KUNSTgebung als Dank und Freude, dass Kultur diesmal gleichzeitig mit anderen öffnen darf und erste Theaterabende.
Eeeeeeeeendlich – Aufatmen bei Künstler*innen und Publikum. Die längste Sperre von Theatern, Konzertsälen usw. ever seit Jahrzehnten geht am 19. Mai 2021 zu Ende. Aus diesem Grund gibt es an diesem Tag am Vormittag eine Freuden-KUNSTGebung und abends spielt zumindest Theater Arche „Wie ist es möglich da zu sein“. Wobei der Titel absolut nichts mit Pandemie zu tun hat. Das Stück, eine szenische Collage aus Texten von Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé übrigens auch nicht, nicht die geringste Anspielung auf Lockdowns oder deren Ende.
Die Freuden-KUNSTGebung ist eine aktuelle Abwandlung einer schon für Ende März geplanten KUNSTGebung. Damals wollten Künstlerinnen und Künstler am Tag der geplanten Schanigärten-Öffnung auf öffentlichen Plätzen spielen, singen, musizieren, tanzen usw. Damit wollten sie darauf hinweisen, dass es sie noch gibt.
Und wie Beispiele kleinerer solcher KUNSTGebungen etwa in Schwechat gezeigt haben, ging auch so manchen Passant*innen, die stehen blieben – immer mit Abstand und FFP2-Maske -, dabei das Herz auf. Endlich konnten sie ein paar Minuten Kultur live und analog genießen.
Diese künstlerischen Protestformen sollten auch die Forderung transportieren, als Kunst und Kultur nicht immer die Ersten beim Zu- und die Letzten beim Aufsperren sein zu müssen. Entstanden ist die Idee in einem Dialog der Kreativität, den Musicalkünstler Gernot Kranner und Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren Mitte Februar ins Leben gerufen hatten. Jeden Dienstag um 21 Uhr trafen bis zu mehr als drei Dutzend Interessierte in Online-Video-Meetings. Raus aus dem Jammern, rein ins Tun war die Devise – und daraus entwickelten sich eben die KUNSTGEbungen. Die erste in Wien war für den 27. März, der obendrein der Welttag des Theaters ist, geplant – doch dann: Lockdown.
Natürlich sagten die Künstler*innen ihre Aktion ab. Gernot Kranner: „Die Pandemie ist eine ernste Sache. Damit soll man nicht spaßen. Zynismus ist nicht der richtige Ansatz, um diese schrecklichen Zeiten zu überwinden.“ Folgerichtig sagten sie die KUNSTGebung ab.
Wer „Bitte“ sagt, muss auch „Danke“ sagen können, so Dialog-der-Kreativität-„Vater“ Kranner. Und weil jetzt wieder – selbstverständlich unter Auflagen – gespielt werden darf, gibt’s eine Danek- und Freuden-KUNSTGebung am 19. Mai um 10 Uhr auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt.
„Kunst und Kultur dürfen nie mehr zum Sündenbock gestempelt werden. Wir müssen alle leben dürfen und fordern, dass nie wieder einzelne Berufe schlechter als andere Bereiche des Zusammenleben behandelt werden dürfen“, formuliert Gernot Kranner. „Wir müssen es gemeinsam schaffen, uns mit Zuversicht, Energie und auch positivem Humor gegenseitig Mut zu machen. Und es braucht klare Ziele, um so rasch wie möglich wieder ein freies Zusammenleben ermöglichen zu können. Kreative Ansätze sind gefragt. Wir müssen öffnen und offen bleiben!
Die Kinder dürfen nie wieder dazu verdammt werden, nicht in der Schule lernen zu dürfen. Dem Publikum darf es nie mehr verboten werden, sich im Theater zu erfreuen.“
Schon nach dem ersten Lockdown – als Kunst und Kultur weit nach anderen aufsperren durften, spielte am erstmöglichen Abend (29. Mai 2020) die kleine, feine, engagierte Theater Arche. Auch dieses Mal öffnet das Theater in der Wiener Münzwardeingasse – am 19. Mai, 19.30 Uhr.
War es vor einem Jahr das Stück „Hikikomori“ über das aus Japan kommende Phänomen der Selbstisolation, so ist es dieses Mal eine szenische Collage mit dem Titel „Wie ist es möglich, da zu sein“. Und beides war nie auf Pandemie und Lockdowns gemünzt.
Nun also die szenische Collage, von der ich im Februar, in kleinstem Rahmen, eine Probe sehen durfte. Damlas noch für den Kinder-KURIER schrieb ich: „Kleine, große Fragen und das in poetischer und musikalischer Fassung bringt Theater Arche mit dem Programm „Wie ist es möglich, da zu sein“ auf die Bühne. … Rund um Auszüge aus Rilkes einzigem (Tagebuch-)Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ gruppierte der Prinzipal (Jakub Kavin), der in diesem Stück auch selber mitspielt, Gedichte von Rilke und Texte aus dem Briefwechsel von ihm mit Lou Andreas-Salomé. Die beiden hatten eine intensive Liebesbeziehung und blieben nach der Trennung sehr freundschaftlich verbunden. …
…. Den Abend konzipierte der „Hausherr“ auch als Gedenken an seine vor rund 2 1/2- Jahren verstorbene Mutter, Nika Brettschneider. Sie … hatte 2003 einen Rilke-Abend inszeniert – als Solo mit längeren Auszügen aus dem Tagebuch-Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“. Ihr Sohn hat diese nun gekürzt und um Rilke-Gedichte sowie Auszüge aus dem Briefwechsel mit Lou Andreas-Salomé erweitert. … (Link zur vollständigen Geschichte unten).
Link zur vollständigen Geschichte im Kinder-KURIER über den Probenbesuch
Wie ist es möglich, da zu sein
Collage aus Texten von Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé
Regie: Jakub Kavin.
Musik: Michaela Khom und Bernhardt Jammernegg.
Es spielen: Michaela Khom, Jakub Kavin und Bernhardt Jammernegg
Kostüme: Christian Alfred Kahrer
Wann & wo?
19. – 22. Mai 2021
Theater Arche: 1060, Münzwardeingasse 2a