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Gruppenfoto der Schüler:innen der beiden projekte der OMSi Glasergasse
Gruppenfoto der Schüler:innen der beiden projekte der OMSi Glasergasse
21.11.2023

Schüler:innen forschten zu fehlender Umsetzung von Kinderrechten

Am Geburtstag der Kinderrechtskonvention – 20. November – stellten fünf Schul-Projektgruppen Aktionspläne vor, u.a. dazu, dass Pflichtpraktika endlich auch für angehende Elementarpädagog:innen bezahlt werden.

„Wenn ich mit wem befreundet bin, dann mit dem/der und nicht mit seiner/ihrer Religion!“ Das ist – angesichts der Aktualität – vielleicht jener Satz, der von dieser Veranstaltung am und zum Tag der Kinderechte (20. November) in der Wiener Bildungsdirektion am stärksten hängen bleibt. Schüler:innen der Offenen Mittelschule Glasergasse (Wien-Alsergrund) hielten handgezeichnete Plakate mit Symbolen und/oder Schriftzügen von Judentum, Islam, Christentum, Buddhismus… hoch und sagten zusammengefasst, wie und was sie in den vergangenen Monaten dazu diskutiert und erarbeitet hatten.

„Kind sein in Krisenzeiten“

Sie waren eine von fünf Gruppen, die sich intensiv mit Kinder- und damit auch Menschenrechten auseinandergesetzt und gemeinsam mit Wissenschaftler:innen des Ludwig Boltzmann Instituts für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) sowie Expert:innen des Human Rights Space (HRS) an Themen und Bereichen geforscht haben. „Kind sein in Krisenzeiten – Ansichten, Erfahrungen und das Kinderrecht auf Partizipation“ wurde vom Open Innovation in Science Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gefördert.

Die Kinder bzw. Jugendlichen an diesem partizipativen Forschungsprojekt wählten in der Anfangsphase in Workshops zunächst die ihnen wichtigsten Themen, arbeiteten und recherchierten dazu und entwickelten daraus auch Forderungen bzw. Wünsche, die sie als „Aktionspläne“ auch bei der oben genannten Veranstaltung im Festsaal der Wiener Bildungsdirektion vorstellten.

Aktionsplan zu Religionsfreiheit in der Schule von Schüler:innen der Offenen Mittelschule mit Informatikschwerpunkt (OMSi) Glasergasse (Wien-Alsergrund)
Aktionsplan zu Religionen

Die besagte Gruppe etwa: „Respekt für unterschiedliche Religionen sowohl untereinander als auch im Kontakt mit Lehrpersonen.“ Und sie wünschen sich, selber Schulstunden über ihre Glaubensbekenntnisse gestalten zu dürfen. Oder unter anderem auch fasten zu dürfen, wenn sie das aus religiösen Gründen tun wollen (Stichwort Ramadan).

Keine Bezahlung für Pflichtpraktika in den Sommerferien!

Für fast unglaubliches Staunen sorgte ein anderes der fünf Projekte. Naomi R., Ilvy K.D. und Sandra Katrin S., Schülerinnen der BAfEP 10 (BildungsAnstalt für ElementarPädagogik), berichteten, dass sie für ihre – in den Sommerferien zu absolvierenden – Pflichtpraktika NICHT bezahlt werden. Außerdem müssen sie Materialien, die sie dann im Kindergarten einsetzen, selber kaufen.

Sie und ihre Klassenkolleginnen kamen in der Recherche bei Jugendlichen aus anderen BHS (Berufsbildenden Höheren Schulen) wie beispielsweise HTL (Höhere Technische Lehranstalten) sogar in verschiedenen Bundesländern drauf: Die bekommen sehr wohl Geld für ihre verpflichtenden Praktikumswochen, wenngleich unterschiedlich viel. Irgendwie handelt es sich bei Pflichtpraktika offenbar um eine Art Graubereich. Vor mehr als zwei Jahren berichtete auch eine Wiener HAK (Handelsakademie), dass ihre Schüler:innen selbst in einem großen Handelskonzern anfänglich nicht bezahlt worden sind.

