Bilderbuch über einen schrullig wirkenden Opa, der nur zum Enkel nett ist, verstört doch einigermaßen.
„Opa? Warum bist du zu mir so nett und zu den anderen so garstig?“ fragt der junge Enkel den alten Mann knapp nach der Mitte dieses Bilderbuchs. Mit dem Enkel geht er erst im Kinderwagen, später an der Hand fast täglich spazieren, lächelt, unterhält sich freundlich.
Bis dahin haben wir auf jeder Doppelseite die Hauptfigur ziemlich griesgrämig, grantig und irgendwie schrullig erlebt. Der alte Mann schaut meist finster drein, bringt die Ehefrau zum Weinen, weil er ihr keine Blumen bringt, obwohl sie sich zum Geburtstag Rosen wünscht. Das Badewasser in der Wanne lässt er nicht aus, sondern schöpft es mit Kübeln raus und stellt diese neben die Klomuschel. Er ärgert sich, wenn die Frau ein Joghurt wegschmeißt, wenn das Ablaufdatum einige Tage zurückliegt…
Gut, spätestens ab hier beginnt sich aufzudrängen, warum er das alles macht. Und auch dass die Farbe der Hose in „Der Opa mit der rosa Hose“ nichts mit dem Pride-Month im Juni und dem Regenbogen-Statement für Vielfalt zu tun hat. Er wollte die alte Hose der Frau nur nicht wegwerfen, sondern nähte sie um. Umwelt ist ihm das wichtigste Anliegen. Und als der Enkelsohn älter ist, begründet er seine Handlungen.
Das versteht der Bub, nicht nachvollziehen kann er allerdings – wie wahrscheinlich auch die meisten Leser:innen, weshalb er nicht dennoch freundlicher und netter zu Mitmenschen ist. Vielleicht könnte er sie dann von seinen Handlungen überzeugen und sie ebenfalls für umweltverträglicheres Verhalten gewinnen?
„Es kommt nicht darauf an was fremde Leute über dich denken. Wichtig ist nur, was der denkt, für den du das alles machst. Dein Enkel.“ So lauten die Schluss-Sätze der Autorin Lucie Hášová Truhelková (Übersetzung aus dem Tschechischen: Mirko Kraetsch), einer preisgekrönten Gesundheits-Journalistin. Und das verstört erst recht, denn immerhin lässt sie zuvor den Enkel sagen, dass es diesen stören würde, „was die anderen Leute dann vielleicht über mich denken, dass ich garstig bin und lächerlich.“
Auch wenn dies eine Art bedingungsloses Plädoyer dafür ist, den eigenen Weg zu gehen, wenn du davon überzeugt bist, so zeigen der Text und Bilder (Andrea Tachezy) zuvor ja einen Mann, dem’s nicht nur egal ist, was andere über ihn denken, er ist zu ihnen ja auch wirklich garstig. Und nie scheint er erklären zu wollen, weshalb er so handelt, um Umwelt zu schützen, Kinderarbeit (Gewand) oder gesundheitsschädliche Arbeiten (Blumen) zu be- und verhindern. Ob das etwas zum Positiven verändern kann?
Text: Lucie Hášová Truhelková
Illustration: Andrea Tachezy
Übersetzung aus dem Tschechischen: Mirko Kraetsch
Der Opa mit der rosa Hose
39 Seiten
Achse Verlag
23 €
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