Gespräch mit der Quantenphysik-Uniprofessorin Beatrix Hiesmayr über ihr Interesse für Naturwissenschaft, kleinste Teilchen und „verschränkte“ Informationen.
Einen Gastvortrag bei dem genannten umfangreichen Online-Treffen rund um vor allem Künstliche Intelligenz hielt die Uniprofessorin Beatrix Hiesmayr. Ihr Spezialgebiet Quantenphysik. Ein Handy, das auf dieser Technologie der kleinesten Teilchen beruht, werde es nicht geben müssen. Braucht es auch nicht. Den hohen Energieaufwand bzw. tiefe Temperaturen, die diese Technologien derzeit noch benötigen, seien dank ihrer höchsten Rechenleistungen vor allem für Cloud-Lösungen brauchbar. Auch heute haben wir ja Vieles nicht mehr in unseren Handys oder Computern und lagern es in die „Wolken“ – mit ständiger Hin- und her-Kommunikation aus, etwa im Navi.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … wollte von der Expertin vor allem wissen, wie sie sich selbst als Kinder oder Jugendliche für Naturwissenschaften begeisterte. „Im Gymnasium (Stubenbastei, Wien) gab es ein Freifach Physik-Olympiade. Das hat mir super gut gefallen. Es wurde von einer jungen engagierten Lehrerin unterrichtet, die frisch von der Uni gekommen war. Mit ihr haben wir spannende Exkursionen, unter anderem zum Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz unternommen und Bücher über Teilchenphysik gelesen.“
Der Physik-Regelunterricht habe sie nicht so fasziniert, aber dieses Freifach. Die Lehrerin hat mit ihren Schüler*innen auch das alte Physik-Kammerl untersucht. „Da stand ein altes Gerät, das haben wir abgestaubt. Sie hat uns die Aufgabe gegeben, rauszufinden, was es kann, und wofür es gut ist. Jede und jeder von uns entwickelte dazu eigene Theorien, wir haben intensiv diskutiert und spielerisch Widersprüche aufgedeckt und uns gegenseitig angestachelt.“
Heute weiß sie nicht mehr, was das Gerät konnte. Aber dieses Dinge selber ausprobieren zu dürfen, „dass sie uns machen hat lassen, das hat mich begeistert“. Und so las die Jugendliche auch immer mehr Bücher, diskutierte mit anderen darüber. Schließlich entschied sie sich zugunsten eines Physikstudiums – zur Wahl wäre auch Medizin gestanden. „Umso mehr ich im Studium gelernt hatte, umso faszinierter war ich. Mit jeder Eroberung neuen Wissens tun sich Tausende neue Fragen auf.“
Mehr und mehr spezialisierte sie sich auf Teilchenphysik und Quanteninformationstheorie und hatte das Glück, dass sie mit ihrer theoretischen spezialisierten Arbeit über Kaonen (oder K-Mesonen eine exotische Materie) die Grundlage für ein praktisches Experiment der verschränkten Teilchen lieferte.
Sowohl Rechenleistung als auch mögliche Verschlüsselung – Quantenkryptografie – basiert ja auf der Tatsache, dass sich die Information im verschränkten Teilchen mit ändert, wenn sie in einem der beiden verändert wird. Aber auch, dass sie sich allein schon dann verändert, wenn sie abgerufen wird. „So als würde sich ein Quanten-Buch ändern, wenn sie darin lesen“, versucht es die Professorin dem Journalisten verständlich zu machen.