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KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
16.10.2023

Mag gern verschiedene Schreibstile und Perspektiven

Interview mit Hannah Oppolzer, die kürzlich – mit 23 Jahren – ihren ersten Roman veröffentlicht hat.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… traf Hannah Oppolzer (23), deren erster Roman kürzlich in einem renommierten Verlag erschienen ist (Link zur Buchbesprechung am Ende des Beitrages) zum Interview. Anmerkung vorweg: Hannah hat schon als Kind und Jugendliche für den Kinder-KURIER, Vorläufer von KiJuKU.at bei Zeitungs-Workshops Artikel verfasst und kam bisher gut ein Dutzend Mal erst im KiKu, später auf KiJuKU.at vor – als erfolgreiche Teilnehmerin beim Jugend-Schreibbewerb texte.wien und mit weiteren berührenden literarischen Texten etwa zum Gedenken an das faschistische Konzentrationslager Mauthausen.

KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer

KiJuKU: Erstens Gratulation zu deinem Roman. Erste Frage: Wie bist du auf diese Mutter-Tochter-Geschichte gekommen; deiner Danksagung am Ende des Buches entnehme ich ja, dass dieses „verpasst“ weder auf dich noch deine Mutter oder gar euer Verhältnis zutrifft?
Hannah Oppolzer: Es ist immer schwierig zu sagen, wie ich auf eine Idee komme, die Geschichten kommen oft unbewusst zu mir. Mit 17 hab ich sicher als Jugendliche über die Zukunft nachgedacht, wie und was die Zukunft bringen wird oder könnte. Wie schaut mein Leben mit Ende 40 aus? Und was erwartet die Gesellschaft von dir.

KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer

KiJuKU: Wie schafft es eine 17- und später für den ganzen Roman dann ungefähr 22-Jährige, sich so in eine fast 50-jährige Frau hineinzuversetzen?
Hannah Oppolzer: Das Mysterium der Kreativität ist die große Vorstellungskraft, sich in Figuren reinversetzen zu können, die nichts mit mir zu tun haben. Viele Bücher über verschiedene Frauenfiguren unterschiedlichen Alters kann eigene Erfahrung ersetzen. Mein Text damals als Jugendliche hat irgendwie einen Nerv der Zeit getroffen war das Feedback und das hat mich ermuntert, später daran weiter zu schreiben. Und dazu brauchte es weitre Perspektiven, vor allem jene der Tochter, knapp älter als ich selbst.

Mit ungefähr 19 Jahren hab ich dann eine Urversion des jetzigen Romans geschrieben. Die war doppelt si dich mit vielen Nebensträngen, in die ich viel Persönliches einfließen habe lassen, sozusagen ein erweitertes Tagebuch.

Hannah Oppolzer mti dem druckfrischn Buch
Hannah Oppolzer mti dem druckfrischn Buch

Sprachmüll ausgeräumt

KiJuKU: Von dem jetzt nichts mehr in „Verpasst“ ist, oder?
Hannah Oppolzer: Ich hab den Text dann liegen gelassen. Beim Lesen drei Jahre später hat mich dann vieles gestört, es hat sich veraltet angefühlt, ich hab 2022 die Hälfte weggestrichen – den ganzen unnötigen Sprachmüll.

KiJuKU: Die Mutter blieb aber ohne Namen.
Hannah Oppolzer: Eigentlich wollte ich gar keine der Figuren benennen, das wäre aber beim Lesen zu kompliziert geworden, alle Personen nur mit Pronomen vorkommen zu lassen, so hab ich Allerweltsnamen genommen wie Emma, Georg und so weiter, aber die Mutter sollte namenlos bleiben.

KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer

KiJuKU: Hattest du den großen Plot schon von Anfang an im Kopf mit dem Wendepunkt, der hier nicht verraten wird. Oder hat sich alles erst beim Schreiben ergeben?
Hannah Oppolzer: Die erste Schwierigkeit war die Frage, komm ich überhaupt wieder rein in die Sprache dieser Geschichte. Ich hab dann zwei, drei Kapitel über die literarische Tochter probiert und es hat atmosphärisch funktioniert. Dann hab ich zu plotten begonnen, mir eine riesige Mind-Map gemacht, jeden Handlungs- und Entwicklungsstrang aufgezeichnet und geschrieben, vor allem auch um mit der doppelten Zeitebene nicht durcheinander zu kommen. Und zum Ende hat der Verlag gesagt: Darüber müssen wir reden, du darfst es dir nicht zu einfach machen.

KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer
KiJuKU-Interview mit Hannah Oppolzer

Mit 12 begonnen

KiJuKU: Ich kenn dein Schreiben ja schon lange von den Beiträgen und Artikeln im Kinder-KURIER bzw. für die Zeitungen bei Workshops, das waren eher Sachthemen. Du hast daneben auch schon literarisch geschrieben?
Hannah Oppolzer: Sobald ich schreiben konnte, habe ich eigene Bücher gebastelt und illustriert. Mit 12 Jahren hab ich beschlossen, einen Bestsellerroman zu schreiben, einige Stunden am Design des Titelbildes und am Klappentext gearbeitet, aber den Text selber nie geschrieben.

KiJuKU: Als du mit Sibirien den Jugendbewerb texte.wien gewonnen hast, hast du mir erzählt, dies werde dein großes Roman-Projekt. Wie kam’s dazu?
Hannah Oppolzer: Da war ich ungefähr 12 ½. Meine Großeltern hatten viele Bildbände über Sibirien, mein Urgroßvater war nach dem 2. Weltkrieg aus einem Lager in Sibirien zurückgekommen, mein Opa hat darüber erzählt. Für mich war das der Ausgangspunkt, an einer Dystopie zu schreiben, die in der Zukunft spielt. Jetzt bin ich ungefähr in der Mitte des dritten Bandes. Und ein Extraband zur Trilogie ist auch schon halbfertig.

KiJuKU: Diese Dystopie ist vom Stil her sicher ganz anders als „Verpasst“, oder?
Hannah Oppolzer: An „Sibirien“ hängt mein Herz, aber ich schreibe gern in verschiedenen Stilen, will mich auch gar nicht auf einen festlegen oder gar festgelegt werden. Ich hab daneben so drei bis fünf Ideen mit bis zu zehn Seiten Plot. Es ist so reizvoll, immer wieder andere Spannungsbögen zu bauen, in anderen Stilen zu schreiben. Deshalb freu ich mich auch auf das Studium in Hildesheim, wo wir die unterschiedlichsten Techniken lernen können.

Hannah Oppolzer mti dem druckfrischn Buch
Hannah Oppolzer mti dem druckfrischn Buch

Autorin und Lektorin

KiJuKU: Zurück zu verpasst – hast du selber Momente/Phasen in deinem bisherigen Leben, wo du etwas verpasst hast? Bzw. Hast du Bilder von dir im Kopf, wo und wie du dich mit 48 Jahren siehst wie „sie“, die Mutter Emmas?
Hannah Oppolzer: Ich bin nicht so der Risikotyp und habe nicht den Anspruch von meinem Schreiben leben zu können. Auch weil ich unter richtigem Druck die Angst hätte, schlecht zu schreiben. Manches brauch viel Zeit – wie eben zum Beispiel „Verpasst“. Meine Wunschvorstellung wäre, zur Hälfte Autorin zur Hälfte etwa als Lektorin in einem Verlag zu arbeiten. Aber seit Kurzem bin ich offiziell selbstständige Künstlerin. Und mit 48 Jahren wie „sie“, also Emmas Mutter seh ich mich Bücher schreiben und mit zwei gut trainierten Hunden.

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