„Unten durch“: Heinz R. Ungers 1. Teil der Trilogie rund um das Ende der Nazi-Herrschaft in Österreich“, eine Komödie vom Anfang des Friedens derzeit im Stadttheater Mödling, danach im Theater Scala (Wien).
Rund um den 80. Jahrestag der Befreiung Österreichs von der faschistischen Diktatur (Mitte April) spielt das Theater zum Fürchten – derzeit im Stadttheater Mödling und danach im Mai im Wiener Theater Scala „Unten durch. Eine Komödie vom Anfang des Friedens“ von Heinz R. Unger, (1938 – 2018) den ersten Teil seiner Trilogie rund um das – kommende – Ende des Nazi-Regimes („Die Republik des Vergessens: Unten durch, Zwölfeläuten und Hochhinaus).
„Unten durch“ spielt im Wien der letzten Kriegstage. Die Faschisten sind noch an der Macht, aber die Rote Armee der Sowjetunion ist schon dabei einige Teile der Stadt von der Nazi-herrschaft zu befreien. In einem Haus, auf das Bomben fallen beginnt die Handlung. Blockwart Böhm (Georg Kusztrich) ist dabei die Bewohner:innen in den Luftschutzkeller zu treiben. Die Jüngste, Fräulein Elfi (Fanny Alma Fuhs) sucht noch nach Hans. Diesen Hans, mit Nachnamen Tannenbaum (Thomas Marchart), hat sie in ihrem Untermietzimmer beim Hofrat Selznik (Jörg Stelling) die ganze Zeit versteckt.
Die Situation wird brenzlig… – und sorgt für erstes befreiendes Lachen als die Klospülung verrät, wo der Gesuchte sich gerade aufgehalten hat.
Er taucht auf, flüstert nur, musste er dies doch die vergangenen Jahre tun. Und er hat Angst, in den Keller zu gehen. Während sich die anderen dort sicherer fühlen, kann er dieses Gefühl nicht entwickeln, sind diese anderen doch solche, die ihn womöglich bis eher sicher verraten würden.
Soweit die Ausgangslage, in der sich einerseits die Dynamik des ständigen Weiterwanderns durch unterirdische Gänge von Haus zu Haus in der sich immer wieder drehenden Bühne (Inszenierung und Raum: Marcus Ganser; Bühnenbau: Adrian und Emanuel Burcea, Andrei Indries, Gabriel Galea) abspielt. Für die innere Dynamik sorgen die unterschiedlichen Typen, die der Autor geschaffen hat: Die schwangere Hausmeisterin Maria Reitmeier (Samantha Steppan), der hochrangige Ministerialbeamte, der schon genannte Hofrat Selznik, der sich von seiner Frau scheiden ließ, weil diese keine Arierin ist / war, Frau Zapletal (Christina Saginth), die offen und deutlich gegen das noch herrschende Regime auftritt und eben die bereits erwähnte junge Frau, die den Juden Tannenbaum gerettet hat und dieser selbst, der natürlich noch voller Angst steckt, sich dann aber doch der Gruppe zögerlich anschließt.
Und dann treffen sie alle auf den Weinhändler Toni Schmeiler (Philipp Stix, der auch einen Feld-Gendarmen spielt), einen Typen, der sehr stark an den „Herrn Karl“ von Helmut Qualtingers und Carl Merz erinnert. Ein „Schlawiner“, der sich’s immer zu richten weiß. Da das Ende der Nazi-Herrschaft nur mehr eine Frage von Tagen ist – auch wenn sie noch wüten und selbst in den letzten Stunden noch Menschen ermorden -, sei der Jude doch so etwas wie ein Alibi, helfe für eine zukünftige Karriere. Alle mutieren nun plötzlich zu Widerstandskämpfern – „in meinem Innersten Inneren“…
So ernst die Story, so phasenweise gut gespielt scheinbar unfreiwillig ist der Humor, der sich aus diesem Opportunismus etlicher der Charaktere ergibt. Wenngleich diese komödiantische Note den Keim für die jahrzehntelange Geschichtslüge von Österreich als erstem Opfer der Nazis in sich birgt. Erst rund 40 Jahre später (rund um die Präsidentschaftskandidatur von Kurz Waldheim, der seine SA-Vergangenheit verschwiegen hatte) setzte eine breitere Diskussion ein, dass nicht nur viele Österreicher:innen den Nazis zujubelten, sondern nicht wenige führende Köpfe der faschistischen Diktatur stellten.
Auch wenn das Stück zeitlich eindeutig verortet ist, so führt gerade die Zeichnung der unterschiedlichen Charaktere zu einer Art Zeitlosigkeit und damit auch Aktualität – gerade in den Entscheidungssituationen u.a. des (Nicht-)Teilen-wollens von wenigen Lebensmitteln angesichts des Hungers aller.
von Heinz R. Unger; 80 Minuten
Inszenierung und Raum: Marcus Ganser
Hans Tannenbaum: Thomas Marchart
Fräulein Elfi: Fanny Alma Fuhs
Hausmeisterin Maria Reitmeier: Samantha Steppan
Frau Zapletal: Christina Saginth
Blockwart Böhm: Georg Kusztrich
Hofrat Selznik: Jörg Stelling
Weinhändler Toni Schmeiler / Feldgendarm: Philipp Stix
Sterbender SS-Mann / russischer Soldat / Feldgendarm: Eric Lingens
Russischer Soldat / Feldgendarm: David Stöckl
Alter Mann: Michael Reiter
Kostüme: Sigrid Dreger
Musik: Fritz Rainer
Maske: Gerda Fischer
Licht: Andreas Pamperl
Regie-Assistenz: Katharina Wittasek
Assistenz und Inspizienz: Pia Urbanek
Bühnenbau: Adrian und Emanuel Burcea, Andrei Indries, Gabriel Galea
Bühnenrechte: Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co.
Bis 26. April 2025
Stadttheater Mödling
2340, Babenbergergasse 5
Telefon: 01 544 20 70
theaterzumfuerchten -> StadttheaterMoedling
17. – 31. Mai 2025
Theater Scala
1050 Wien, Wiedner Haupstraße 106 – 108
Telefon: 01 544 20 70
Theater Scala -> Unten durch
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