Aktionsplan zu
Aktionsplan zu „bezahlte Pflichtpraktika in den Sommerferien – ebenfalls von Schülerinnen der BAfEP10

Versprechen dreier Parteien-Vertreterinnen

Die drei Schüler:innen, die ihre Projektgruppe aus einer der dritten Klassen vertraten, hatten ihre Präsentation in Form einer Podiumsdiskussion organisiert. Dazu waren von den Organisator:innen des Nachmittags auch drei Politikerinnen eingeladen worden. Die Nationalratsabgeordneten Sibylle H. (Grüne; da die Schüler:innen nur mit Vornamen und Anfangsbuchstaben des Nachnamens genannt werden dürfen, handhabt KiJuKU das – wie in anderen Fällen – auch für die Erwachsenen gleichermaßen), Katharina W. (Neos) sowie die Bundesrätin Daniela G.-P. (SPÖ) versprachen, gegen diese Ungerechtigkeiten anzugehen und es sowohl im Parlament als auch beim Bildungsministerium zur Sprache zu bringen. Und sie verwiesen auf das Beispiel der erst kürzlich beschlossenen BHS für Pflegeberufe, wo die Bezahlung der Pflichtpraktika sogar gesetzlich beschlossen worden ist.

Sicherheits-Event

In Form eines pantomimischen Spiels stellten Schüler:innen einer zweiten Gruppe aus der eingangs schon genannten Mittelschule Glasergasse Probleme in Sachen Sicherheit auf Schulwegen und in Parks dar. Daraus leiteten sie ihre Forderung ab: Eine eigene Veranstaltung mit Eltern, Grätzelpolizei und nahegelegenem Jugendzentrum, um diese Fragen zu besprechen und zu mehr Sicherheit für die Kinder und Jugendlichen zu kommen.

Mental Health

Gerade durch die Pandemie – mit den anfangs zu wenig berücksichtigten Folgen für die psychische Gesundheit vor allem von Kindern und Jugendlichen – wurde „Mental Health“ ein – zumindest diskutiertes – Thema. Zwei Peer Buddies aus der VBS (Vienna Business School, private HAK bzw. HASchule) Hamerlingplatz (Wien-Josefstadt) hatten gemeinsam mit einigen wenigen anderen Kolleg:innen, die sich auch als ältere Schüler:innen um Neue, also Erstklässler:innen kümmern, einige Forderungen erarbeitet, wie insgesamt mehr für die psychische Gesundheit von Schüler:innen gemacht werden könnte. In ihrem Aktionsplan verlangen sie mehr Schulpsycholog:innen, aber auch – als „Vision“ – österreichweit ein eigenes Schulfach. In diesem sollten möglichst alle Fragen, aber auch Tipps, Hilfestellungen usw. behandelt werden, die der psychischen Gesundheit dienen. Woraus auch folgt, dass dieses Fach auch nicht benotet werden dürfe.

Bis dahin schlagen sie „analoge und digitale Informations-Kampagnen sowie regelmäßige Übungen zur Stärkung der psychischen Gesundheit“ vor.

Angstfreie Schule

Was macht Kindern und Jugendlichen in der Schule Angst – und zwar zunächst einmal auf das Verhältnis zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen konzentriert. Dies nahm sich ein Teil einer der dritten Klasse der schon oben erwähnten BAfEP 10 als Forschungsaufgabe her. Und arbeitete dazu einen Fragebogen aus, „es ist erst eine Beta-Version“, gestehen die Jugendlichen. Diesen präsentierten drei Vertreterinnen der Projektgruppe, Fay W., Lena S. und Ikra Su A. und bekamen dafür große Anerkennung durch die Expert:innen des immerhin wissenschaftlichen Grund- und Menschenrechtsinstituts.

Dennoch wollen die Jugendlichen den Fragebogen weiterentwickeln, dann zunächst in ihrer Schule die Antworten – anonymisiert – erheben. Ihr Wunsch: Eine flächendeckende Erhebung unter möglichst allen Schüler:innen – und natürlich, dass dann auch Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen gezogen werden. Denn das Ziel sollte ja eine angstfreie Schule sein.

Poetry Slammerin

Einer von vielen Punkten, die insbesondere Schülerinnen Angst machen: Sexuelle Belästigung durch Lehrer. Und damit schließt sich der Kreis zum Beginn des Kinderrechte-Projektpräsentations-Nachmittags. Denn eröffnet wurde dieser durch die meisterhafte Poetry Slammerin Elena S. (wie schon oben erwähnt, zwecks Gleichheit mit den Schüler:innen, von denen nur die Vornamen und Anfangsbuchstaben der Nachnamen genannt werden dürfen auch hier so gehandhabt), die einen Text, der sich genau damit auseinandersetzt zu Gehör brachte.

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Über Elena Sartos Poetry-Slam-Auftritt bei den U20-Meisterschaften 202 -> noch im KiKu