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Die Autorin spricht über die Entstehungsgeschichte des Buches
Die Autorin spricht über die Entstehungsgeschichte des Buches
12.11.2022

Trauer und Wut waren Start für den ersten Roman

Gespräch mit der Journalistin, Agenturchefin und spät auch zum literarischen schreiben gekommenen Autorin Beate Kniescheck nach der Veröffentlichung ihres Debuts „Eva & Söhne“

„Als Kind habe ich schon geschrieben – Tagebuch und das sehr ausführlich. Manchmal auch Gedichtzeilen, meistens aber Bewusstseins-Ströme in Form von Briefen an mich selbst. Und das jahrelang. Das war aber alles sehr kitschig“, ist die erste Antwort der Autorin von „Eva & Söhne“ (Rezension siehe Link am Ende dieses Beitrags) auf die Frage nach den Anfängen ihres literarischen Schreibens. 

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … traf einige Tage nach ihrer ersten Wien-Lesung Beate Kniescheck zum Interview im Dschungel-Café. Der dünne (132 Seiten Text) Roman, der dicht und dennoch detailverliebt ausgehend von der eigenen Familiengeschichte exemplarisch Frauen aus der Versenkung holt, sie sichtbar macht, ist das Debut der 47-Jährigen.

Journalistin, Managerin, selbstständig

Jahrelang schrieb sie als Journalistin, vor allem im Wirtschaftsbereich wo ihr die Handelsakademie (Ried im Innkreis, Oberösterreich) zugutekam; zuerst im Standard wo sie nach ihrem ersten Praktikum an- und später von der Kronen-Zeitung abgeworben wurde. Dort baute sie auch Multimedia, also online mit auf. Nach einigen Jahren wechselte sie ins Verlagsmanagement, legte später eine berufliche Pause ein, widmete sich wieder ihrem früher begonnem Studium der Handelswissenschaften, schloss dieses ab und entdeckte (wieder) die Lust am literarischen Schreiben. 

Erst nur für die Lade

Nachdem sie mit Magistra abgeschlossen hatte, „hab ich wieder Zeit gefunden zu schreiben. Etwas zu publizieren, das Resonanz hat, ist mir schon abgegangen. Auf einer mehrmonatigen Reise durch Indien und Burma habe ich auch begonnen, literarische Texte zu verfassen – aus den vielen Beobachtungen. Aber nur für die Schublade, weil ich mit allen Texten sehr unzufrieden war, die wollte ich niemandem zumuten“, gesteht Kniescheck freimütig. So kritisch wie sie gegenüber patriarchalen Strukturen im Roman, schon als Landesschulsprecherin und praktisch immer ist, so geht sie auch mit sich selber um – offen, ehrlich und immer wieder mit Lächeln, meist sogar herzhaftem Lachen.

Die Autorin mit ihrem Buch - und dem aufs Buchcover abgestimmten Birnen-Rock
Die Autorin mit ihrem Buch – und dem aufs Buchcover abgestimmten Birnen-Rock

Kurse, Lehrgänge …

Beruflich stellte sie sich auf eigene Beine, gründete eine Agentur für PR, Coaching und Texte, aber „wollte unbedingt literarisch schreiben. Aber als die Kinder noch klein waren, ist sich das daneben nicht ausgegangen.“ Ein paar Jahre später, ungefähr als beide Kinder die Volksschule hinter sich hatten, begann Kniescheck Kurse zu besuchen. „Es muss doch klappen, aber ich brauch dafür auch die entsprechende Ausbildung“, sagt sie (sich) und startete zunächst den Creative-Writing-Lehrgang der Kunst-Volkshochschule bei Paul Klambauer. „In diesem Lehrgang, der sogenannten ‚Wiener Schule des Schreibens‘, hab ich alles aufgesogen wie ein Schwamm – Dramolette, Theatertexte, experimentelle Lyrik. Der Kurs war stark vernetzt – es haben einige Student:innen und Absolvent:innen der Sprachkunst der Angewandten unterrichtet. Danach hab ich auch noch etliche Klassen der ‚schule für dichtung‘ besucht. Ich bin da total reingekippt“, ist die Begeisterung, die sie ergriffen hatte, auch im Interview noch zu spüren. In all diesen Kursen und Lehrgängen wurde natürlich nicht nur gelehrt, es geht in diesen immer darum, dass die Studierenden selber Schreibaufgaben und -übungen bekommen. „Und wir haben auch klasses Feedback gekriegt.“

Da sie im Buch
Da sie im Buch „Radlkrapfen“ vorkommen lässt, fabrizierte die Autorin für die Lesung auch solche eigenhändig – samt Warnung, dass sie keine gute Bäckerin sei 😉

Erste Veröffentlichungen

2019 wurde dann eines ihrer Dramolette – „Hickls Heimspiel“, inszeniert und aufgeführt vom Kabinetttheater, Teil des Abends „gebenedeit sei die Wut deines Leibes“ im Wiener Schauspielhaus. Ein anderes Dramolett, „Lockdown-Dialog“ über Mütter eben im Lockdown, bekam zwar von einem Lehrenden das Prädikat „ohne nennenswerte Relevanz“, dafür aber einen Literaturpreis der Kulturinitiative Wies (Steiermark) und eine Bühnen-Umsetzung eben von dieser (2021).

2019/20 absolvierte Kniescheck die Leondinger Literaturakademie – einmal monatlich ein langes Wochenende mit sehr intensiven Schreibübungen, angeleitet jedes Mal von anderen Schriftsteller:innen, die sich jeweils auf andere Schwerpunkte konzentrierten, darunter Gustav Ernst, Bettina Balàka, Anna Weidenholzer, Robert Schindel, Margit Schreiner u.a.

Nicht nur Schreiben, auch herzhaftes Lachen kennzeichnet diese Autorin
Nicht nur Schreiben, auch herzhaftes Lachen kennzeichnet diese Autorin

Trauer und Wut

In diesem Zeitraum lag Knieschecks Vater im Krankenhaus im Sterben, wo er mehrmals sagte „unterste Lade“ und die Tochter den Brief an die Kinder fand, der sich an ihre Brüder richtete und sie nur am Rande vorkam, der die Söhne womöglich helfen sollten – siehe Buchbesprechung – Link siehe oben bzw. nochmals am Ende dieses Beitrags. Zur großen Trauer um den Tod des Vaters gesellt sich praktisch gleich groß die Wut über diese Ignoranz. 

Daraus entstand mehr oder minder schon in Grundzügen das erste Kapitel des nunmehrigen Romans. „Robert Schindel, den wir an diesem Wochenende als Lehrer hatten, fand das wunderbar und hat mich so richtig ermutigt, da weiterzuarbeiten.“ Was sie auch tat. Und heuer am 15. August erschien „Eva & Söhne“, ein für einen Verlag unübliches Veröffentlichungsdatum, „aber mir war das wichtig. Die leibliche Himmelfahrt Marias ist ein Dogma der katholischen Kirche, und um die Kritik an dogmatischem Denken ging es mir auch im Roman“, verweist die Autorin, die ihre gymnasiale Unterstufe im katholischen Internat in Wels absolvierte, auf die kritische Auseinandersetzung auch mit dieser sehr patriarchalen Institution.

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