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So verspielt kann Mathe sein ;)
So verspielt kann Mathe sein ;)
18.04.2023

Wo Mathe zum Spielen einlädt und ganz schön viel Spaß macht

Lokalaugenschein im „Haus der Mathematik“ mit fast drei Dutzend Spiel-Stationen und einem Museum mit (ur-)alten Taschenrechnern, Computern und anderen Ausstellungsobjekten.

Ein ganzer großer Raum, größer als ein Klassenzimmer voller Spieltische. Auf den meisten sitzen einander zwei Kinder gegenüber. Die einen würfeln – mit jeweils zwei Würfeln. Am Spielfeldrand haben sie Brettchen mit den Zahlen von 1 bis 12. Wer als erste/r alle Brettchen oben hat, gewinnt. Da gibt es zu taktieren. Die Summe der Augenzahlen auf den beiden Würfeln kann beliebig auf ein oder zwei der Brettchen aufgeteilt werden. Also bei einem 4er und einem 3er auf den Würfeln könnte der 7er oder die beiden genannten Zahlen, aber beispielsweise auch die Brettchen 2 und 5 raufgeklappt werden.

Anderen springen mit runden hölzernen Scheiben, ihren Spielsteinen, über jene des gegenübersitzenden Kindes und schnappen die übersprungenen Steine ein – Ähnlich wie beim Damespiel – nur mit viel mehr Spielfeldern. Oder versuchen mit derselben Methode allein Kugeln zu überspringen, entfernen und am Ende sollen möglichst wenige Kugeln im kreuzförmigen Spielfeld liegen.

Würfeln, springen, bauen, puzzlen

An einem Spieltisch in der Ecke bauen zwei Schüler hölzerne Würfel mit Einkerbungen und Löcher aufeinander – und probieren aus, ob die Kugel, die sie ins oberste Loch reinwerfen, am Ende ihrer Konstruktion auch wieder rauskommt oder irgendwo dazwischen hängen bleibt. Andere puzzeln bunte unterschiedlich geformte Steine, die an eines der Ur-Computerspiele – Tetris – erinnern, zusammen und versuchen, die ganze rechteckige Fläche so auszufüllen, dass nirgendwo ein Feld frei bleibt. Wieder andere drehen einen Kreisel in einer Holzschale. Der Kreisel trifft bunte Kügelchen, die auf diversen Vertiefungen liegen bleiben. Daneben stehen Zahlen. Manche gilt es zu addieren (zusammen zu zählen), andere verringern das Punktekonto.

Zu den beim Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… im Haus der Mathematik in der Pädagogischen Hochschule Wien-Favoriten gehören aber weitere Puzzles: Hölzerne, mehrschichte Vielecke – vier oder fünf – gilt es in einer Vertiefung zu einem großen Quadrat oder Sechseck zusammenzubauen. Nicht immer ganz einfach. Aber praktisch alle Schülerinnen und Schüler der 1E aus dem Laaerberg-Gymnasium, denen KiJuKU.at auf die Finger, über die Schulter usw. schauen und fotografieren darf, schaffen nach kurzem, bzw. bei manch komplizierteren Teilen längerem Tüfteln die Teile, die manche aufgrund ihrer verschiedenen Schichten manche an Schnitten erinnern, so in den vertieften Formen zu platzieren, dass sie jeweils ein gemeinsames Ganzes ergeben.

Vieles selbsterklärend

Gut eineinhalb Stunden lang spielen sich die Schüler:innen durch die verschiedensten Mathe-Stationen bei denen es entweder ums Rechnen oder um Geometrie und da vor allem um räumliche Vorstellungskraft geht. Die meisten Spiele sind fast selbsterklärend, Cheyenne, Sonja und Manuel – die Explainer:innen an diesem Vormittag – müssen nur selten zu Rat gezogen werden.

Abwechseln gehen sie immer mit einer Kleingruppe einen Stock tiefer, im Keller befindet sich ein kleines, feines Mathe-Museum. Die unterschiedlichsten alten und ururalten Rechenmaschinen, Taschenrechner und auch – nicht mehr funktionierende – Computer – riesige Maschinen – stehen hier. In einer Ecke lagern alte Speichermedien – große, dicke runde Scheiben, die ganz schön schwer sind – und nicht einmal auch nur einen Bruchteil des speichern könnten, was heute auf eine wunzigkleine Speicherkarte im Smartphone passt.

Zu den Objekten im Museum gehört u.a. der Nachlass des weltberühmten Mathematikers und Erfinders Leopold Vietoris, der allerdings in Österreich viele bekannter für sein Alter wurde – er starb vor knapp mehr als 20 Jahren im Alter von fast 111 Jahren. Knapp nach seinem Tod wurde das Haus der Mathematik eröffnet – damals in einer alten leerstehenden Schule gegenüber dem Gymnasium Waltergasse in Wien-Wieden – bevor es sechs Jahre später in die Pädagogische Hochschule in Wien-Favoriten übersiedelte. Initiator dieser Einrichtung, die spielerisch Spaß und Wichtigkeit an Mathe ebenso vermitteln wollte und will wie einen Teil der Geschichte dieser Wissenschaft, war Gerhard Lindbichler. Er selbst bildete  jahrzehntelang an der Pädagogischen Akademie (Vorläufer der PH) fachlich Mathe-Lehrer:innen aus.

