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Schriftstellerin Marlene Streeruwitz las in der Theater Arche aus ihrem "Handbuch gegen den Krieg"
Schriftstellerin Marlene Streeruwitz las in der Theater Arche aus ihrem "Handbuch gegen den Krieg"
01.09.2022

Krieg – umfassend und allseitig seziert

Marlene Streeruwitz liest demnächst wieder aus ihrem im Frühjahr erschienenen „Handbuch gegen den Krieg“.

Der von Wladimir Putin angeordnete Überfall der russischen Armee auf das Nachbarland Ukraine war zwar der Anlass, aber das „Handbuch gegen den Krieg“ der bekannten österreichischen Schriftstellerin Marlene Streeruwitz setzt sich ganz grundsätzlich und umfassend mit Krieg – und Frieden – auseinander.

Immer wieder formuliert die Autorin auch die scheinbar absurde Tatsache, dass Frieden, nach dem sich sicher die meisten Menschen sehnen, so etwas wie die Ausnahmesituation ist. „Friedensbemühungen werden als Gutmenschentum lächerlich gemacht.“ Um aber auch hier grundsätzlicher zu werden: „Erst die volle Gleichberechtigung aller Geschlechter und die Sicherung der Kinderrechte eröffnete die Freiheit von dieser Art von Kriegsführung gegen schwächere und rechtloser gedachte Personen. Frieden beruht auf Gleichberechtigung aller und deren rechtlicher Sicherung.“

Gesamtbild aus vielen Mosaikteilen

In kleinen, leicht lesbaren und mitunter doch nicht ganz so einfach zu verdauenden Abschnitten, die sie bei Lesungen – demnächst zwei, siehe Info-Block – praktisch alle vorstellt zerlegt sie ein wichtiges Element nach dem anderen, das zu Kriegen führt bzw. was Kriege bewirken, auslösen, vernichten. Dinge, die mitunter „eh kloar“ sind, aber in der Zusammenschau das Gesamtbild dessen ergeben, was die Menschheit offenbar – bisher – entweder nicht begriffen hat oder (noch) nicht bereit ist, die Konsequenzen aus den Erkenntnissen zu ziehen.

„Denn. Krieg ist gemacht. Krieg ist kein Naturereignis. Krieg ist eine sorgfältig konstruierte Maschine der Gewalt.“

Das Ignorieren von Lebens- und Menschenrechten, die Herrschaft des Patriarchats, des Geschäfts mit der Herstellung und den Verkäufen von Waffen, der Untergrabung von Demokratie, Nationalismus, Ausbeutung, Rassismus und andere Diskriminierungen – in, bei und auch vor Kriegen verstärken sich all diese Ungerechtigkeiten, verdichten sich, herr-schen.

Narrative zerlegt

Streeruwitz nimmt aber auch die Erzählungen, die „Helden“-Geschichten, die sogenannten Narrative auseinander, die Kriegsherren (meist erübrigt sich gerade dabei das Gendern!) verbreiten, um Herzen und Hirne derer, die sie in den Kampf schicken, für sich zu gewinnen – „Krieg behauptet immer die Eroberung irgendeines Paradieses. … „Wir werden zu Herden hinter unsere Gefühle zusammengeführt…“

Den konkreten Anlass für ihr 75-seitiges, flott zu lesendes – immer wieder aber auch zum Innehalten, weiteren Nachdenken anregendes – Buch nennt Streeruwitz nur an ganz wenigen Stellen, es geht ihr ja ums Grundsätzliche. Ungefähr in der Mitte schreibt sie: „Der Krieg in der Ukraine erfüllt ja auch die Aufgabe, das Archiv der Gewalt in Erinnerung zu behalten. So drängt der Krieg sich wieder in alle Leben und verlängert das kulturbegründende Trauma unserer Kulturen.“

Wannseekonferenz-Lesung

Die Fotos in diesem Beitrag stammen übrigens von der Lesung der Autorin im Theater Arche in Wien. Dort findet anlässlich des Antikriegstages am 1. September – Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen – eine Lesung von Paul Mommertz „Die Wannseekonferenz“ (Theaterverlag Desch) statt. Bei dieser Konferenz am Berliner Wannsee (20. Jänner 1942) wurde die systematische, industrielle Vernichtung der Jüd:innen im Detail besprochen und beschlossen. In Kooperation mit dem „Ersten Wiener Lesetheater“ lesen Martin Auer, Georg Beham-Kreuzbauer, Dieter Hermann, Christian Humer, Bernhardt Jammernegg, Christian Katt, Jakub Kavin, Claudius Kölz, Vilmos Nagy, Marius Schiener, Klaus Schwarz, Susanna C. Schwarz-Aschner (Bearbeitung und Gestaltung) sowie Willi Stelzhammer: Infos hier.

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Schriftstellerin Marlene Streeruwitz las in der Theater Arche aus ihrem
Titelseite von „Handbuch gegen den Krieg“ von Marlene Streeruwitz
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Text: Marlene Streeruwitz
Handbuch gegen den Krieg
104 Seiten
bahoe books
19 €

Zu einer Leseprobe geht es hier

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