Ein Bilderbuch, in dem ein junger Bub lernt, Gefühle zu erkennen und sie mit Farben zeichnet und malt.
Mit kunterbunter, kurzer Hose, dunkelroten, kurzen Haaren und einem riesigen, knallroten Herz-Luftballon spaziert der kleine Bub selbstbewusst und strahlend durch die Welt. Und damit ist das Happy End schon auf dem Buch-Cover vorweggenommen.
Aber bis Vin – der mit Vincent Michelangelo Klee einen langen Namen hat, der für drei berühmte, alte, längst verstorbene Maler steht – so weit kommt – dazu braucht’s die ganzen 32 Seiten des Bilderbuchs „Welche Farbe hat das Glück?“
Farben, die Maler Vincent van Gogh, Michelangelo Bunoarotti und Paul Klee, und Vins Vater, der Maler, aber ein unberühmter, ist, kreisen um die Hauptfigur. Zentral aber dreht sich die Geschichte von Elfriede Wimmer mit Bildern von Petra Probst um das Entdecken von Gefühlen.
„Immer, wenn Vin etwas ungerecht findet, grummelt es in seinem Buch.“ Steht da – und im Buch noch viel interessanter, weil bei grummelt die Buchstaben richtiggehend hüpfen. Wenn’s irgendwo ums Zittern vor Angst geht, wird eine zittrige Schrift verwendet.
Aber noch weiß Vin dann noch nicht, was dieses Grummeln ist, was Gefühle sind. Sein Vater zeichnet Figuren und kleine Geschichten dazu. Doch wirkliche Ahnung von Wut, Trauer, Angst, Fröhlichkeit kriegt Vin erst als die Gefühle personifiziert als kleine Monster auf seiner Bettdecke auftauchen. Erst verwirren ihn die Figuren und dann animieren sie ihn dazu, aufzustehen, sich Zeichenblock, Farben, Buntstifte und Pinsel zu schnappen. Die kleinen Monster lässt er Farben aussuchen und wild malen sie und Vin auf mehrere Blätter Papier – und mitunter darüber hinaus. Dabei werden Gefühle für ihn be-greifbarer.
Dann taucht plötzlich noch eine Gefühlsfigur auf. Du hast’s sicher erraten – das Glück. Und nein, es ist nicht rot wie der Luftballon, sondern … – NEIEIEIEN, das sei hier nicht verraten. Höchstens so viel: ein bisserl Rot ist auch dabei.
Wobei, vielleicht haben die Gefühle bei dir ja ganz andere Farben als in diesem Bilderbuch. Das liegt ganz an dir.
Wut im Bauch. Ärger runterschlucken. Die/der geht mir am Oa… Vieles das mit Gefühlen zu tun hat, verorten wir irgendwo im Körper. Aber was sind diese verdammten Gefühle. Wir können sie nicht sehen, nicht hören, wissen oft – viel zu lange nicht – was sich da überhaupt im Bauch, im Hals oder wo auch immer aufstaut, raus will oder besser eh runtergeschluckt werden sollte.
Ausgangspunkt für die Autorin Elfriede Wimmer war die Bitte der Verlagslektorin Regina Zwerger: „Mach doch in deiner typischen Art ein Buch zu Gefühlen und welche Farbe sie haben.“
Ihr Ja war klar, auch wenn’s Enttäuschung gab, dass ihr Buch „Prinzessin Chili Lili“ über eine wilde, ganz untypische Prinzessin keine weitere Auflage erlebte. Dann war plötzlich dieser kleine Bub da, den sie zufällig Vin nannte – mit den Anklängen an große Maler und damit dem malenden Papa. „Die Geschichte hat sich beim Schreiben entwickelt“, erzählt Wimmer im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … „Ich red dann immer mit meinen Figuren!“
Zentral war jedenfalls, das Lernen Gefühle zu erkennen, zu benennen, darüber zu reden. Das passt dazu, dass die Autorin immer wieder – wenn das möglich ist – Workshops in Schulen gegen Mobbing und für gewaltfreies miteinander Reden abhält und dieses in mehreren Büchern in Geschichten verpackt. Denn, wer zuschlägt, hat oft vorher nicht die Worte, um über die Gefühle zu reden und lässt dann die Fäuste sprechen“.
Elfriede Wimmer hatte auch die Idee, dass die Buchstaben in Wörtern, die mit Gefühlen zu tun haben, nicht in der sonst verwendeten Schrift und gerade sein, sondern eben wie oben schon angedeutet, durchaus tanzen sollen. Und mit der Verlagslektorin fiel die Wahl für die Illustrationen auf jene Petra Probst, die dann auch die bunten, großen, farbkräftigen Bilder beisteuerte.
Eine Frage im Zusammenhang mit einem Sprachbild für Gefühle bleibt jedoch noch offen. Wenn Verliebtheit sich wie Schmetterlinge im Bauch anfühlt, wo waren vorher die Raupen? Aber bis dahin hat Vin, der geschätzt im Vorschulalter ist, ja noch ein wenig Zeit.
Text: Elfriede Wimmer
Illustrationen: Petra Probst
Welche Farbe hat das Glück?
32 Seiten
Ab 4 Jahren
G & G Verlag
12,99 €