„Wo ist Wald?“ einer zweisprachige – österreichische Gebärden- und deutsche Lautsprache – Performance rückt tierische und pflanzliche Perspektive auf die Baum-Landschaft verspielt ins Zentrum; Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… berichtet vom Festival Schäxpir in Linz.
Ein stilisierter Wald aus flachen, geschätzt A4-formatigen, hölzernen Bausteinen liegt im Halbdunkel einer erhöhten Bühne – mit ein bisschen Einblick in das Darunter. Leise, sanfte, atmosphärische Töne. Vier Schauspielerinnen bewegen sich in etwas, das Schneckentempo genannt werden könnte. Laaaaangsam kriechen, klettern, rollen sie zwischen diesen „Bäume“ und bringen – beim ersten Mal überraschend und erschreckend – einen solchen hölzernen „Turm“ zum Einsturz. Es ist nicht der letzte, der „dran glauben muss“.
„Wo ist Wald?“ heißt die neueste Performance von makemake produktionen.
Pam Eden, Nora Jacobs, Martina Rösler und Johanna Wolff bewegen sich nicht nur in unterschiedlichsten Geschwindigkeiten auf, unter, neben der Bühne, sie haben das Stück auch mit entwickelt (Text & Dramaturgie: Anita Buchart, Mika Tacke; Komposition: Elise Yuki Mory; Bühne: Mirjam Stängl; Kostüm: Maria-Lena Poindl; Endregie: Kathrin Herm). Die vier verwandeln sich in Käfer, Eule, Fuchs, Tausendfüßler, eine Eintagsfliege, einen Stein, Knöllchen-Bakterien, Pilze, die ihre Mycel-Fäden ziehen, zwei von ihnen werden eine Spinne, zwei andere wollen Baum werden…
Im Laufe der knapp 1¼ Stunden lassen sie viel von dem, das in, um, unter und über einem Baum und seinen Artgenossen, die gemeinsam einen Wald ergeben, abspielt vor allem über ihre Bewegungen und ihr Spiel mit den Holzplatten lebendig werden. So manches erzählen sie – in österreichsicher Gebärden- sowie deutscher Lautsprache. Oft kommen erst die Gebärden und für jene, die diese Sprache nicht können, kommt das Gesagte danach in der Antwort auf eine Frage oder im Dialog in hörbaren Sätzen zur Sprache.
Letzteres dokumentiert, dass hier die Gebärdensprache nicht „nur“ der Übersetzung dient, sondern eigenständiges Element der Inszenierung ist. Schön langsam kommt der Gedanke von Inklusion auch in der heimischen Theaterlandschaft an. Wobei das internationale Festival für visuelles Theater von Arbos, das am Abend vor dem hier besprochenen KiJuKU-Besuch im Linzer Phönix-Theater mit „Der kleine Prinz“ in eigenständiger Gebärdensprache, die auch nicht „nur“ das Gesprochene gedolmetscht hat, in Wien zu Ende ging, aber schon vor mehr als einem ¼-Jahrhundert als Gehörlosentheater-Festival begonnen hatte – da folgt noch eine Stückbesprechung.
Obwohl die Performerinnen natürlich Menschen sind, spielt sich das Stück vor allem aus Blickwinkeln von Pflanzen und Tieren, die vielfach in Symbiose Wälder bevölkern, ab. Samt Kopfschütteln darüber wie Menschen mit diesen Lebensräumen umgehen, sie zerstören, ja gar vernichten und seltsam über so manches denken. Während diese Wesen einen umgefallen, geknickten Baum „Totholz“ nennen, ist dieser doch voller Leben!
Hin und wieder jedoch switchen die Schauspielerinnen auch in den Rollen von Tieren in menschliche Perspektiven – etwa, wenn die Borkenkäfer den Tausendfüßler mit einem „Witz“ über die vielen Schuhe aufziehen wollen. Und geben erst recht damit solche menschlichen Überheblichkeiten der unfreiwilligen Lächerlichkeit preis 😉
Irgendwie erinnern wohl auch die Szenen zu Beginn, wo die „Tiere“ einen Baum nach dem anderen „schlägern“, an unseren Umgang mit Wald. Gegen Ende kommen auch noch die von Menschen gepflanzten monokulturellen Fichtenbaum-Plantagen zur Sprache, während die Performerinnen als „Tiere“ ganz unterschiedliche Bäume aus den Holzbausteinen wieder – und anders – aufbauen.
Compliance-Hinweise: Das Festival Schäxpir hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… für vier Tage dieses Theaterfestivals für junges Publikum nach Linz eingeladen.
makemake produktionen
Performance in Laut- und Gebärdensprache
Ab 8 Jahren; 1¼ Stunden
Konzept: makemake produktionen
Performance & Stückentwicklung: Pam Eden, Nora Jacobs, Martina Rösler, Johanna Wolff
Text & Dramaturgie: Anita Buchart, Mika Tacke
Komposition: Elise Yuki Mory
Bühne: Mirjam Stängl
Kostüm: Maria-Lena Poindl
Endregie: Kathrin Herm
Produktion: Julia Haas
Regieassistenz: Tara Luger
Ausstattungsassistenz: Lucia Herber
22. bis 26. Oktober 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
makemake.at -> wald
(zweijährliches) Theaterfestival für junges Publikum
Motto 2025: „Was bleibt“
Bis 14. Juni 2025
schaexpir.at
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