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Doppelseite aus "„Veronika!“ „Veronika!“ „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse"
Doppelseite aus "„Veronika!“ „Veronika!“ „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse"
08.12.2025

Sohn, Vater, Großvater: Drei Stanisläuse

Kinderbuchklassiker aus vor Jahrzehnten mit alten Rollenmustern in Vielfach-Auflagen nun Basis für ein Musical.

„Veronika!“, „Veronika!“, Veronika!“ – nein, hier ruft niemand drei Mal nach einem Mädchen oder einer Frau dieses Namens. Drei Veronikas sind gesucht – Großmutter, Mutter bzw. Tochter der erstgenannten sowie deren Tochter, die natürlich gleichzeitig auch Enkelin der ältesten der drei Veronikas ist.

Obendrein ruft nicht eine einzige Person, es sind deren drei. Und wie heißen die? Jeweils Stanislaus – ihres Zeichens untereinander ebenso verwandt wie die Veronikas, nur dass die Jüngste die Schwester des dritten Stanislaus ist, während die ältesten und mittleren miteinander verheiratet sind.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „Der alte und der junge und der kleine Stanislaus“

Klassiker, in 20. Auflage

Ältere Semester kennen wahrscheinlich mindestens eines der sechs Bücher von den drei Stanisläusen – sie sind die Hauptfiguren, jedenfalls die aktiv(er)en, die immer in den Titeln vorkommen in den stark bebilderten (Illustrationen: Romulus Candea) Büchern der einst bekannten Kinderbuchautorin Vera Ferra-Mikura (1923 – 1997), die sich mehr als vier Dutzend Bücher für junge Leser:innen ausgedacht und geschrieben hat. Warum hier zwei der sechs Stanisläuse-Bücher besprochen werden, liegt nicht nur daran, dass insbesondere der „Klassiker“, Band 1, schon in 20. Auflage vor drei Jahren erschienen ist. Der Hauptgrund: Das diesjährige vorweihnachtliche Geschenk der Wiener Kinderfreunde an Tausende Kinder, ein Musical im Raimundtheater, basiert auf den Ferra-Mikura-Büchern über die drei Generationen namens Stanislaus; vielleicht spielen die Veronikas größere und aktivere Rollen als in den Büchern, wer weiß? Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wird die Premiere am 8. Dezember 2025 besuchen und danach berichten.

Fantasie trifft Alltag

Aus der einen oder anderen Alltagssituation lässt die Autorin – und mit ihr der Illustrator – die Protagonist:innen, meist die drei männlichen, in fantasievolle Abenteuer gleiten. So reisen die drei Stanisläuse im allerersten der sechs Bücher – „Der alte und der junge und der kleine Stanislaus“ (1962) – mit einem Zeitungspapier-Schiff zuerst auf dem Bach und später auf einem unruhigen Strom. So wie das Schiffchen groß und größer wird, so magisch funktioniert auch das Fernrohr, das der Jüngste der drei Stanisläuse auf einmal in Händen hält – damit kann er Dinge wie eine Burg heran-zoomen – aber nicht nur näher und größer sehen, sie ist auf einmal wirklich zum Greifen nahe.

Das mit dem (Papier-)Schiff geht natürlich nur flussabwärts. Und dann ruft sozusagen das Essen zu Hause. Zubereitet von den Veronikas. Für die Rückreise hilft allerdings nicht das Fernrohr, sondern… – nein, wird nicht verraten.

Doppelseite aus
Doppelseite aus „„Veronika!“ „Veronika!“ „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse“

Veronikas

Spielten die Veronikas wie schon mehrfach erwähnt eher Neben- bzw. klassische Klischeerollen, so beginnt das letzte der sechs Bücher, das immerhin die Frauen bzw. das Mädchen in den Buchtitel rückt – „Veronika!“ „Veronika!“ „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse“ (1995) – hoffnungsfroher, was dies betrifft. Die drei Stansiläuse sagen eines Morgens zu ihren Ehefrauen bzw. zur Schwester, sie könnten ruhig liegenbleiben, denn an diesem Tag würden die Männer bzw. der Bub sich ums Frühstück kümmern.

Was folgt, ist eine fantasievolle Szene um sieben Eier, obwohl es nur sechs Hühner gibt und – ansonsten nicht viel in Sachen Frühstück. Erst recht müssen wieder die drei Generationen Veronika ran, während die drei männlichen Figuren schon wieder auf Abenteuertrip gehen.

Allerdings ließ sich die Autorin – immerhin knapp mehr als 30 Jahre nach Band 1 und mittlerweile nur mehr wenig vom Ende des 20. Jahrhunderts entfernt – eine doch spannende List einfallen. Auf einer ihrer Stationen „nach irgendwo“ landet das Trio bei drei Feen. Und die teilen die drei Stanisläuse zu Putz- und Kochdiensten ein 😉

Vornamen

Übrigens scheint die Autorin mit dem ihr selber zugeteilten Vornamen Gertrude ja nicht ganz glücklich gewesen zu sein, nannte sie sich als Autorin – ab ungefähr 25 Jahren war sie freie Schriftstellerin – eben Vera 😉

Und sie schrieb auch so manches jenseits alter Rollenklischees, nicht zuletzt arbeitete sie mit der jungen Generation neuer Kinderbuchautor:innen wie Christine Nöstlinger, Renate Welsh und anderen mit am berühmt-beliebten Sprachbastelbuch (1975), in dem diese alle sehr kreativ mit Sprache gespielt haben, was damals nicht alle Erwachsenen gut fanden. Rund ein Jahrzehnt später (1984) erschien übrigens „Macht die Erde nicht kaputt: Geschichten für Kinder über uns“.

Ach, und apropos Musical: Nach Vera Ferra-Mikuras Buch „Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf“ entstand 1966/67 das erste österreichische Kindermusical.

kijuku_heinz

BUCH-INFOS

Text: Vera Ferra-Mikura
Illustration: Romulus Candea
Der alte und der junge und der kleine Stanislaus
44 Seiten
ab 5 Jahren
18 €
Zu einer Schau und Leseprobe geht es hier

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Text: Vera Ferra-Mikura
Illustration: Romulus Candea
„Veronika!“ „Veronika!“ „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse
44 Seiten
ab 5 Jahren
18 €
Zu einer Schau und Leseprobe geht es hier