Das Gymnasium am Wiener Augarten feiert 150 Jahre – mit einer kritischen historischen Rückschau und dem optimistischen Blick auf Heute und Morgen; Bericht des Reporters, der hier vor 51 Jahren maturierte.
Schwungvolle Auftritte der „All Star Band“, der Musical Kids, inhaltsreiche und doch knackige Festvorträge – zur Geschichte der Schule einer- und zu Diversität anderseits -, ein starker Poetry Slam einer preisgekrönten jungen Wortakrobatin über Vorurteile – das war die 150 Jahr-Feier des Gymnasiums am Augarten (Wien-Brigittenau, 20. Bezirk), vormals Karajangasse, davor Unterbergergasse.
Letzteres war der alte Eingang einer ganz kurzen Gasse als die Schule noch nicht so breit und so hoch war wie sie heute nach Erweiterungen ist. Und jener Eingang, an dessen Tür im Herbst 1966 Zettel hingen mit den Namen jener Schülerinnen und Schüler, die die damals noch erforderlichen Aufnahmsprüfungen – aus Mathe- und Deutsch-Tests – bestanden haben. Darunter auch mein Name.
Die folgenden acht Schuljahre verbrachte ich also hier, Matura Ende Juni 1974. Da waren selbst die meisten Lehrer:innen des heutigen Gymnasiums noch nicht einmal geboren. Acht Jahre, in denen wir allesamt kein einziges Wort davon erfuhren, dass ein Teil der Schule 1939 Gefängnis war – „Notarrest Karajangasse“ in dem Juden und politische Gegner der Nazis vorübergehend eingesperrt waren, bevor sie in Lager verfrachtet wurden.
Gut, das habe ich nicht erst bei der 150 Jahr-Feier diese Woche erfahren, sondern als Journalist schon vor Jahrzehnten; und auch darüber berichtet, dass auf Initiative eines Geschichtslehrers gemeinsam mit Schüler:innen eine Gedenkstätte, die daran erinnert, errichtet und Jahre später noch einmal – gemeinsam mit Berufsschüler:innen – renoviert wurde. Manch anderes aber, unter anderem, dass die Schule erst 25 Jahre nach ihrer Gründung, damals in der heute zur Leopoldstadt gehörenden Glockengasse gegründet worden war. Und so manch anderes, das Historiker Bernhard Trautwein, knapp und mit etlichen historischen Fotos vor allem aus alten Jahresberichten, in seinem Vortrag „Wo Vielfalt Schule macht“, den auch mit diesem Gymnasium am Augarten noch viel Vertrautere sehr interessant fanden, präsentierte.
Vielfalt durchzog den zweiten Fachvortrag: Der bekannte Soziologe Kenan Güngör sprach unter dem Titel „Schule im Kontext von Migration und Diversität“ darüber – wie es so sein Charakteristikum ist -, dass auch dieser Begriff differenziert betrachtet werden müsse. „Vielfalt ist gesellschaftlicher Fakt. Ob sie gut oder schlecht ist, kann per se nicht beantwortet werden. Denn Vielfalt ist in vielfältiger Weise vielfältig! Doch wir haben zumeist homogene, ideologisch aufgeladene schwarz-weiß Bilder von Vielfalt.“
Die jungen Blicke auf die auf vielfältige Weise vielfältige Realität d(ies)er Schule heute lieferten einerseits die Musical Kids mit Ausschnitten aus „Wenn ich wieder einmal träume“, die beachtliche All Star Band mit einem großen Chor und ihrer Version von Edwin Hawkins‘ Gospel (1967) „Oh Happy Day“ und vor allem die Wortakrobatin Juliana Kratzer, meisterinnenhafte Poetry Slammerin mit „Eine Generation passt nicht in einen Schuhkarton“, wo sie Schubladen und Vorurteile poetisch und immer wieder mit dem einen oder anderen Schuss Humor auseinandernimmt – siehe Video des gesamten Auftritts.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – und der Vorläufer Kinder-KURIER hat immer wieder auch über Projekte dieser Schule berichtet, zuletzt, als Schüler:innen die Idee einer „Kulturbrücke“ vom Schulgebäude in den – durch eine Straße getrennten – Augarten planten; und für ihre abgespeckte Version einer Kultur-Oase als Schulvorplatz bei der Kinder- und Jugendmillion der Stadt Wien 250.000 Euro zugesprochen bekamen; oder über mehrfache erfolgreiche Teilnehmer:innen am mehrsprachigen Redebewerb „Sag’s Multi!“ und darüber, dass dieses als eines der wenigeren Gymnasien ein namhafte Zahl an geflüchteten Jugendlichen vor zehn Jahren aufgenommen hat – Berichte unten verlinkt.
fluechtlings-integration-international-school-of-brigittenau <— damals noch im Kinder-KURIER
wichtig-botschaften-rueberzubringen-und-dass-erwachsene-zuhoeren <— noch im KiKu
wichtig-bildungs-chancen-zu-nutzen <— noch im KiKu
think-difference, Kenan Güngörs Website
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