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Die Stützpfeiler müssen weg gezwickt bzw. gefeilt werden
Die Stützpfeiler müssen weg gezwickt bzw. gefeilt werden
12.07.2023

„Hier dürfen wir malen und basteln, was uns einfällt!“

KiJuKU-Lokalaugenschein bei der kinderunikunst in der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Wer bin ich? Bin ich vielleicht wie du? Oder gibt’s mich gar doppelt – einmal in klein, aus Schokolade oder als Eiswürfel? Beim künstlerischen Schaffen tauchen Jung- und Jüngst-Studierende an der kinderunikunst „nebenbei“ auch ins Philosophieren ein.

Klingt, pardon liest sich der Anfang vielleicht ein wenig verwirrend, so wird das natürlich hier in diesem Beitrag – mit vielen Fotos und einigen Videos – doch aufgelöst. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … besuchte nach dem Auftakt der Kinderuni Wien auch das kreative Gegenstück an der Universität für Angewandte Kunst am Oskar-Kokoschka-Platz, wo sich das künstlerische Schaffen der jungen Student:innen in der zweiten Woche konzentrierte. In der Woche davor waren andere Kunst-Unis und -Einrichtungen in Wien und Niederösterreich „Spiel“Orte der kinderunikunst – mit insgesamt rund 3000 Plätzen in 153 Kursen, Workshops, Ateliers plus vier Online-Lehrveranstaltungen.

Unsichtbarer Vorhang

Nun also zunächst zu den ersten Fragen. „Vorhang auf!“ heißt es die ganze Woche in einem Theater-Workshop. Mira Lobes und Susi Weigels „Das kleine ich bin ich“, das es auch in vier-, drei- und zweisprachigen Versionen gibt (zuletzt im Vorjahr auf Deutsch und Ukrainisch erschienen) bildet die Basis für das Stück, das die Kinder mit den Lehrenden (Anne und Julija) erarbeiten. Aber nur die Grundlage. Nilpferd wollte niemand sein und so dachten sich die Student:innen für diese Begegnung des Wesens das alle Tiere fragt, wer es sein könnte, Schildkröten aus. Statt Kühen gibt es Füchse und aus den Fischen wurden Orcas. UND es gibt zwei Wesen, die gemeinsam das kleine ich bin ich spielen: Frederica und Emma. Erstere erzählt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… : „ich spiel gern Theater, wegen Corona sind in der Schule die Aufführungen jahrelang ausgefallen, in der vierten Klasse ist dann nicht mehr viel übrig geblieben. Hier hab ich die Chance gehabt, endlich eine Rolle mit viel Text spielen zu können. Das wollten auch andere, am Anfang waren’s sogar drei, aber jetzt spielen die Emma und ich die Hauptfigur, die auf andere Tiere trifft.“

Bei den anderen springen und laufen bei der Probe, die der Reporter sehen, filmen und fotografieren darf, vor allem die Pferde – Nora, Meta, Carla, Grete und Nives – lustvoll im Kreis. Bevor sie den beiden Suchenden sagen, dass diese keine Pferde sind. Am Ende – so viel darf schon verraten werden, weil es ohnehin keine Abschlussveranstaltung mit Präsentationen gibt, rufen alle laut, selbstbewusst und voller Lust, die Erkenntnis: Ich bin ich. Vielleicht sogar in mehreren Sprachen 😉

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Miniatur-„Zwilling“

„Oder gibt’s mich sogar doppelt?“ – diese am Anfang gestellt dritte Frage bezieht sich nicht darauf, dass es zwei kleine Ich bin ichs gibt, sondern auf einen ganz anderen Workshop, einen aus dem Bereich Architektur namens „Gemacht aus Schokolade“. Bence, Janna und Luca scannen die einzelnen kinderunikunst-Student:innen dreidimensional, lassen die Köpfe aus weißem Filament ausdrucken. Und dann arbeiten die Kinder mit kleinen Zangen und Feilen, um die Stützpfeiler des 3D-Drucks weg zu zwicken, -feilen und den kleinen Kopf, dessen Gesichter wirklich gut zu erkennen sind, freizulegen. Ob das nicht ein komisches Gefühl sei, sozusagen am Ebenbild des eigenen Kopfes herumzufeilen, will der Journalist wissen. „Irgendwie fühlt sich der kleine Kopf wie ein Zwilling von mir an und ich hätte nicht gern, dass meine Schwester auf meinem Kopf herumfeilt“, lächelt Johanna Lani und schickt noch gleich die Erklärung nach, dass ihr zweiter Vorname Hawainisch sei und Himmel bedeute. Während sie und Flora ihre Gesichter freikriegen, suchen die Lehrenden mit dem letzten ausgedruckten Kopf, zu wem der kinderunikunst-Studenten der gehört, denn dass es sich um einen Bubenkopf handelt, haben sie schon herausgefunden.

