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Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums
Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums
27.02.2025

Mehr kleinere Tests statt Schularbeiten, mehr (Indoor-)Spielplätze, billigere Preise…

Rund 300 junge Delegierte beim neuen Kinder- und Jugendparlament brachten viele Vorschläge, Ideen, Forderungen ein, die in die nächste Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien einfließen sollen.

„Wir würden gern auch öffentliche Schulen haben, in denen wir eine Lehrberuf erlernen und Matura machen könnten“, berichten Schüler:innen des Bernoulli-Gymnasiums in der Donaustadt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… bevor das jüngste Kinder- und Jugendparlament im großen Festsaal des Wiener Rathauses beginnt. „In ein paar Privatschulen gibt’s das, wieso aber in keinem öffentlichen Gymnasium?“, wundern sich die Jugendlichen einer vierten Klasse dieser AHS nahe dem Donauzentrum im 22. Bezirk. Die von ihnen auf Frage des Journalisten genannten Wunschberufe: Gärtnerei, Tischlerei, jedenfalls was Handwerkliches, einige würden gern etwas im Medizin-nahen Bereich erlernen und ein oder zwei auch im IT-Sektor.

Weiters hatten sich diese Jugendliche überlegt: „Mehr kleinere Tests zu bestimmten Themen statt der großen Schularbeiten; statt Noten nur bestanden oder nicht bestanden; Kennenlerntage am Anfang des Schuljahres, um die Klassengemeinschaft zu stärken und mindestens fünf Ausflüge pro Schuljahr.“

300 junge Abgeordnete

Mittwochvormittag diskutierten rund 300 Kinder und Jugendliche (235 Kinder, 60 Jugendliche) des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments in mehreren Arbeitsgruppen ihnen wichtige Themen und Forderungen. Und diese werden in die neue, die mittlerweile zweite, Kinder- und Jugendstrategie 2025 bis 2030 der Stadt Wien einfließen. Das versprachen neun Stadt- und Gemeinderät:innen, die mit den jungen Delegierten gegen Ende der Arbeitsgruppen diskutierten und verkündete nicht zuletzt der (noch?) Wiener Vizebürgermeister und für Kinder, Jugend, Integration, Bildung zuständige Stadtrat (Christoph Wiederkehr, der in Medien heftig als neuer Bildungsminister gehandelt wird).

„Eure Ideen sind nicht nur wichtig, sie sind entscheidend! Ihr seid die Architekt*innen, Drehbuchautor*innen und Komponist*innen dieser Stadt. Heute geht es darum, eure Stimme zu erheben, um Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen. Gemeinsam gestalten wir eine Zukunft, in der eure Visionen gehört werden und echte Veränderungen passieren. Denn Wien braucht euch – eure Kreativität, euren Mut und eure Entschlossenheit“, so der genannte Stadt-, vielleicht künftig Bundes-Politiker.

Öffis bis nach Niederösterreich

Zurück zu jungen Delegierten mit denen KiJuKU.at gesprochen hat: Aus dem Gymnasium Geringer Gasse (Simmering, 11. Bezirk) sowie der VBS Schönborngasse (private Handelsakademie im 8. Bezirk, Josefstadt) berichteten die vier Schülerinnen Warisha, Anna, Shivani und Nepheli, die sich für verschiedene Arbeitskreise mit Kolleg:innen schulübergreifend vorbereitet hatten:

Für die Themen Klima und Natur wollen wir mehr autofreie Zonen in der Stadt, den Ausbau von Öffis auch über die Stadtgrenze hinaus nach Niederösterreich wie es u.a. die geplante Straßenbahnlinie 72 war, die bis nach Schwechat fahren sollte. Außerdem sollen Klimaförderungen ausgebaut und nicht eingeschränkt, aber sozial gerechter gemacht werden. Und Öffis sollen nur grünen Strom, also aus erneuerbaren Energien verwenden.

Blick auf Kinderdelegierte auf den roten Sesseln im Festsaal des Wiener Rathauses
Blick auf Kinderdelegierte auf den roten Sesseln im Festsaal des Wiener Rathauses

Frauenrechte

Ganz wichtig und engagiert sprachen alle vier, auch die für andere Arbeitsgruppen, über Frauenrechte. Von Gratis-Hygieneartikeln in den Schulen bis zu mehr Forschung wie sich Medikamente und medizinische Behandlung auf Frauen auswirken. Für mehr Sicherheit für Frauen in der Stadt soll es mehr öffentliche Beleuchtung geben und vielleicht in den Öffis auch eigene Safe Spaces.

Poltische Bildung und Ethik-Unterricht

Politisch Bildung sollte ein eigenes Fach sein, war die Forderung an die Arbeitsgruppe Bildung – wo andere dem widersprachen und meinten, die Belastung für Schüler:innen wäre ohnehin schon genug, da würde ein weiteres eigenes Fach den Stress nur erhöhen. Eine andere Forderung dieses Quartetts in Sachen Bildung: Ethik als verpflichtendes Unterrichtsfach schon in der Unterstufe und dafür Religion als unverbindliche Übung – um das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.

Gesundes statt Süßgetränke

Gesundheit war das Thema der Kinder der Offenen Volksschule Wagramer Straße, die sich für die Eröffnungsrunde aller Delegierten in den ersten beiden Reihen der mittleren Stuhlreihen platziert hatten. „Statt Süßgetränken sollte es Automatin mit gesunden Sachen geben, zum Beispiel Obst“, vertrauen diese Kinder dem Reporter an.

