„Honk!“, Musical nach Hans Christian Andersens „Das hässliche Entlein“, im Theater der Jugend (Wien).
Eine schwungvolle, musikalische Version des berühmten modernen Märchens „Das hässliche Entlein“ (Hans Christian Andersen) erlebt im großen Haus des Theaters der Jugend (Renaissancetheater, Wien-Neubau) seine Wien-Premiere. „Honk!“, geschrieben von Anthony Drewe und George Stiles
(1993; Deutsch von Stephan Kopf, Zelma und Michael Millard), erzählt gesungen, getanzt und gespielt die Geschichte von dem „Entlein“, das von allen wegen seiner Hässlichkeit verspottet wird, deswegen abhaut und sich nach Monaten als schöner Schwan entpuppt.
Warum eigentlich „Honk!“? Nun, im Englischen ist das die Bezeichnung für Gänse-Schreie. Und der Schwan gehört zur Gattung der Gänse, die wiederum zu den Entenvögeln zählen. Der Begriff wurde aber vielfach auch zu einem Schimpfwort. Laut dem Online-Lexikon Wikipedia bezeichnet der aus dem afroamerikanischen Slang kommende Begriff „honky“ weiße Einwanderer:innen aus Mittel- und Osteuropa. „Im Blues-Slang wurden seit 1946 mit honky oder hunk auch einfache Handlanger in Fabriken („factory hands“) benannt.“ (Wikipedia) In Berlin wiederum tauchte HONK – als Abkürzung für „Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse“ auf. Jedenfalls nie nett gemeint. Und damit fast ideal für die Hauptfigur, im englischen Original auch noch gleich mit dem „Namen“ ugly (hässlich) versehen.
Abweichend von Andersens Märchen taucht hier eine Katze/ein Kater auf, der sich dem von seinen Geschwistern und dem Vater sowie allen anderen geflügelten Tieren auf dem Geflügelhof gemobbtem „Enten“küken als Freund andient – weil er ihn „zum Fressen gern“ hat. Bis Honk checkt, was das im wahrsten Sinn des Wortes zu bedeuten hat, dauert’s ganz schön lang. Ferner taucht hier ein Schwan-Mädchen auf, das natürlich selbst im „hässlichen Entlein“ den Artgenossen erkennt. Der vielleicht wichtigste Unterschied zu Andersens Märchen – in dem es ja letztlich frisch wieder um das schöne Äußere geht: Honk kommt schon, bevor er zum Schwand wird, drauf: „Ich mag mein Anders-Sein, ich mag es, ich zu sein!“
Keine leichte Sache. Ein langer Leidensweg liegt zwischen dem Dauer-Mobbing, das Honk von zu Hause vertreiben hat, und dieser starken Erkenntnis. Keine leichte Sache. Ein langer Leidensweg liegt zwischen dem Dauer-Mobbing, das Honk von zu Hause vertrieben hat, und dieser starken Erkenntnis. Hilfreich dabei ist für ihn die Begegnung mit dem Krötenfrosch (Frank Engelhardt, der daneben noch zwei weitere Tiere spielt). Er ist der erste, der Honk nicht hässlich nennt, obwohl der ihm das sogar fast auf die Zunge legt. (Lebens-)lustig nimmt sich der für sein Äußeres sogar auf die Schaufel.
Wie krass Mobbing verbreitet ist, nennt das Programmheft des Musicals. In dem wird eine Umfrage aus dem Vorjahr zitiert, die besagt, dass von den Jugendlichen bzw. junge Erwachsenen (14 bis 24 Jahre) jede/r Zweite schon Opfer dieser Schikanen anderer geworden ist.
In der Regie von Werner Sobotka überzeugt das gesamte Ensemble unter anderem mit etlichen Gruppentänzen (Enten, Frösche, Fische, Graugänse) und fast zwei Dutzend Songs und so manchen Gags. Besonders schön der Einbau eines mehrmals auftauchenden Fernseh-Teams von Ente Vau mit Reporterin Elisabeth Elster (Kim Unger, die noch in drei anderen Rollen auftritt) und ihrem Kameramann (Lukas Weinberger). Sensationslüstern, richtig „geil“ auf Tränen der angesichts des verschwundenen Sohnes verzweifelten Mutter Ente namens Ida (Kerstin Ibald).
Schön auch die Demaskierung des Macho-Gehabes von Erwin, Honks Vater (Alexander Auler), der praktisch nie da ist – außer als die Fernsehkamera auftaucht. Da lässt ihn aber die Reporterin fein abblitzen. Er kriegt seine Ruhm-Minuten nicht. Schon vorher lässt sich Ida sein Gehabe nicht gefallen.
Trotz schwungvoller Inszenierung und flottem Spiel ist diese Musicalversion ein wenig lang geraten, vielleicht wäre auch die Szene mit Komtesserl Katze und stickendem Huhn im Ambiente einer vornehmen, altherrschaftlichen Wohnung gleich nach der Pause verzichtbar (gewesen).
von Anthony Drewe und George Stiles
Deutsch von Stephan Kopf, Zelma und Michael Millard
Ab 6 Jahren; 2 ½ Stunden (eine Pause)
Regie: Werner Sobotka
Honk, das hässliche Entlein: Niklas Doddo
Ida, seine Mutter: Kerstin Ibald
Erwin, sein Vater / Graufuß: Alexander Auler
Kater: Fin Holzwart
Truthahn / Flocke / Krötenfrosch: Frank Engelhardt
Moni Moorhuhn / Ringel / Stummerl: Marina Petkov
Grazia / Pünktchen / Komtesserl: Amelie Polak
Henriette Huhn / Sissi / Rotfuß / Elisabeth Elster: Kim Unger
Entlein / Fische / Frösche / Graugänse: Lukas Weinberger, Daniela Lehner, Natalie Rossetti, Katharina Strohmayer
Kamermann: Lukas Weinberger
Swing weiblich: Nina Tatzber
Swing männlich: Florian Klein
Musikalische Leitung: Christian Frank
Choreographie: Nina Tatzber
Bühnenbild: Sam Madwar
Kostümbild: Elisabeth Gressel
Licht: Christian Holemy
Dramaturgie: Sebastian von Lagiewski
Assistenz der musikalischen Leitung & Korrepetition: Béla Fischer
Assistenz und Inspizienz: Simone Tomas
Assistenz: Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz: Isabella Roth
Bis 10. November 2022
Renaissancetheater: 1070 Wien, Neubaugasse 36
Telefon: 01 521 10-0
tdj -> Honk
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