Schoko, Eis oder wie auch immer

Die kleinen Köpfe sind aber gar nicht das Endprodukt des Workshops, erklärt Bence. In der Mittagspause sägt er von einem langen Rohr lauter kleine Stücke ab und baut sie auf einer Platte auf. Mittlerweile pickt in jeder der kurzen Rohr-Stücke je ein Kopf, er rührt lebensmittelechtes Silikon mit einem „Vernetzer“ an, zwei der Kinder-Studentinnen lösen ihn beim Rühren ab. Die zähe Flüssigkeit wird in die Rohre rund um die 3D-Köpfe gegossen. Und muss über Nacht trocken und fest werden. Dann können die Kinder die Abguss-Formen ihrer Köpfe selber mit flüssiger Schokolade füllen oder zu Hause mit Wasser und ins Tiefkühlfach stellen um Eiswürfel, natürlich nicht-würfel, sondern Eis-Köpfe zu haben – oder was auch immer – jedenfalls mit ihrem eigenen Antlitz 😉

Gips, Holz, Metall, Farben …

Fast klassisch, aber in ihren eigenen Fantasiewelten malen die Kinder mit Golnaz in „Faszination Illustration“ – mit abstrakten Wellen- oder Kreisformen erschaffen sie ihre Bilderwelten, die in den „warmen“ Farben sind schon fertig und liegen zum Trocknen auf dem Boden, nun sind die kälteren, die Blautöne dran…

Im Raum daneben spielt Farbe auch eine Rolle, aber nur eine unter vielen. Hier sind Mina, Livia, Sebastian und ihre Mitstudent:innen an der „Materialerkundung durch Malerei“. Mina hat vor sich einen aus Gips gegossenen kreisförmigen Hügel, den sie bemalt. Sie freut sich vor allem, „dass wir hier machen können, was uns einfällt und nicht wie in der Schule, was uns gesagt wird und dann schauen alle Bilder gleich aus. Kunst ist doch, wenn jede und jeder was Eigenes schafft!“ Und so werken die einen einfach drauflos und schauen, was dabei rauskommt, andere gehen nach Plan vor. Sebastian, der seine Kreativität auch schon vorher bei seinem kinderunikunst-T-Shirt ausgelebt hat, in dem er einen der Kurzärmel zerschnitten, verflochten und verziert hat, schneidet nun an einem Hasengitter, das er an eine kreisrunde Holzscheibe montiert hat und erklärt: „Das wird ein Vogelhaus. Ich bastle gerne, auch wenn ich finde, dass das nicht meine Stärke ist“, was angesichts seiner Geschicktheit doch verblüfft.

Zwei Tische bohren abwechselnd zwei der Kinder – der eine an einem Holzwürfel, damit er ihn bei seinem aus Holz und Gips gebauten Objekt auf ein wegstehendes Teil draufstecken kann, der andere an einem geringelten Kunststoffschlauch, der aus seiner Holz-Gips-Ablagefläche „wächst“.

Farb-Berge

Viel gemalt – aber ohne direkt mit Pinsel – wird auch noch in einem weiteren Workshop, in den Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… kurz hineinschaut. „Ich brauch doch keinen Pinsel“ läuft übrigens zweisprachig – Deutsch und Ukrainisch – ab. Pinsel werden höchstens dazu verwendet, Farbe aufs Papier zu spritzen, aber ansonsten wird viel mit in Farbe getunkten Fingern oder kräftigen Farbtuben selbst gearbeitet, sodass teils dreidimensionale Farbberge entstehen.

