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Szenenfoto aus „Don Quijot – oh mein Gott“ von und mit "Frau Franzi" alias Marika Reichhold
Szenenfoto aus „Don Quijot – oh mein Gott“ von und mit "Frau Franzi" alias Marika Reichhold
28.04.2023

Der Hirsch Michl und die Windmühlen

„Frau Franzi“, die geniale Mundart-„Schäggsbia“-Erzählerin hat mit „Don Quijot – oh mein Gott“ ein neues Stück.

Dass es sich bei der kleinen, patenten und goscherten Frau in Kleiderschürze und mit Wischmob nicht um die Putzfrau des Theaters handelt, ist mittlerweile den allermeisten Besucher:innen klar. „Frau Franzi“ ist „nur“ die Bühnenfigur der Marika Reichhold, gelernte Kunsttherapeutin und erdig-geniale Schauspielerin. Zu ihrer Bühnenkunst braucht sie nicht mehr als ein Einkaufswagerl, mit wenigen darin versteckten Utensilien, den schon genannten Wischmob und vielleicht noch einen unter weißem Tuch versteckten Sessel. Und ihr Mundwerk über das sie am laufenden Band das rausscheibt, was in Ostösterreich „Wuchteln“ genannt wird und Wortwitz bezeichnet, der sich mit ihrem Spielwitz paart. Beides füttert sie in monatelanger Arbeit mit Hirnschmalz, das sie dann sehr verdichtet und konzentriert.

Shakespeare und Cervantes

Mit diesem Mix rast sie für das und mit dem Publikum seit vielen Jahren durch klassische Stücke von „Schäggsbia“ wie sie ihn in ihren Programmankündigungen schreibt – so wie gesprochen. Das ist ein weiteres, wahrscheinlich Alleinstellungsmerkmal ihrer Bühnenstücke: In Mundart. Und gemixt mit den oben schon genannten „Zutaten“ bringt sie dann so manche Stücke des William Shakespeare auf den Punkt. Nach einigen anderen „Seitensprüngen“ wendet sich Reichhold alias Frau Franzi DEM Zeitgenossen von Willi zu, dem Hirsch Michl – der Öffentlichkeit besser bekannt als Miguel de Cervantes Saavedra; dass sie aus Miguel einen Michl macht klar, aber sie erklärt im Stück auch, dass Cervantes vom spanischen ciervo kommt und das wiederum eben die Übersetzung des besagten Rotwildes ist.

„Don Quijot – oh mein Gott“ nennt sie ihr jüngstes Programm, das seine Wien-Premiere im Figurentheater Lilarum – auf einem Podest vor der Puppenbühne – hatte (Regie wie in all ihren Programmen: Christian Suchy). In diesem Fall rast sie aber nicht durch die je nach Ausgabe und Übersetzung unterschiedlich vielen, aber im Schnitt rund 1500 Seiten. Von denen übrigens der Kampf gegen die berühmten Windmühlen, die der Ritter für Riesen hält, keine zwei Seiten umfasst.

Abenteuer konzentriert und rasend schnell

Wie auch immer – ein „Ritt“ durch die Abenteuer des von Cervantes erfundenen, anfangs als aus Archiven angegebenen Abenteuer des ver-rückten Ritters, den sie aus Zeitpsargründen immer nur D.Q. nennt, und seines auf einem Esel reitenden Knappen Sancho Pansa – kommen sehr verdichtet im schnelldurchlauf – eher erst gegen Ende der rund 80 Minuten zur Sprache. Davor erzählt die Theaterfrau von ihrer Anreise „va Greaboch“, also aus Grünbach am Schneeberg, den dort im Garten Löcher bohrenden Wühlmäusen und Maulwürfen, vor allem aber über den „Hirsch Michl“ und dessen Leben, das sich so gänzlich von dem seines berühmten Zeitgenossen, dem Willi, unterschied, die beide am selben Datum (23. April 1616) aber an verschiedenen Tagen starben – Spanien hatte da schon den gregorianischen, England noch den julianischen Kalender.

Vor allem spielt „Frau Franzi“ – und das meint sie auch als Marika Reichhold – ein Loblied auf die Figur des scheinbar ver-rückten Ritters: „Ein bisschen mehr D.Q. mit unmöglichen Träumen und Sehnsüchten würde uns allen guttun!“

„Nebenprodukt“

Das Stück sei, so verrät Reichhold Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… entstanden, „weil ich im Vorjahr von der Kulturwerkstatt Kottingbrunn gefragt worden bin, ob ich für deren Musical „Der Mann von La Mancha“ eine Stückeinführung machen möchte. Da hab ich mich so viel mit Cervantes beschäftigt, dass ich mir gedacht habe: Wenn schon so viel Aufwand, dann mach gleich ein eigenes Stück draus.“

Follow@kiJuKUheinz

Besprechung einer anderen schrägen Don-Quijote-VErsion – vom deutschen Ensemble Materialtheater -> damals noch im Kinder-KURIER

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Don Quijote, oh mein Gott

Text und Spiel: Marika Reichhold
Regie: Christian Suchy

Wann & wo?

4. Mai 2023
Figurentheater Lilarum: 1030, Göllnergasse 8
Telefon: 01 710 26 66
lilarum -> Donquijote

24. Juni 2023
Theater Akzent/Studio
1040, Argentinier Straße 37
Karten Telefon: 01 50165-13306

akzent.at-> frau-franzi

Weitere und andere Termine von „Frau Franzi“, die mit szenischen Führungen in ihrem Bergbaumuseum Grünbach ihre Theaterkarriere begonnen hat, auf ihrer Homepage
bergbaumuseum-gruenbach