Vielfalt bei den Top-5-Projekten der Kategorie Design beim 35. Jugend-Innovativ-Bewerb.
An den Tagen des Bundesfinale von Jugend innovativ knapp vor Pfingsten gab es kaum einen Tag, das heißt eigentlich selten einen Moment an dem der 18-jährige Pascal Glaser nicht Spielkarten in der Hand hielt. Also nicht wirklich gehalten hat, er ließ sie schweben, fliegen, jonglierte und zauberte die jeweils von einem Gegenüber ins Auge gefasst Karte aus dem Stapel in den sie gesteckt wurde auf Anhieb oder ganz woanders hervor. Da es keine Kategorie Magie beim Wettbewerb für innovative Projekte aus Schulen gibt – wiewohl der Jugendliche schon eigene Tricks erfunden hat – schufen er und sein Kollege Christian Albl, am Rande auch Manuel Abfalter, eigene Karten-Sets, die Albl düster-magisch designte. Ebenso die beiden Boxen mit unterschiedlich vielen Kartensets. In einem der beiden Varianten scheint das aktuell verwendete Karten-Deck sogar beim Öffnen des Deckels aus der Schatulle zu schweben.
Via Kickstarter sammeln die „Zauber“-Schüler aus der Graphischen in Wien das nötige Geld, Kartensets und Boxen produzieren lassen zu können. Wobei Zauberer ist nur der Erstgenannte. „Aber wir verkaufen nicht nur die Karten und die „Trickkiste“. Über den QR-Code kommen die Kundinnen und Kunden zu Videos. Ich hab ungefähr sechs Stunden aufgenommen, in denen ich Tricks, die ich selber erfunden habe, erkläre“, vertraut der Schüler Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr an… Und verrät auch, dass er schon seit seinem 12. Lebensjahr, also nun gut ein Drittel seines Lebens übt, lernt und zaubert. Die Fingerfertigkeit muss und will er fast ständig trainieren, durchaus auch in Schulstunden wie vor allem sein Kollege schelmisch lächelnd anmerkt. Diese Fähigkeit beschränkt sich dann aber gar nicht nur auf Karten, nach dem Sieg in der Kategorie Design lässt er auch einzelne der orangefarbenen Legosteine aus denen die Jugend-Innovativ-Trophäe gebaut ist da verschwinden und dort wieder auftauchen.
Mit ihrem Projekt „Transboard“ hätten Claudia Thal und Katja Mitterbacher aus dem BG Dornbirn nicht nur unter den Designer:innen mit einem der beiden (ex-aequo) zweiten Plätze Erfolg haben können, sondern sicher auch in einem der – noch immer stark männlich dominierten technischen Bereiche. Ausgangspunkt waren zergatschte (okay, in Vorarlberg wird das sicher anders genannt) Erdbeeren und das entsprechend eingesaute Stoffsackerl in dem die Früchte im Fahrrad-Korb transportiert wurden. Kuchen wollten sie so gar nicht von da noch dort bringen. Oder eigentlich schon. „Das Problem haben ja viele und so dachten wir uns, da müsste es doch was geben“, schildern die beiden den Ausgangspunkt für ihr gefedertes mit Stoßdämpfern versehenen mit Hilfe eines 3D-Druckers produziertes flexibles Brett. Dabei zeigen sie auch Vor-Versionen, an denen sie weiter herumtüftelten – leichter, praxistauglicher mit Vorrichtungen, in die Halterungen wie Gummi oder „Spinnen“ eingehängt werden können, um einen Korb, eine Kuchen-Transportform usw. einzuhängen.
Übrigens hat dieses Duo es schulübergreifend mit der – gemeinsam mit Katjas Schwester Sara – schon vor zwei Jahren mit „Light it up“ ins Design-Finale von Jugend Innovativ geschafft und dort mit den im Dunklen nach Bedarf leuchtenden Säulen bei Busstationen sogar gewonnen. Zu einem Bericht darüber – damals noch im Kinder-KURIER – geht es hier.
Ähnlich wie das beste Sozialprojekt beim Merkur der VBS (Vienna Business School – private Handelsschulen und -akademien) „Recht hat §ie“ (Link zur „Merkur“-Story ganz unten) waren im privaten Umfeld erlebte Gewalt der Ausgangspunkt für Paula Polónyi, Natalie Stefanowski und Viola Voldrich von der Graphischen in Wien. „Es gibt einfach zu viel häusliche Gewalt bis hin zu Femiziden. Aber auch alltäglichen Sexismus, verbale Übergriffe auch in der Öffentlichkeit, unter der die Opfer oft zunächst sprachlos übrigbleiben und leiden.“ Nicht zuletzt daran, dass die Umstehenden kaum eingreifen, ja vielleicht noch blöd lachen.