Digital

Die Bandbreite der künstlerischen Betätigungsmöglichkeiten bei der kinderunikunst ist riesig. Da dürfen natürlich Computer nicht fehlen. Vor großen Bildschirmen programmieren bei „Kunst mit Code“ die Student:innen meist kleine Spiele mit Scratch. Für die meisten ist diese bausteinartige Programmier-Tool schon aus der Schule bekannt – aus Informatik, digitaler Grundbildung oder wie in der Schule von Oskar und Nils wo es sogar ein Freifach Coding gibt. Nils erzählt dem Reporter: „Ich hab schon 76 Spiele programmiert, aber nur zwei hab ich veröffentlicht – als Nilgra.“ Haibecken und ein Geschicklichkeitsspiel kannst du auf der Scratch-Site finden und spielen.

Während die meisten zu Figuren und Objekten aus dem großen Angebot von Scratch greifen, zeichnet Oskar auf dem Computer Figur sowie Werkzeuge für sein Spiel „Hau den Putin“ selbst. Während des KiJuKU-Lokalaugenscheins arbeitet er gerade in einer stark vergrößerten Ansicht an dunkle- und hellgrauen Pixel für einen Schlaghammer.

Am Computer vor ihm programmiert die viersprachige Jana – Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch – ein Spiel, in dem eine Katze möglichst die durch die Luft fliegenden roten Herzen fangen muss/soll/kann/darf 😉

Aus Alt mach Neu

Wieder zurück zu handfesteren Materialien. Stolz hält Max dem Reporter, der auch fotografiert, seine Halskette in die Kamera, die er hier im Workshop „Aus Alt mach neu“, der jeden Tag unter einem anderen Motto steht, gebastelt hat. An diesem Tag stand Schmuck auf dem Programm. Knöpfe, Kügelchen, Schnüre, Draht und viele andere Materialien standen den Kindern zur Verfügung. Nachdem Max den Bann gebrochen hatte, kommen viele der Kinder-Student:innen und präsentieren Ohrringe aus alten Kaffeekapseln, Ringe, Armbänder, Ketten – und immer wieder eigenhändig aus Papier gefaltete Schuck-Schachteln – mitunter mit sauberen Putzschwämmen ausgelegt, in die sie die Drähte der kreierten Ohrringe einhängen. Manche Schmuck-Teile haben sie aus lackiertem Draht angefertigt, den sie sich nun von Claudia-Eva, der Workshopleiterin mit einem Heißkleber beispielsweise auf kleine Kunststoff-Schmetterlinge picken lassen, die wiederum auf Haarspangen oder andere ihrer hergestellten Schmuckteile draufkommen.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

kinderunikunst

… findet in diesem Jahr zum 19. Mal statt – an den Wiener Kunstunis wie neben der Angewandten, der bildenden, der mdw – Musik und darstellende Kunst, gemeinsam mit der MuK – Musik- und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und anderen sowie in Niederösterreich, u.a. New Design Uni in St. Pölten, Kunstmeile Krems…

In den 157 Lehrveranstaltungen, Workshops usw. wurden/werden in Summer rund 3000 Plätze für Kinder angeboten, knapp mehr als 2000 Kinder nutzen diese Angebote, sagt die Erfinderin und Leiterin der kinderunikunst, Silke Vollenhofer, zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
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Kinderuni Wien

Zum 21. Mal öffnen Wiener Universitäten bzw. Hochschulen in den Sommerferien für insgesamt zwei Wochen ihre Hörsäle, Labore, Ateliers usw. für Kinder. Die Kinderuni Wien spielt sich an sieben Unis bzw. Hochschulen ab: Uni Wien, Medizinische, Technische, Veterinärmedizinische, Wirtschafts-Universität, Bodenkultur und FH Campus Wien.
An diesen bieten 515 Wissenschafter:innen 317 Lehrveranstaltungen an; 3.123 Kinder haben sich bzw. wurden angemeldet. Lehrveranstaltungen laufen in dieser, sowie der kommenden Woche, also der zweiten und dritten Woche der Sommerferien in Ost-Österreich.
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Österreichweit …

… gibt es verschiedene Forschungscamps und Ferienprogramme – vom Ars Electronica Center in Linz bis zum Joanneum in Graz und viele mehr. Einen Überblick gibt es hier