Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Doppelseite aus dem neuen "Jivan"-Magazin zum persischen Neujahrsfest Nouruz
Doppelseite aus dem neuen "Jivan"-Magazin zum persischen Neujahrsfest Nouruz
18.03.2024

Sieben Sachen zum (persischen) Neujahr

Mit dem Frühling beginnt in mehreren Kulturen das jeweils neue Jahr.

Das, oder viel mehr ein neues Jahr beginnt nicht für alle Menschen am 1. Jänner. Neben dem chinesischen – und vietnamesischen – Neujahr jeweils am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende (Winterbeginn) und damit zwischen 21. Jänner und 21. Februar, ist vor allem der Frühlingsbeginn (das jüdische Neujahr startet im Herbst) für viele Kulturen der Start zu einem neuen Jahr. Dazu zählen die persische (Nouruz) und kurdische (Newroz) Kultur, wobei in letzterer der Jahreswechsel auch einen historisch-kämpferischeren Hintergrund hat – dazu weiter unten.

Doppelseite aus dem neuen
Doppelseite aus dem neuen „Jivan“-Magazin zum persischen Neujahrsfest Nouruz

Dem persischen Neujahrsfest Nouruz (neuer Tag) widmet das in Wien erscheinende bunte Magazin „Jivan“ für Kinder (3 bis 10 Jahre) und Eltern auf Farsi sein neues, das zweite, Heft. Herausgeberin und Gestalterin ist Mercede Ameri, ausgebildete Elementarpädagogin und kreative Kinderbuchmacherin (Dixi-Kinderliteraturpreisträgerin im Bereich Illustration 2010). Mit ihrem Magazin will sie vor allem die erst-/muttersprachliche (Früh-)Erziehung von Kindern in Diaspora-Familien fördern. Viele Menschen wurden aus dem Iran vertrieben oder mussten wegen Repressionen flüchten.

In dem Magazin werden Themen wie Naturwissenschaften (Jahreszeitenwechsel, Pflanzenwachstum, Vogelzug), Bekanntschaft mit der iranischen Kultur und den Bräuchen, Speisen, familiäre Aktivitäten, sowie iranische Kinderlieder und Geschichten präsentiert. Außerdem lernen Kinder Vokabeln im Zusammenhang mit dem jeweiligen Thema, in Ausgabe Nr. 2 eben dem Nouruz-Fest kennen.

Doppelseite aus dem neuen
Doppelseite aus dem neuen „Jivan“-Magazin zum persischen Neujahrsfest Nouruz

Brücke zwischen Her- und Ankunfts-Kultur

Zur Unterstützung der Vermittlung von Sprache und Kultur an die Kinder, hat Ameri „Jivan“ erfunden. „Ziel ist es, eine Brücke zu schlagen zwischen der Bewahrung unserer kulturellen Identität und der erfolgreichen Integration in die Gesellschaften, in denen wir leben. Jivan spricht besonders Familien an, die Wert auf eine mehrsprachige Erziehung legen und ihre Kinder in einer weltoffenen, kulturell bewussten Weise aufziehen möchten. Die Inhalte

sind sorgfältig darauf abgestimmt, nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu bilden, indem sie ein positives Bild der traditionsreichen persischen Kultur vermitteln und gleichzeitig die Werte des Ziellandes hoch halten. Wir wollen ein lebendiges Gefühl der Zugehörigkeit in den Herzen junger Menschen wecken, um dadurch die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken und ein positives Selbstbild bei Kindern zu fördern. Eine solide Kenntnis der Erstsprache fördert zudem die Sprachentwicklung generell und erleichtert es Kindern, sich weitere Sprachen anzueignen.“

Bestandteile des jeweiligen Magazins sind einerseits (Bilder-)Geschichten, andererseits Rätsel – unter anderem mit leeren Sprechblasen zum selber Befüllen – und Anleitungen zum Malen, Basteln und anderen kreativen Tätigkeiten. Via QR-Codes geht es auch zu (musikalischen) Hörbeispielen – Weg zum Magazin, siehe Info-Block ganz am Ende des Beitrages.

Doppelseite aus dem neuen
Doppelseite aus dem neuen „Jivan“-Magazin zum persischen Neujahrsfest Nouruz

Leben

„Jivan“ steht für Leben – und hat in einer leicht veränderten Version auch bei uns einige Bekanntheit erlangt durch die Losung „Jin Jiyan Azadi – Frauen – Leben – Freiheit“ als Protest nachdem die junge kurdische Iranerin Jîna Mahsa Amini vor rund eineinhalb Jahren in Teheraner Polizeigewahrsam gewaltsam zu Tode gekommen war.

Sieben Sachen mit S

Zum persischen Neujahr spielen sieben Dinge, die mit S beginnen eine große Rolle. „Haft Sin“ (Sieben Sīn – persisches S): Sekke – Münzen; Sib – Apfel; Somach – ein persisches Gewürz (Sumach); Sombol – Hyazinthen; Sir – Knoblauch; Sabseh – ‚Grünzeug‘, typischerweise keimender Weizen, Gerste, Kresse oder Ähnliches; und Serke – Essig.

Ebenso wichtig ist das aus sieben Früchten bestehende Neujahrsgetränk „Haft Mewa“. Es werden sieben Speisen zubereitet, die möglichst mit dem Buchstaben „S“ beginnen sollten und die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren, und zusammen mit Samanak (Keimlinge aus sieben Getreidesorten), einem Spiegel, einer Kerze und einem heiligen oder wichtigen Buch (dem Koran bei Muslimen, der Bibel bei Christen, der Avesta oder einem Bild Zarathustras bei Zoroastriern oder einem Gedichtbuch) auf einem Tisch gedeckt.

300 Millionen feiern Newroz/Nouruz

Die UNO nennt rund 300 Millionen Menschen, die seit mehr als 3000 Jahren – von der Balkanhalbinsel über die Schwarzmeerregion, den Kaukasus, bis Zentralasien und im Nahen Osten den Beginn des Aufblühens am 21. März feiern. Für viele, wenn nicht sogar die meisten der auf 30 bis an die 50 Millionen geschätzten Kurd:innen ist das Newroz-Fest aber nicht nur Feier-, sondern auch Kampftag. Das übers Feuer springen besiegt bei ihnen mehr als „nur“ die kalte Jahreszeit.

Schmied gegen Tyrann

Der Legende nach soll an diesem Tag im Jahr 612 v. u. Z., also vor fast 2650 Jahren, ein Schmied namens Kava (Kaveh) sich dem Tyrannen Dehok widersetzt haben. Feuer auf Berggipfeln gaben das Signal zum Aufstand gegen die Willkürherrschaft. Und weil Kurd:innen auch heute noch in den meisten Ländern ihres Siedlungsgebietes (Türkei, Syrien, Irak, Iran, Aserbeidschan…) unterdrückt sind (nur im Irak Autonomie haben), ist für sie auch heute noch Newroz ein Tag des politischen Widerstandes (Anmerkung: die letzten drei Absätze stammen aus einem – eigenen – Artikel aus dem Vorjahr, Link unten).

Follow@kiJuKUheinz

Titelseite des neuen
Titelseite des neuen „Jivan“-Magazins zum persischen Neujahrsfest Nouruz
HEFT-INFOS

Jivan Magazin

Texte: Mercede Ameri
Illustrationen: Mercede Ameri, Sara Saberi,  Ilnaz Azadi
Nr. 2
28 Seiten
10,90 €
jivanpub.com/landing-magazine/