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Szenenfoto aus "The Girl Who Wanted It All"
Szenenfoto aus "The Girl Who Wanted It All"
17.05.2025

Das Mädchen, das alles wollte, aber…

Nahegehende Performance über – meist unerfüllte – Sehnsüchte eines Kindes und später einer jungen Frau sowie zwischen hier und dort, vertraut und fremd.

Ein rundes Konglomerat aus Stacheldraht, ziemlich viel Kunststoff-Zeugs davor und im Hintergrund laufen Videos, teilweise in Schwarz-Weiß. Aus dem Durcheinander in der Bühnenmitte – so viel darf schon gespoilert werden – schält sich eine junge, langhaarige Frau – zunächst mit einer Ganzgesichtsmaske mit aufgemaltem, kräftigem Rufzeichen. Der Strich von der Stirn einschließlich der Nase, der Punkt als Mund.

Ist sie diese Danica Brdar, von der im Ankündigungstext die Rede ist und über die nun eine Stimme aus dem Off (Barbara Angermaier) erzählt? Oder „nur“ eine Projektion für dieses 1993 im kroatischen Karlovac (an die 50.000 Einwohner:innen in ähnlich viele wie St. Pölten, die NÖ-Landeshauptstadt) geborene Mädchen, das stellvertretend steht für alle, die in dieser (Nach-)Kriegs-Zeit im ehemaligen Jugoslawien steht?

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „The Girl Who Wanted It All“

Vater im Krieg, Tochter will alles

Mit einem „Dad, who was in the war“ (einem Vater, der im Krieg war) und einer heranwachsenden jungen Frau, die mehr, die alles wollte – „The Girl Who Wanted It All“ heißt die beeindruckende, vielseitige, berührende und doch nie pathetische oder tränendrüsen-drückende Performance von Kasija Vrbanac Strelkin. Sie spielt, tanzt, turnt auf der Bühne, spielt zudem Gitarre und schmeißt mit fast einem Dutzend Barbie-Puppen, die für Figuren aus der Erzählung stehen, mitunter um sich.

Immer wieder wechselt sie sich in der Erzählung mit der Off-Stimme ab, wenn sie in die jeweilige Szene eintaucht, agiert. Die Off-Stimme ist nicht nur verbindende Erzähl-, sondern auch Stimme der Gedanken der Protagonistin. Und sie nennt die beiden erwähnten Sätze als adjektive Zuschreibungen bei praktisch jeder Erwähnung sowohl des Mädchens als auch des Vaters – vielleicht ein bisschen zu oft.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „The Girl Who Wanted It All“

Viele wahre, künstlerisch verfremdete Geschichten

Ivan Strelkin hat aus echten, wahren Geschichten und Personen, die die Performerin erlebt hat oder kennt eine dichterisch freie Story geschrieben und inszeniert.

Von Nachwirkungen des Krieges, Träumen, Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten dieser Danica, Enttäuschungen, die sie in der Begegnung mit männlichen Freunden erlebt, von anderen, die frühzeitig die Erde verlassen haben und von einigen Hunden als viel treueren Weggefährten.

Mit 18 Jahren – so der Ankündigungstext – geht Danica nach Wien zum Studium und kehrt erst zehn Jahre später zum ersten Besuch in die alte Heimat zurück. Darum kreisen viele der mit sparsamen Worten und umso intensiverer, oft sehr körperlicher Darstellung gespielten Szenen. Wobei dieser Teil des Plots später wieder relativiert wird – war sie überhaupt je weg?

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „The Girl Who Wanted It All“

Nah und doch fern

Zwischen da und dort pendelt auch unausgesprochen die gute, intensive Stunde – einerseits kommen die kleinen Episoden mit so großen Gefühlen einem bekannt vor und gleichzeitig schwingt auch eine Distanz mit – wie ein Blick auf doch nicht ganz Vertrautes, Nahes und doch Fremdes…

kijuku_heinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

The Girl Who Wanted It All

Text und Regie: Ivan Strelkin
Schauspiel, Tanz, Gitarre: Kasija Vrbanac Strelkin
Stimme der Erzählerin aus dem Off: Barbara Angermaier

Wann & wo?

17. Mai 2025
20 Uhr
Off-Theater: 1070, Kirchengasse 41
Karten: 0676 360 62 06
karten@off-theater.at
flirtyhous -> the girl…

9. und 10. August
Im Rahmen des Theaterfestivals „Hin & weg“ in Litschau (Niederösterreich)
Details noch nicht online
hinundweg-festival