Museum beeindruckte Schüler:innen besonders

Das Museum war übrigens für die meisten jener Schüler:innen, die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… nach ihrer Exkursion kurze Interviews gaben, das Beeindruckendste. „Die alten Taschenrechner waren für mich das Überraschendste“, meinten etwa Mikail, Hüsejin, Luka. Maaz beeindruckten dort „vor allem die alten Rechenmaschinen und dass manche von denen sogar noch immer funktionieren“.

„Das Museum, aber überhaupt alles“, schaffte dann Mete die Überleitung zu jenen, die sich besonders an den Mathespielen oder der spielerischen Mathematik erfreuten. Mia gefiel das Würfelspiel – siehe in der Beschreibung oben im Bericht – am besten.

Leona resümierte: „Ich finde cool, dass wir alle Spiele einfach so ausprobieren konnten, am besten gefallen haben mir die Tische, wo wir die verschiedenen Platten in die Formen zusammenpuzzeln mussten. Ich mag auch sonst gern Puzzles.“

Yousef favorisierte jenes Spiel mit dem Kreisel, wo die Zahlen zusammengezählt oder abgezogen werden mussten. Anisa mochte besonders die Zusammenbau-Spiele und Anesa fand „sehr cool, wie der Manuel das Alter meiner Mutter erraten hat“. Dies ist eines der Aufwärm-Spiel zwischen Garderobe und dem Spiel-Raum des Hauses der Mathematik, bei dem u.a. mit den quadratischen Bodenfliesen und Rechenspielen gearbeitet wird, aber auch mit dem angeblichen Gedankenlesen zum Alter von Eltern – der „Trick“ dahinter wird jeweils aufgeklärt, soll hier aber natürlich nicht gespoilert werden.

Vor Ort, mobil und virtuell/digital

Neben Workshops für Schulklassen öffnet das Haus der Mathematik einmal monatlich samstags für jeweils drei Stunden auch für private Besucher:innen die Türen, bietet außerdem eine mobile Version mit 34 „Exhibits“ für ein bis zwei Wochen am jeweiligen Standort an. Und bietet auf der eigenen Homepage eineinhalb Dutzend Spiele aus den Bereichen Geometrie, Kombinatorik und anderes mehr an, die am Computer, SmartPhone oder Tablet gespielt werden können – Link in der Info-Box ganz am Ende des Beitrages. Angebote, die helfen können, dass Kinder und/oder Jugendliche die Freude und Lust an Mathe verloren haben, sich dieser Wissenschaft wieder annähern können – sozusagen zurück zur …

… kindlichen Neu- und Wissbegierde

Kinder wollen in ihren frühesten Jahren alles nur Erdenklich erkunden, be-greifen, auch die für sie noch geheimen Zeichen der Erwachsenen. Zu diesen gehören Schriftzeichen, Buchstaben und genauso Zahlen. „Ich kann schon bis … zählen!“ sie das nun zehn, 20 oder noch viel mehr. Viele sind stolz darauf, schon vor der Schule den eigenen Namen schreiben, ein Vier- oder Dreieck zeichnen zu können, diese und jene Rechnung zu schaffen.

Und dennoch gehört gerade Letzteres ein paar Jahre später – nach der Volksschule – oft zu den „Angstfächern“.

Mathe bähhh. Nicht überall auf der Welt, aber in Österreich. Dabei ist nicht nur in praktisch allem und jedem irgendwie auch Mathematik drinnen – von allen digitalen Geräten bis zum Alltag – wie viele Minuten vorher muss ich weggehen, um rechtzeitig in der Schule zu sein, die U-Bahn, den Bus, die Bim, den Zug zu erwischen … ? Was kann ich um mein (Taschen-)Geld kaufen? Wie viel Eier, Butter, Mehl, Zucker und andere Zutaten brauch ich für den Kuchen?

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Haus der Mathematik

Das Haus der Mathematik (HdMa) ist ein Science Center mit Schwerpunkt Mathematik und Teil des Science Center Netzwerks. In der Erlebniswelt können Menschen jeden Alters an Spieltischen (Exhibits) Mathematik angreifen und dadurch be-greifen. Durch eigenständiges und spielerisches Experimentieren können mathematische Zusammenhänge und Phänomene erkundet werden. Unterstützung dabei bieten eigens dafür ausgebildete „Explainer:innen“ (Vermittlerinnen und Vermittler).

Mathematische Zeitreise
Beginnend vor rund 4500 Jahren in Ägypten über die „alten“ Griechen bis hin zur Neuzeit wird Mathematik sicht- und erlebbar. Auf der Homepage gibt es ein eigenes Archiv über herausragende Mathematiker:innen in Österreich: https://www.tiki-toki.com/timeline/entry/827756/Mathematikerinnen-und-Mathematiker-aus-sterreich/

Führungen für Schulklassen
Termine für das Sommersemester 2023 sind alle vergeben.

Führungen für Privatpersonen
Einmal im Monat, Samstag, 10 bis 13 Uhr
die Nächsten: 6. Mai und 17. Juni 2023

Zu den virtuellen, digitalen Spielen geht es hier

In der Pädagogischen Hochschule Wien
1010, Grenzackerstraße 18
office@hausdermathematik.at

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