Behindertenrat fordert barrierefreie Opferschutzeinrichtungen, Prävention und Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention; neue unabhängige Initiative für Frauen* mit Behinderung.
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung – seit 1993 am 3. Dezember – fällt auch in den Zeitraum der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ (vom 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen bis zum Menschenrechtstag am 10. Dezember). Der Österreichische Behindertenrat, die gesetzliche Interessensvertretung, die unter ihrem Dach mehr als 80 Organisationen vereint, nahm heuer dieses zeitliche Zusammentreffen zum Anlass, „auf die hohe Gewaltbetroffenheit von Menschen mit Behinderungen“ aufmerksam zu machen.
„Besonders häufig sind Menschen betroffen, die in Einrichtungen leben. Gewalt gehört für viele Menschen mit Behinderungen zum Alltag und sie erleben deutlich häufiger Gewalt als Menschen ohne Behinderungen. Frauen und Mädchen mit psychosozialen Behinderungen oder Lernschwierigkeiten erfahren zudem deutlich häufiger sexuelle Gewalt als Frauen ohne Behinderungen“, erklärte Behindertenrats-Präsident Klaus Widl.
Der Österreichische Behindertenrat betont, dass viele Betroffene Gewalt nicht erkennen oder benennen können, weil es an zugänglicher sexueller Bildung mangelt. Daher braucht es flächendeckende, leicht verständliche und barrierefreie Informationen zu sexueller Selbstbestimmung, zu Formen von Gewalt und zu verfügbaren Unterstützungsangeboten. Gleichzeitig müssen Opferschutzeinrichtungen und Beratungsstellen umfassend barrierefrei gestaltet sein und auch im ländlichen Raum zur Verfügung stehen. Zudem ist es erforderlich, Daten zu Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen systematisch zu erfassen, um wirksame Maßnahmen ableiten zu können.
„Menschen mit Behinderungen werden in Österreich noch immer nicht ausreichend vor Gewalt geschützt. Der Österreichische Behindertenrat fordert daher: ausreichend umfassend barrierefreie Opferschutzeinrichtungen und Beratungsangebote, wirksame Präventionsarbeit und die konsequente Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention dürfen nicht länger aufgeschoben werden. Schutz und Sicherheit sind Grundrechte für alle.“
Zum diesjährigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung meldete sich zum Thema Gewalt an Frauen, insbesondere solchen mit Behinderung auch eine neue Initiative: „FmB – Interessensvertretung Frauen* mit Behinderungen“. In einer Medien-Aussendung nahm die „erste unabhängige Interessensvertretung“ Bezug auf ein 2025 erarbeitetes „Positionspapier“ (vor einem halben Monat von der Generalversammlung beschlossen), in dem FmB zeigt, „wie Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen in Österreich Abwertung durch Ableismus (Diskriminierung und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung) und Sexismus erleben“ und in zwölf Kapiteln 74 Forderungen aufstellt, um dies zu ändern. „Unser Positionspapier fasst zusammen, was wir Frauen* mit Behinderungen brauchen: Empowerment, Platz an den Entscheidungstischen und politische Maßnahmen, die unsere Lebensrealitäten ernst nehmen“, sagt Heidemarie Egger, geschäftsführende Co-Vorsitzende von FmB.
Die in der Aussendung aufgezählten „wichtigsten Forderungen“:
„Unser Positionspapier zeigt, was es braucht, damit Politik und Gesellschaft ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gegenüber Frauen* und Mädchen * mit Behinderungen nachkommen. Gemeinsam mit der Community der österreichischen Frauen* mit Behinderungen setzen wir uns für die Umsetzung dieser Forderungen ein“, wird Julia Moser, geschäftsführende Co-Vorsitzende von FmB, zitiert; zum gesamten Positionspapier geht es hier
Zu einem 11 ½-minütigen Video, in dem der genannte Klaus Widl sowie Manuela Lanzinger, Helene Jarmer und Marlene Krubner über Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen sprechen, geht es hier
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