Mehr Grün, Spielplätze, billigere Lebensmittel

Groß und breit ist die Palette der Forderungen und Themen von Jugendlichen der Mittelschule Gundäckergasse (Favoriten, 10. Bezirk): Mehr Grün und mehr Spielplätze, Gleichberechtigung, keine Kinderarbeit und Preise für Lebensmittel sollen billiger werden.

Mehr Indoor-Spielplätze für Schlechtwetter, Spielplätze auch für ältere Kinder waren noch weitere Wünsche, die in der Eröffnungsrunde im vollbesetzten großen Festsaal des Wiener Rathauses erhoben worden sind.

Gruppenfoto einer Klasse im großen Festsaal
Gruppenfoto einer Klasse im großen Festsaal

Beteiligungsprozess

Seit einigen Jahren bringen junge Stadtbewohner:innen in regelmäßigen wienweiten Kinder- und Jugendparlamenten, aber auch in Bezirken, ihre Ideen ein – so manches davon fließt in die Arbeit der Abteilungen der Stadt Wien auch ein. Die Diskussionsergebnisse vom Mittwoch werden am 10. April im selben großen Festsaal des Wiener Rathauses vorgestellt und wie schon erwähnt Teil der nächsten Kinder- und Jugendstrategie der Stadt.

Die Teilnehmer:innen des aktuellen Wiener Kinder- und Jugendparlaments haben sich im Herbst online für die Teilnahme am Parlament angemeldet, bereiteten sich seit Dezember in zwei Sitzungen intensiv auf ihre Themen vor. Die Kinder des Kinderparlaments – Vertreter:innen von einem Kindergarten und jeweils einer Klasse bis zur 8. Schulstufe – entwickelten ihre Anliegen in jeweils drei Workshops an ihren Schulen und im Kindergarten.

Grundlage für die Themenschwerpunkte waren die Ergebnisse einer von Wienxtra beauftragten Kinder- und Jugendstudie aus dem Vorjahr.

Beim Abschlusstermin im Wiener Rathaus am 10. April 2025 werden die gesammelten, verschriftlichten Themen an die Stadtregierung übergeben und sollen in weiterer Folge in die neue Kinder- und Jugendstrategie der Stadt Wien für die Jahre 2025-2030 integriert werden.  Dieser Prozess wird von der Koordinationsstelle Junges Wien (Wienxtra und Stadt Wien) geleitet. „Mit dem Kinder- und Jugendparlament schaffen wir eine Plattform, die jungen Menschen eine echte Stimme gibt. Ihre Anliegen werden gehört und fließen direkt in die Stadtpolitik ein“, so Benjamin Schmid, Leiter der Koordinationsstelle Junges Wien bei Wienxtra.

Zusammenfassende Forderungen vom aktuellen Treffen

Um die Vielfalt der Themen aus allen Lebensbereichen der jungen Generation zu berücksichtigen, waren für die Ausschüsse Vertreter:innen aller Geschäftsgruppen der Stadtregierung anwesend und hier die Zusammenfassung aus der Rathaus-Medien-Aussendung
* Arbeit und Wirtschaft – Stadtrat Peter Hanke/ Gemeinderätin Katharina Weninger
Senkung der Lebenserhaltungskosten, bessere Bezahlung für Zivildienstleistende, sichere Arbeitsplätze für Jugendliche und vieles mehr (uvm.)
* Demokratie, Teilhabe und Inklusion – Gemeinderätin Nina Abrahamczik
Erleichterter Zugang zur Staatsbürgerschaft, Wahlen für alle, verstärkte politische Inklusion uvm.
* Frauen, LGBTQI+, Gleichberechtigung – Stadträtin Kathrin Gaál
Präventionsarbeit gegen Gewalt, Gutscheine für Menstruationsprodukte, Frauen und Behindertenquoten in Betrieben uvm.
* Gesundheit und Soziales – Stadtrat Peter Hacker
Zukunft des Gesundheitssystems sichern, einfacherer Zugang zu psychischer Hilfe, kostenlose Verpflegung für Jugendliche und bezahltes Mittagessen für Lehrlinge uvm.
* Klima, Natur und Umwelt – Stadtrat Jürgen Czernohorszky
Sozial gerechte Klimaförderungen, bessere Mülltrennung in Wohnanlagen, Erhalt der Donauinsel als frei zugänglichen Naturraum uvm.
* Öffentlicher Raum und Mobilität – Gemeinderat Jörg Neumayer
Mehr autofreie Zonen, Ausbau von Fahrradwegen, mehr Grünflächen für Sport, Ausbau von Spielstraßen uvm.
* Bildung und Schule – Gemeinderätin Dolores Bakos
Mehr Demokratiebildung an Schulen, ein eigenes Schulfach für Berufsorientierung, Stärkenförderung an Schulen, Maßnahmen gegen Leistungsdruck uvm.
* Freizeit und Kultur – Gemeinderätin Marina Hanke
Mehr Sicherheit im Internet, Ausbau von Treffpunkten für Jugendliche und Spielplatz-Angebote, zugängliche und bezahlbare Sportmöglichkeiten uvm.
* Gemeinschaft und Sicherheit – Gemeinderätin Dolores Bakos
Maßnahmen gegen Rassismus und Mobbing, bessere Beleuchtung öffentlicher Plätze für mehr Sicherheit.

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