaliere“. Wobei von letzteren auch nur mehr einer übrig geblieben ist. Dafür gesellt sich mit Stephanie Hacker eine Tastenvirtuosin am Piano, fallweise Akkordeon samt Gesang zum allerletzten Kavalier Eric Amelin (vor allem Kontrabass, hin und wieder auch Gesang sowie Koffer). Und dann ist da natürlich Star des Abends: „Kammersängerin Eveline“ alias Susanne Leitner. Ihr Hauptinstrument ist die Stimme – singend und erzählend -, dazu bespielt sie fallweise noch Akkordeon, Melodica und eine Strom-Ukulele.
Die Bandbreite der Lieder – meist mit Wiener Dialekteinschlag – ist groß. Sie reicht vom eingangs besagten „Geheimtipp“ über „unsterbliche Viren“, Parasiten und ihr Zusammenleben mit den entsprechenden Wirt:innen bis zu den risikolosesten Liebesliedern der Welt: Nämlich Wienerische. Denn da ist nur der Gesang von „dadat oder warat“, also alles läuft nur im Konjunktiv ab, pardon würde ablaufen – unter Umständen 😉
Dazu kommen noch bitterböse gesellschaftspolitische Nummern, pardon „voller sagenumwobenen goldenem Wienerherzen“. In einem heißt’s unter anderem: „Es haßt a ned Lüge, es haßt sicha ned Lüge… alternative Woaheid muasd sogn…“ Und natürlich auch nicht Propaganda, sondern Message Control.
In einem anderen kauten einige der zentralen Textzeilen: „I hob ka Lösung, i hob ka Lösung für nix, aber Sündenböcke hab ich hier zuhauf….“
Frau Eveline & die letzten Kavaliere
Gesang, Moderation, Strom-Ukulele, Melodica: Susanne Leitner
Kontrabass, Gesang, Koffer: Eric Amelin
Piano, Gesang, Akkordeon: Stephanie Hacker
13 Lieder von Susanne Leitner bzw. Eric Amelin bzw. in einem auch Texte von H.C. Artmann („med an briaf“)
Kavaliere 2 und 3: Andreas Wildberger (Schlagzeug, Percussion, Glockenspiel, Gesang) und Ariel Ramirez (E-Gitarre) sowie
mit musikalischen Gästen: Thomas Fasching (Klarinette), Norbert Suchy (Posaune, Tuba), Thomas Beck (Tenor Saxophon), Lukas Hartl (Trompete), Karin Freiler (Geige), Susi Dieterich (Akkordeon), Christian Frast (E-Gitarre)
non food factory, 2023
18,50 € (inkl. Porto und Verpackung)