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Doppelseite aus dem Bilderbuch "Widder Willi will aber!"
Doppelseite aus dem Bilderbuch "Widder Willi will aber!"
02.12.2024

Trotzig, bockig, widerwillig…

Bilderbuch über jungen Widder – und später einen Steinbock-Jung-Kumpel – der Versuch eines Erziehungsratgebers im Bilderbuchformat mit tierischer Geschichte.

Schon der Titel – samt dem Namen für die tierische Hauptfigur ist Programm. „Widder Willi will aber!“ Romy Pohl hat sozusagen versucht, eine Art Erziehungsratgeber mit so manch eigenen familiären Erfahrungen in eine „fabel“hafte Bilderbuchgeschichte im Tierreich zu verpacken.

Autorin lässt ihre Titelfigur mitreden

Gleich auf der ersten Doppelseite lässt sie die Hauptfigur, eben den Widder Willi, ihr selbst, der Autorin, widersprechen. Erster Satz: „Widder Willi lebt glücklich und zufrieden inmitten seiner Schafherde.“

Eine riesige ins Auge stechende Sprechblase unter diesem Satz, in der steht: „Das stimmt überhaupt nicht!“
„Na gut, dann noch mal von vorne: Widder Willi lebt unglücklich und unzufrieden inmitten seiner Schafherde“, probiert’s die Autorin neu. Und schon wiederholt sie das Spiel neue große Sprechblase: „Das auch wieder nicht!“…

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Widder Willi will aber!“

Auf den folgenden Doppelseiten lässt die Autorin ihren jungen Schafbock zwar nicht ihr selbst widersprechen, aber eine – wie es im Wienerischen heißen würde – „Zwiderwurzn“ ist Willi in dieser Phase allemal. Nix passt dem jungen Widder, dessen Hörner gerade einen kleinen Wachstumsschub samt dazugehörigem Schmerz durchmachen. Nervt alle anderen, aber immer wieder auch sich selbst.

Bockig

Da trifft Willi eines Tages auf einen Steinbock, seines Zeichens auch ganz schön „bockig“, also ähnlich drauf wie Willi, sozusagen ein „Kein-Bock“. Anders gesagt: zwei Dickköpfe bevölkern nun die folgenden Seiten des Bilderbuchs – illustriert von Marta Balmaseda. Die beiden sollten einfach über ihre Schatten springen, rät ihnen Willis Onkel Saschaf.

Und siehe da, als sie zwar nicht über den jeweils eigenen springen können, kommen sie auf die Idee über den Schatten des jeweils anderen zu hüpfen. Und finden Spaß an dem Spiel… „Das macht voll Bock, jubelt Hörnchen.“

Was zwar im Moment den beiden Freude bereitet, den anderen Ruhe verschafft, aber … so einfach ist’s am Ende dann doch auch wieder nicht 😉

Doppelseite aus dem Bilderbuch
Doppelseite aus dem Bilderbuch „Widder Willi will aber!“

Trotzphase oder nicht

„Ich will aaaaberrrr!“ Nicht nur Möchtegern-Präsidenten führen sich so auf. Praktisch jedes Kind hat die sogenannte Trotzphase. Da helfen meist keine Argumente. Es kann noch so kalt draußen sein, das junge Wesen will in leichter Sommerkleidung ins Freie. Kann auch umgekehrt sein. Oder ganz was anderes. Viele nennen das Trotzphase in sehr jungen Jahren – ungefähr zwei bis vier – und ein zweites Mal ein paar Jahre später Pubertät.
Aber stimmt das auch, das mit der Torztphase?

Experte: Kein Trotzalter

Der bekannte dänische Familientherapeut und Verfasser etlicher pädagogischer Ratgeber-Bücher Jesper Juul (1948 – 2019) hat in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ vor rund zwölf Jahren gesagt: „Kinder haben kein Trotzalter. Es ist eine natürliche Entwicklung, dass sich das zwei- bis dreijährige Kind aus der kompletten Abhängigkeit von den Eltern zu einem teilweise unabhängigen Individuum entwickelt. Diese Entwicklung wiederholt sich in der Pubertät. Wenn die Eltern versuchen, diese Entwicklung des Kindes zu verhindern, zu beeinträchtigen oder darüber zu bestimmen, dann wird das Kind trotzen. In diesem Alter brauchen Kinder Eltern, die sie wertschätzen und anleiten. Je mehr die Eltern versuchen, einzugreifen und Grenzen zu setzen, desto mehr Machtkämpfe wird es geben.“

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Titelseite des Bilderbuchs
Titelseite des Bilderbuchs „Widder Willi will aber!“
BUCH-INFOS

Text: Romy Pohl
Illustration: Marta Balmaseda
Widder Willi will aber!
24 Seiten

Ab 3 Jahren
Arena Verlag
15,50 €