„Sonnentage – die neuen Plagen der Menschheit“ – ein grundsätzliches gesellschaftskritisches Manifest szenisch gespielt im Theater Arche (Wien).
Eine grundsätzliche Abrechnung mit der Menschheit und ihrem Raubbau am Planeten Erde einer- und unsolidarischem Verhalten untereinander andererseits. Und das in Reimform – hin und wieder auch fast zwangsweise – eingepackt in theatrale Szenen. Das ist kürzest zusammengefasst „Sonnentage – die neuen Plagen der Menschheit“ der Theatergruppe argeleute. Idee, Text und Inszenierung stammen von Mona May.
Silberfrau (Nikolina Wege), Herr Mondblau (Peter Matthias Lang), Frau und Herr Viele (Sarah Neichl und Benjamin Spindelberger), ein Erdgnom (Thomas Erlmoser) landen – mit stilisierten Redepulten – aus dem Universum zufällig auf der Erde. Und erkennen mit dem Blick von außen sofort und grundsätzlich die „neuen Plagen der Menschheit“ wie Ausbeutung untereinander sowie der Natur, sezieren sie in gereimten Zeilen – zwar nicht neu, aber in geballter Ladung. Einschließlich der Freilegung von Gefühlskälte.
Zu den genannten fast allegorischen Figuren gesellt sich noch die Illusion (Naama Isabelle Fassbinder), im Programmheft „janusköpfig“ bezeichnet, was so nicht wirklich zu sehen oder merken ist, eher strahlt sie die fast titelgebende Sonne aus. Ein bisschen Verwirrung stiftet, dass das Stück-Personal in der szenischen Umsetzung des Grundsatzmanifests einerseits auf der Erde landet, andererseits Silberfrau unter Schmerzen den Erdball – als luftgefüllte Kugel – gebiert.
Abseits dessen ist die geballte Ladung an tiefgründiger, teils hochphilosophischer Auseinandersetzung mit fast jedwedem wichtigen Thema eine durchaus spannende Gedankenreise. Die Originalfassung würde, wie es im Programmheft heißt, fünfeinhalb Stunden dauern. Das war den Schauspieler:innen deutlich zu viel. Wäre es sicher auch fürs Publikum geworden, das – noch bis 23. Oktober im Theater Arche (Wien-Mariahilf) zweieinhalb Stunden sehen und hören kann (eine Pause – vor der es durchaus enden hätte können (1 ½ Stunden). Die unmittelbar davor aufgeworfenen Fragen unter anderem über Sinn und Unsinn des Daseins wären durchaus ein guter Schluss gewesen.
Irgendwie erinnert die Grundkonzeption an Jury Soyfers Stück „Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“ (1936), in dem Planeten und Sonnen sich über die Störung der Sphärenharmonie unterhalten und der Mond die Probleme darauf zurückführt, dass die Erde Menschen hat.
ein sozialkritisches philosophisches Monument
argeleute
2 ½ Stunden
Idee / Text / Inszenierung: Mona May
Schauspiel
Illusion: Naama Isabelle Fassbinder
Herr Mondblau: Peter Matthias Lang
Frau Viele: Sarah Neichl
Herr Viele: Benjamin Spindelberger
Silberfrau: Nikolina Wege
Erdgnom: Thomas Erlmoser
Musik: flos naturae
Gesangscoach: Hannes Fromhund
Licht: Jakub Kavin
Bühne/Kostüm: argeleute
Regieassistenz: Peter Matthias Lang
Bis 23. Oktober 2022
TheaterArche: 1060, Münzwardeingasse 2a
Telefon: 0660 22 66 708
karten@argeleute.com
argeleute -> Sonnentage