Gespräch mit einer jungen High-Tech-Autoverkäuferin über Auto-Cockpits und Bildungswege.
Einsteigen, Zündschlüssel umdrehen und losfahren. Natürlich: Anschnallen nicht vergessen. Das war gestern. Zumindest bei vielen Autos. Da braucht’s meist eine ziemlich lange High-Tech-Einschulung, um alle Funktionen des Bordcomputers bedienen zu können. Hinter dem steckt auch KI (Künstliche Intelligenz). Was sich hinter und neben dem Lenkrad aufbaut schaut aus wie ein kleines Cockpit. Selbst das Lenkrad ist Teil dessen mit Tasten und Rädern zum Steuern von allem Möglichem. Und dazu braucht’s Mitarbeiter*innen, die mehr können als Auto fahren und Vorzüge fahrbarer Untersätze „verkaufen“.
Eine, die solches IT-Wissen hat und vermitteln kann, aber sogar viel von der Mechanik und Elektronik so eines Wagens versteht und erklären kann, ist Katja Haller. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … durfte sie an ihrer Wirkungsstätte im „Industriezentrum“ das zu Wiener Neudorf gehört, besuchen. Connected mit dem Smartphone wird ein Teil des Bordcomputers zum vergrößerten Display desselben. Den Namen der Automarke laut sagend, dirigiert die 24-Jährige das digitale Innenleben – von Wetterinformationen bis zu Anrufen. „Aber er muss erst deine Sprache, deinen Dialekt lernen. Das ist ein Teil der künstlichen Intelligenz, des Maschinene-Lernens.“
Gut, fahren – also lenken, Gas geben und bremsen – muss die Lenkerin/der Lenker schon. Aber beim Einparken, ja sogar dem Suchen und Finden einer Parklücke spielt sich schon der Übergang zum autonomen Fahren ab. Bei einer kleinen Testfahrt kann ich nur staunen, wie Katja Haller die Hände vom Lenkrad nimmt und das Auto selbstständig einparkt.
Ihre IT-Kenntnisse darüber, wie das alles funktioniert, präsentierte sie kürzlich in der IT-Schule des BFI (BerufsFörderungs-Institu) am Girls Day, wo MINT, und insbesondere IT-Förderung von Mädchen im Zentrum einer zweistündigen Veranstaltung standen. „We Build Future Intelligence“ (Wir bauen/schaffen Zukunfts/zukünftige Intelligenz) hieß die, bewusst mit den schul-eigenen Buchstaben spielend.
Und neben ihrem Job absolviert Haller nun zweimal wöchentlich (manchmal auch drei Mal) abends vier Stunden die Handelsschule des BFI „und dann die HAK, ich will die Matura machen“. Vor der war sie schon vor Jahren knapp, nur mehr drei Monat entfernt. „Aber ich hab die Schule nicht mehr ausgehalten, ich bin davon gerannt. Ich wollt Geld verdienen und was zum Angreifen arbeiten. Autos haben mich schon von klein auf interessiert und deswegen hab ich mir eine Lehrstelle als KFZ-Mechanikerin gesucht.“
Einfach war das nicht, „ich hab sicher gut 50 Bewerbungsschreiben verschickt. Bei vielen Betreiben wurde ich ausgelacht, ein Mädchen und Mechanik…“ – und das immer hin im 21. Jahrhundert und vor nur ein paar Jahren!
Bis die Wiener Neudorfer Firma Pappas, autorisierter Partner der Autos mit dem Stern, positiv reagierte. Und nun eine trotz ihrer Jugend schon langjährige Mitarbeiterin hat. Vier Jahre Lehre – an die der KFZ-Mechanikerin hängte Haller noch ein halbes Jahr Systemelektronik dran. Auch wenn ihr die handwerkliche Arbeit gut gefiel „dreckig zu werden macht mir dabei nichts aus“, wechselte sie später in die Kundenbetreuung und nun in den Verkauf. Da versteht sie sich vor allem als die, die Kund*innen auf diese High-Tech-Anwendungen und -Bedienung des Fahrzeuges einschult.
Die Abendschule sei schon anstrengend, „wenn ich nach Hause komm kann ich kaum mehr was anderes machen als ins Bad und dann ins Bett“. Besonders hart waren die Phasen des Distance-Learnings. „Sich dann nach der Arbeit immer zu motivieren, vier Stunden vor dem Computer zu sitzen …!“ Und dieses Lernen nimmt keine KI ab 😉
Nach der Matura würde Katja Haller irgendwo in den Marketing-Bereich wechseln, „am liebsten irgendwo im Motorsport. Der fasziniert mich schon seit ich ein kleines Mädchen war.“