Phanstasievolle Inszenierung von „Der kleine Prinz“ als Gastspiel aus der Schweiz eröffnet das 34. Internationale Theaterfestival für junges Publikum in Vorarlberg.
DER Spruch aus Saint-Exupérys bekanntestem Werk ist so allgegenwärtig wie Merchandising-Produkte mit dem blonden strubbeligen Buben. Doch viele scheinen (fast) die ganze Geschichte „Der kleine Prinz“ nicht wirklich zu kennen, wie so manch überraschte Lacher bei der Erzähltheaterversion von Theater Fabula und Figurentheater beide aus St. Gallen (Schweiz) nahelegten. Damit wurde das 34. Internationale Theaterfestival „Luaga & Losna“ (Schauen und Hören – auf Standard-Deutsch übersetzt) in der letzten Ferienwoche Mittel- und Westösterreichs eröffnet – noch bis 10. September, siehe Info-Block am Ende des Beitrags.
Als Kinder hätte sie selber die Geschichte so gar nicht gemocht, sagte im Inszenierungsgespräch nach der vollbesetzten Vorstellung Frauke Jacobi, die in dunklem Overall mit großem Koffer den Saal im Feldkircher Saumarkttheater betritt. Erst als Erwachsene habe sie Gefallen daran gefunden. Anfangs streitet sie sich auf der Bühne und wäre lieber der kleine Prinz, habe sie doch sogar Haare wie die bekannte Figur, die Antoine de Saint-Exupéry vor rund 80 Jahren geschrieben und gezeichnet hat (Erstveröffentlichung: 1943 in New York). Doch das macht ihr Bühnenkollegin Eliane Blumer streitig. Sie sei doch die Jüngere und die andere der ideale Pilot.
Bevor die beiden später aus dem Koffer eine kindgroße Handpuppe hervorzaubern, die über weite Strecken die Hauptfigur wird, beginnen sie aus der übersetzten Originalgeschichte zu lesen, dann und wann auch frei zu erzählen. „Pilot“ Frauke Jacobi zeichnet immer wieder auch live auf schwarzem Naturpapier mit Kreidestift. Natürlich beginnt sie dabei mit der Riesenschlange, die einen ganzen Elefanten verschlungen hat – was fast alle Erwachsenen nur als „Hut“ erkennen. Weshalb der kleine Prinz an der Fantasielosigkeit der „großen Leute“ (ver-)zweifelt und auch noch das Innere der Boa zeichnen muss.
Etwas, das viele Kinder aus eigenem – leidvollem – Erleben kennen, wenn etwa eine Lehrerin einer Volksschülerin sagt „so schaut kein Geist aus!“, weil diese ein Fantasiewesen und nicht wie die meisten anderen den klassischen Leintuchgeist zeichnet (real passiert!).
Eliane Blumer, der ein gelber Schal reicht, um das Alter Ego des Puppen-Prinzen zu sein, bedient die Live-Musik während ihre Kollegin zeichnet. Sie legt Schallplatten auf, hin und wieder scratcht sie ein wenig dabei, spielt kleine Drehorgeln und sorgt für andere atmosphärische Geräusche. Jacobi lässt – projiziert – die verschiedenen Planeten entstehen, von denen der Kleine Prinz erzählt, mitunter neben den Zeichnungen mit ausgeschnittenen Elementen, die sie wie in Pop-Up-Bilderbüchern bewegt. Und das Umfeld des abgestürzten Piloten mitten in der Wüste, wo er auf das phantas-tische Kind tritt, lässt die Schau- und Figurenspielerin mit Vogelsang auf den Spieltisch rieseln. In dem sie in der Folge mit Fingern zeichnet – was so wie die anderen Bilder in den Bühnenhintergrund auf eine schwarze Tafel auf einer Staffelei projiziert wird.
Neben der Prinzen-Puppe erscheint auch der Fuchs, der so gerne „gezähmt“ würde – als Symbol für verantwortungsvolle Beziehung – als Stoff-Puppe (Figuren: Mechtild Nienaber, Susette Neuweiler, Barbara Bruderer). Für die Stückfassung und die Regie des Stücks, das ursprünglich nur als szenische Lesung geplant war, zeichnet Katja Langenbach verantwortlich. Musik und Geräusche konzipierte exakt auf die Inszenierung abgestimmt Stefan Suntinger. So manche Requisiten und Bühnenelemente wie etwa die aus rotem, knisterndem Papier dargestellten Rose(n) seien durch Improvisation im Probenprozess entstanden, so die beiden Theaterfrauen aus St. Gallen.
Ach ja, für jene, denen DER eingangs angesprochene so bekannte Sager nicht und nicht einfallen will: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Compliance-Hinweis: KiJuKU wurde von Luaga & Losna zur Berichterstattung nach Feldkirch und Nenzing eingeladen.
Bis 10. September 2022
luagalosna
Der kleine Prinz
nach Antoine de Saint-Exupéry
Theater Fabula und Figurentheater St. Gallen/ Schweiz
Ab 10 Jahren
Regie, Stückfassung: Katja Langenbach
Spiel: Eliane Blumer, Frauke Jacobi
Figuren: Mechtild Nienaber, Susette Neuweiler, Barbara Bruderer
Sounddesign: Stefan Suntinger
Textiles: Susi Rüttimann
Bühne: Ensemble, Markus Brutschin
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Abana B’Amazi/ Die Kinder von Amazi
Ishyo Arts Centre / Ruanda und Théatre du Papyrus / Belgien
Ensembleproduktion nach der Idee von Rivardo Niyonizigiye
Ab 6 Jahren
Text: Isabelle Pillot, Freddy Sabimbona
Schauspiel, Gesang: Rivardo Niyonizigiye, Arthur Banshayeko, Juma Kennedy Oduor, Claudia Noëlla Shimwa, Abdoulrahim Mujyambere, Eliane Umuhire,
Regie, Produktion: Carole Umulinga Karemera, Bernard Chemin
Bühne: Didier de Neck
Musikalische Leitung: Hervé Twahirwa
Mittwoch, 7. September 2022
17 Uhr
Ramschwagsaal: 6710 Nenzing, Ramschwagplatz 1
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Perro perdido/ Der verlassene Hund
Cal y Canto Teatro/ Spanien
Ab 6 Jahren
Konzept: Ana Ortega und Marcos Castro
Regie: Ana Ortega
Spiel: Marcos Castro, Sofía Gómez, Ana Ortega
Bühnenbild und Objekte: Marcos Castro, Néstor Alonso, Alberto González
Kostüme: Cal y Canto Teatro
Musikcollage: Marcos Castro
Donnerstag, 8. September 2022
15 und 17 Uhr
Freitag, 9. September 2022
15 und 17 Uhr
Reichenfeld, Wiese hinter der Musikschule
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Die Märchen von Michael Köhlmeier
Vorstadttheater Basel / Schweiz
Ein szenisch-musikalischer Spaziergang
Ab 12 Jahren
Regie: Gina Durler
Spiel: Matthias Grupp
Musik: Florian Grupp
Kostüm: Eva Butzkies
Dramaturgie: Ueli Blum
Freitag, 9. September 2022
20 Uhr
Samstag, 10. September 2022
15 und 20 Uhr
Theater am Saumarkt (Startpunkt): 6800 Feldkirch, Mühletorplatz 1