Das genannte Trio führte einfühlsame Gespräche mit zehn betroffenen Frauen, die zu den Protagonist:innen eines umfangreichen Bild-Text-Bandes wurden. Bedenken des Reporters, ob nicht so manche der (Halb-)Nackt-Fotos die Opfer sozusagen ein weiterer Übergriff wären, räumten die drei – mit dem zweiten Platz belohnten – Schülerinnen aus. „Es ist nichts passiert, was die Frauen nicht wollten. Wir sind deswegen auch nicht mit ihnen an die Schauplätze der Übergriffe gegangen, sondern allein mit der Kamera. Wir wollten die aber dokumentieren.“
Die höchst künstlerische, teils sehr düstere Gestaltung kann und soll Betrachtern – hier bewusst die rein männliche Form gewählt – vielleicht den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen und vermitteln, wie sich scheinbar „nur blöde Sprüche“ unter die haut gehend bei Betroffenen anfühlen können. Um letztlich hoffentlich solches Verhalten zu überdenken und abzustellen.
Die Maria-Rain-Kirche/ Žihpolje über dem Rosental/ Rož soll in absehbarer Zeit renoviert werden. Vier Schüler:innen der EUREGIO HTBLVA (Höhere technische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt im ebenfalls in Kärnten liegenden Ferlach machten dazu Vorschläge. Und welche und wie!
„Auch diese Kirche ist, die Sitzbänke unbequem, die Atmosphäre nicht sehr einladend“, so der erste Befund von Anna Schmidl, Carina Schaschl, Alex Glantschnig und Adanna Kohl. Und dann begann das Quartett. Erster Schritt: genaues Ausmessen des gesamten Innenraums, denn aus den Plänen war das nicht abzulesen. Dann kamen eigene Umgestaltungs-Ideen wie manche hölzerne Teile – auch schon beim Eingang – durch Glas zu ersetzen, macht alles schon heller. Vor allem aber dachten sich die vier Schüler:innen völlig neu gestaltetes Mobiliar aus, in erster Linie natürlich Sitzbänke. „Wir ersetzen die starren, unbequemen langen Bänke durch kürzere, flexiblere Zweier-Bänke, die sich auseinander oder zusammen stellen lassen. Und natürlich viel angenehmer zum Sitzen sind. Und oben auf dem Dach sollen Sonnenkollektoren angebracht werden, um erneuerbar und nachhaltig die kostenlose Energie von unserem Zentralgestirn einzusammeln.
Und wie die vier dran arbeiteten: Neben einem Modell der Kirche gestalteten sie ein umfangreiches Buch – natürlich mit den bildhaftem neuen Innenleben. Und – eine mehr als umfangreiche Arbeit: Das Quartett aus der Ferlacher Schule digitalisierte die gesamte Kirche – außen und innen. Mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille kannst du durch alle Räume aber auch außen herum gehen – und dich sogar auf die Spitzen der Kirchtürme „beamen“.
Der Pfarrer, so die Schüler:innen zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … zeigte sich sehr angetan und hofft darauf, dass die Kirche zur Basilika geweiht wird – mit möglichem Papst-Besuch. Das würde vielleicht zusätzliche Mittel frei machen für die vorgeschlagenen Modernisierungen.
Wiederverwertung von Altmetall – vor allem Kupfer, Aluminium und Eisen – zur Verfügung gestellt von einem Recyclingbetrieb kennzeichnen zehn Kleidungsstücke. Skizziert, entworfen sowie zurecht gebogen, ausgestanzt, an Stoffe angenäht haben Anja Ibele, Christina Bereuter und Malena Düsel aus der HTL Dornbirn (Vorarlberg). „Wir wollten einmal mit anderen Materialien arbeiten als bisher mit Pappmaché oder Holz und haben uns dieses Mal für Metall entschieden. Erste Idee waren die Verschlüsse von Getränkedosen, jedenfalls sollte es Recycling-Metall sein“, so das Trio zum Reporter, der unter anderem nach der Tragbarkeit fragte. In einem Video haben Mitschülerinnen solche Kleider an. „naja, sie sind schon schwer, weil wir ja auch schwere Möbelstoffe verwenden mussten“, sonst wären die womöglich gerissen.
1. Preis: Project Closed Thoughts (die Graphische, Wien)
Ein Team der Graphischen aus Wien bringt eine Schachtel für Spielkartensätze auf den Markt, Tricks inklusive. Karten und Verpackung glänzen durch zauberhaftes Voodoo-Design.
2. Preis – ex aequo
Transboard, BG Dornbirn
Sexismus hautnah erleben- Ein Fotobuch über den Alltagssexismus der Frau, die Graphische
Anerkennungspreise
Interior Design für den Sakralen Raum – Kirche Maria Rain, EUREGIO HTBLVA Ferlach
Metallic Design, HTL Dornbirn
Am österreichweiten Schulwettbewerb Jugend Innovativ haben seit der Gründung vor 35 Jahren bisher mehr als 11.000 Projekt-Teams mit rund 60.000 beteiligten Jugendlichen teilgenommen.
Der Bewerb wird im Auftrag der Ministerien für Arbeit und Wirtschaft (noch heißt es offiziell Digitalisierung und Wirtschaftsstandort), Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) abgewickelt.
Für Platz 1 gibt es 2000 €, der zweite Preis bringt 1.500 Euro ein, die Drittplatzierten bekommen jeweils 100 Euro und schließlich entfallen auf die Anerkennungspreise auch noch je 500 €.
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