Lokalaugenschein in einer von zwölf Wiener Volksschulen, die in Stationenbetrieben „schlau sein – gesund essen“ spielend lernen.
Auf dem runden Teppich liegen folierte Bild von Lebensmitteln. Kinder knien, suchen sich jeweils eins davon aus und laufen zur Tür mit einem Plakat auf dem geschrieben steht: „Mein Kühlschrank“. Wo gehört was hin – in die Seitentür, ins oberste Fach, ganz unten, in die Mitte. Oder vielleicht gar nicht hier hinein, sondern in die darunter hängende Zeichnung mit dem Korb?
Das ist eine der Aktions-Stationen des Projekts „Schlau sein – Gesund essen“. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … durfte in einer der zwölf Wiener Ganztags-Volksschulen, der im Nordbahnhof-Viertel (Taborstraße 120 nach der verstorbenen Kinderbuch-Superautorin Christine Nöstlinger benannt) dabei sein, zuschauen und fotografieren. Es ist nicht überall gleich warm oder kalt im Kühlschrank wird als Information bei dieser Station vermittelt. So ist es in der Tür am wärmsten (10 Grad unten, 15 Grad oben).
In einer anderen Station sehen Kinder in Schüsseln Getreidekörner, dürfen sie auch angreifen – und kleine Stückerln Brot verkosten. Nicht jedes Gebäck, das dünkler aussieht, ist Vollkorn – ist hier ein Wissen, das vermittelt wird. Nicht-Vollkorn-Bort oder -Gebäck aber wird seiner Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe „beraubt“. „Das schmeckt kratziger“ finden einige der jungen Verkoster:innen das Vollkornbrot, anderen „schmeckts besser“.
Jedenfalls sollten vier Hand voll Getreideprodukte täglich zu sich genommen werden, so erklärt Ernährungswissenschafterin und -beraterin Veronika den Kindern.
Obst und Gemüse – nicht echtes, sondern in Form von folierten Bildern – werden in einer weiteren Station zuerst einmal erkannt, ob sie das eine oder das andere sind. Möglichst bunt und vielfältig sollte der Verzehr solcher sein – wie die Farben des Regenbogens, die sie auf ein vorgedrucktes Blatt malen dürfen. Und fünf Mal – über den Tag verteilt – sollte Obst und/oder Gemüse gegessen – oder auch (ab und zu) als ausgepresster Saft getrunken werden.
Doch Vorsicht, vor dem „Zucker“wasser, das so manch handelsübliche Säfte mit wenig Frucht und viel „Süße“ sind. Darum geht’s in einer weiteren Station. „Ich trink nur Wasser“, verrät Hannah dem Reporter. Und auf die Frage, ob schon immer oder wie das kam, erzählt sie kurz: „Früher hab ich viel sehr süße Säfte getrunken. Einmal war ich bei einer Freundin beim Geburtstagsfest, da hat’s einen total süßen Saft gegeben. Der hat mir gar nicht geschmeckt, seither trink ich nur mehr Wasser.“
Apropos Wasser – über einer der Wasserleitungen mitten im zentralen Freizeitbereich hängt auch ein buntes Plakat, auf dem dieses überlebenswichtige flüssige Mittel gleich in vielen Sprachen angeschrieben ist…
Nach dem Stationenbetrieb kriegen alle Kinder eine grüne Mappe mit knapp 100 Seiten – 80 einfachen Rezepten – eingeteilt in die vier Jahreszeiten. Denn so „nebenbei“ wird hier auch saisonale Küche und damit Nachhaltigkeit vermittelt. In jeder der Ringmappen steckt auch ein – hölzerner – Kochlöffel. Bevor sie damit zur Jause abdüsen, erzählen manche noch Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … dass ganz schön viele von ihnen auch zu Hause Speisen zubereiten oder wenigstens dabei helfen. Angelina kocht Kartoffelpüree, Miran und Alzy backen Kuchen, Luzia Muffins, Deniz kocht Spaghetti, Emrullaan bereitet Pizza zu.
Das Projekt „schlau sein – gesund essen“ ist Teil der österreichweiten Initiative „Kinder essen gesund“ des Fonds Gesundes Österreich“ (FGÖ) in Zusammenarbeit mit der AGES (Agentur für Ernährungssicherheit) und „Richtig essen von Anfang an“ (REVAN). In der Bundeshauptstadt wird das Projekt von der Wiener Gesundheitsförderung (WiG) und bis Juni 2023 als Pilotprojekt in zwölf (offenen oder verschränkten) Ganztags-Volksschulen in drei Bezirken (2., 20. und 21.) durchgeführt.
Rund 4.125 Kinder und 495 Freizeitpädagoginnen und -pädagogen vertiefen im Rahmen dieses Projekts ihr Ernährungswissen und geben dieses weiter.
Parallel dazu wird die Gemeinschaftsverpflegung verbessert und die Verantwortlichen für die Verpflegung in der Schule werden geschult, die Speisen und Lebensmittel passend auszuwählen.
Neben den genannten Stationen behandeln weitere die Themen Ernährungspyramide, Trinkpass, regionales und saisonales Obst & Gemüse. Das im Rahmen der Initiative entwickelte Ausbildungscurriculum wird nachhaltig in die Aus- und Fortbildung der Freizeitpädagoginnen und -pädagogen integriert.