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Zwei Ausgaben von "Kaleio" und eine von "Kinderstark"
Zwei Ausgaben von "Kaleio" und eine von "Kinderstark"
18.09.2021

Zwei Magazine, die Kinder in ihrer Vielfalt stärken

„Kinderstark“ aus Deutschland und „Kaleio“ aus der Schweiz bzw. aus Polen – bilden kulturelle und geschlechtliche Vielfalt ab und machen Mut.

Zwei ziemlich neue spannende Magazine – sowohl für Kinder als auch für Eltern und Pädagog:innen setzen voll auf Vielfalt: „Kinderstark“ (aus Deuschland) sowie „Kaleio“ (ursprünglich aus Polen, ins Deutsch übersetzt in der Schweiz und dort auch mit lokalen Beiträgen ergänzt.

Beiden gemeinsam ist, dass die Hefte (ersteres erscheint vierteljährlich, zweiteres alle zwei Monate) jeweils einem Schwerpunktthema gewidmet sind. „Kinderstark“ widmet sich aktuell dem Thema „Familie“, Ende September folgt „Fantasie“. „Kaleio“ (bis Februar 2021 „Kosmos“) stellte im Frühjahr „Erde, I love you“ ins Zentrum und nun im ablaufenden Sommer „Stehaufmädchen“.

Weiters verbindet die beiden bunten Zeitschriften, dass sie einerseits die Vielfalt von Kindern – in den beiden Ländern speziell und der Welt im Allgemeinen als selbstverständlich UND als positiv darstellen. Noch immer wird in allzu vielen Medien darüber gejammert und geklagt, dass viele Menschen mehrere Kulturen und Sprachen haben. Und weil das so ist, setzen die beiden Zeitschriften auch darauf, auch Diskriminierungen anzusprechen und aufzuzeigen.

Doppelseite aus dem magazin
Doppelseite aus dem magazin „Kinderstark“ Nr. 2: „Gefülskarten“

Außerdem stellen beide Magazine Kinder ins Zentrum. Beispielsweise stellen im „Familien“-heft von „Kinderstark“ mehrere Kinder ihre unterschiedlichen Familien vor. Zelal (10) stellt ihre Schwester Ronya, ihren Papa Cudi und ihre Mama Emra vor – vom Aussehen bis zu den Lieblingsspeisen. Es kommen auch die Familie einer Alleinerzieherin, eine mit zwei Mamas vor oder die Regenbogenfamilie von Momo (7) – unter anderem mit dem Hinweis, dass weder sie noch er das richtige Pronomen wäre. Momo will und kann sich weder als Mädchen noch als Bub fühlen.

Nach ungefähr einem halben Dutzend verschiedener Familien wartet eine ganze Seite darauf, von jungen Leser:innen über die eigene Familie befüllt zu werden, samt Anregungen wie „an meiner Familie liebe ich …“, „meine Familie liebt an mir …“ oder „mit meiner Familie mache ich am Liebsten…“

Gefühlskarten bis #inkluencer

Tipps zum Umgang bei Streit, Übungen zum Thema Rassismus, Erklärungen über Wut, (Bilder-)Rätsel, Rezepte und Interviews – in besagtem Heft mit Brettspiele-Entwicklern – runden die 56 Seiten ab. Halt, eine Doppelseite sei noch erwähnt: Der junge Luk erklärt, was Inklusion ist und dass er als #inkluencer unter anderem darüber aufklärt, dass „behindert“ kein Schimpfwort sein sollte.

Das wohl ungewöhnlichste Inhaltsverzeichnis, das ich je gesehen habe, findet sich in „Kaleio – Das Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt)“. Vor fünf Jahren von neun polnischen Frauen als „Kosmos dla dziewczynek“ gegründet, wurde es bald danach in der Schweiz von einer kleinen Genossenschaft – mit Unterstützung von Medienstiftungen – auf Deutsch übersetzt und mit eigenen Schweiz-spezifischen Beiträgen herausgegeben. Seit März 2021 heißt es Kaleio (in Anlehnung an bunte, vielfältige Bilder von Kaleidoskopen), weil Kosmos ein deutscher (Spiele)Verlag ist.

Inhaltsverzeichnis in Landkartenform von Kaleio Nr. 4
Ungewöhnliche form eines Inhaltsverzeichnisses

Ach ja, was ist so anders schon am Inhaltsverzeichnis: Es gleicht einer Landkarte (immer gleich, aber anders eingefärbt), auf der sich das „Fürstentum der Spiel“, das „Meer der Gefühle“, die „Großmacht des Wissens“, das „Reich der Natur“ und jenes der „Mädchen und Frauen“ sowie das „Land der schönen Künste“ finden – samt den diesen Themen zugeordneten Beiträgen des jeweiligen 72-seitigen Heftes.

Wie bei „Kinderstark“ stehen auch hier in mehren Artikeln Kinder, hier konkret Mädchen, im Zentrum von Beiträgen – im Themenheft Erde gleich zu Beginn Chiara (13), die sich für Klimaschutz in verschiedenster Weise einsetzt. Mit 9 Jahren hatte sie selber aufgehört, Fleisch zu essen, nahm an Klimastreiks teil, schreib eigenhändige Briefe an regionale Medien usw.

Spiele, Rätsel, Bastel- und Experimentier-Anleitungen

Sachinformationen, gut und auch immer wieder grafisch aufbereitet, Spiele, Rätsel, Anleitungen zu Experimenten, Buchtipps und vieles mehr liefern viele Gesichtspunkte des Schwerpunktthemas. Interviews mit Frauen in spannenden Berufen – von der Rettungssanitäterin bis zur Rangerin – machen auch Mut, nicht alltägliche Berufswünsche ins Auge zu fassen oder zu stärken.

Drei Seiten „Weltfenster“, übertragen aus der polnischen original-Ausgabe, öffnen Blicke weit über den Tellerrand – nach Kirgisien oder auf die zur Ukraine gehörende, von Russland besetzte Halbinsel Krim. Das Leben in einer (Klein-)Stadt im „Weltfenster“ wird jeweils von einem dort lebenden Mädchen geschildert.

Doppelseite aus
So kann’s passieren und so könnt’s auch gehen …

Nach dem „Weltfenster“ findest du eine Doppelseite „Was ist hier passiert?“ auf der einen bzw. „was könnte passieren?“ auf der gegenüberliegenden Seite. In Comicform wird eine scher von vielen erlebte Situation gezeichnet – etwa, dass beim Spielen ein Kind ausgeschlossen wird – samt dem was in den beteiligten Menschen vorgegangen sein könnte. Und wie es auch anders ginge…

In beiden kommt Österreich (bisher?) gar nicht vor. Nichts desto trotz sind die geschriebenen und gezeichneten Geschichten auch für Leser:innen in diesem Land spannend. Einzige Schwächen von „Kinderstark“: Die Behauptung, die einzigen „diskriminierungskritischen“ zu sein.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Kinderstark – Das Magazin für starke Kinder

Ab 7 Jahren
erscheint 4 Mal im Jahr, jeweils mit einem Schwerpunktthema
56 Seiten
9 €/Ausgabe; Abo: 36 €/Jahr (Ersparnis nur für Versand)
kinderstark-magazin.de

Kaleio – Das Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt)

Ab 7 Jahren
erscheint 6 Mal im Jahr, jeweils mit einem Schwerpunktthema
72 Seiten

17,5 €/Heft (teuer, weil werbefrei)
kaleiomag.ch/de/