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Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical "Die drei Stanisläuse"
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical "Die drei Stanisläuse"
08.12.2025

Drei Veronikas spielen und singen gleichberechtigt mit den drei Stanisläusen

Das vorweihnachtliche Musical als Geschenk für 6000 Kinder bläst den Staub der überholten Rollenbilder aus den Bilderbuchklassikern schwungvoll hinweg.

„… und natürlich den drei Veronikas!“ – schon in der mehrfach wiederholten Ansage im sich füllenden Raimund Theater ertönt eine Ergänzung zum Titel des Musicals „Die drei Stanisläuse“, das am Feiertagsvormittag seine umjubelte Uraufführung erlebte (Details in der Info-Box ganz am Ende des Beitrages). Einige der sechs Bilderbücher – geschrieben von Vera Ferra-Mikura und illustriert von Romulus Candea zwischen 1962 und 1995 – werden immer und immer wieder neu aufgelegt – Buchbesprechungen auf KiJuKU.at am Ende des Beitrages verlinkt.

Wie die Protagonist:innen aus drei Generationen greifen offenbar heutige Großeltern zu den Büchern aus ihrer Kindheit, um sie ihren Enkelkindern vorzulesen oder zu schenken. Schon die Einleitung oben deutet den wesentlichen Unterschied zwischen den Büchern und dem Musical an – nicht nur die schwungvolle, ins Ohr gehende Musik: Geschrieben und in Bildern sind Bub, Vater und Großvater die aktiven, die abenteuerlustigen, die Entdecker, die drei Generationen Veronikas sind eher die Randfiguren und treten in althergebrachten Rollen mit überholten Aufgaben in Erscheinung.

Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical „Die drei Stanisläuse“

 „Nichts gemacht“ – „ja eben“

Auf der Bühne singen und spielen sie gleichberechtigt, lassen sich nicht alles gefallen. Stella Kranner als die Jüngste, das Kind Veronika, gibt ihrem Bruder, dem jüngsten Stanislaus (Simon Malleczek) schon recht früh zu verstehen, das mit der „kleinen Schwester“ könne er sich abschminken, sei sie doch größer als er. Und wenn Georg Hasenzagl als mittlerer Stanislau neben dem Wäschekorb auf unschuldig singt „ich hab ja nichts gemacht“, kontert ihm Anna Knott (die auch gemeinsam mit Janine Hickl für die Choreo zuständig ist) als Ehefrau und damit mittlere Veronika: „ja eben, das ist ja das Problem“, denn im Haushalt mit anpacken wäre ja wohl angesagt.

Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical „Die drei Stanisläuse“

Songs

Was noch in einem der Songs mit teilweise Ohrwurm-Potenzial verstärkt und unterstrichen wird, wenn es heißt, dass die Welt nur ändern kann, der sich selber ändern kann. Andere Texte besingen vor allem das, was auch die Autorin der Bücher so toll in Szenen verpackt hat: Fantasie schafft Abenteuer. „Es braucht nicht viel, nur Fantasie und jedes Spiel wird schön wie nie: Wir stellen’s uns vor!“ kommt in mehreren Liedern vor – mit dem Versuch das Publikum gerade in den letzten Satz miteinstimmen zu lassen.

Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical „Die drei Stanisläuse“

Die schon genannten vier Darsteller:innen – und dazu noch Elena Schreiber und Martin Petraschka als das älteste eh klar Veronika und Stanislaus-Paar – schlüpfen aber auch noch in andere Rollen. So geben die drei Frauen auch Feen, die die Stanisläuse – und das auch schon im sechsten Buch, in dem die Veronikas es auf den Titel geschafft haben – dazu bringen, Küche zu putzen und Kekse zu backen. Die drei Männer treten als diebische Mäusefänger auf.

Musicalisch

Die Bühnenfassung hat – wie schon im Vorjahr bei „Die Omama im Apfelbaum“ nach Mira Lobe und Susi Weigel – Stephan Lack geschrieben, für Regie und künstlerische Leitung zeichnet wieder Caroline Richards verantwortlich. Die Songs komponiert und die Live-Musik geleitet hat erneut Michael Hecht, der auch Bass spielt; an den Keyboards Ed Reardon und Benjamin Alan Kubaczek und das Schlagzeug bedient wieder Lukas Schlintl. Wobei zusätzlich zu den vier Musikern der Jüngste auf der Bühne Simon Malleczek (17 – Interview in einem eigenen Beitrag) neben Schauspiel und Gesang in zwei Szenen Saxofon bzw. Sopransaxofon spielt.

Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical „Die drei Stanisläuse“

Malen per Videoeinspielungen

Das vor allem dank – teils überraschender (Malereien!) Videoeinspielungen – wandelbare Bühnenbild stammt von Alois Ellmauer bzw. Videoproduktion: Alexander Trinkl, Lisa Punz. Da die Schauspieler:innen, die gleichzeitig auch Sänger:innen sind – eben Musical – natürlich nicht Kinder / Eltern bzw. Großeltern sind, hilft auch die generationenmäßig unterschiedliche Kleidung mit, niemanden durcheinander zu bringen (Kostüme: Natalie Pedetti Prack).

Geschenk der Kinderfreunde

Die Kinderfreunde schenken seit fast 40 Jahren in der Vorweihnachtszeit Tausenden Kindern ein Musical, seit langem im Raimund Theater. Bis vor zwei Jahren war es fast immer ein eigens dafür geschriebenes Stück Musiktheater. Im Vorjahr wurden Konzept und Leading-Team – Bühnenfassung, Regie, Musik – verändert, seither werden Bilderbücher aus dem zu den Kinderfreunden zählenden Verlag Jungbrunnen dramatisiert. War es im Vorjahr „Die Omama im Apfelbaum“ vom Duo Mira Lobe und Susi Weigel, so bildeten heuer die sechs Bücher über die drei Generationen Stanisläuse – und in der Musicalversion viel stärker als in den Büchern die drei Veronikas, ebenfalls Großmutter – Mutter -Kind – die Grundlage für das vorweihnachtliche für Kinder kostenlose Musiktheater.

Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical
Szenenfoto aus dem Kinderfreunde-Musical „Die drei Stanisläuse“

Bruno-Kreisky-Preis

Übrigens: Dem Verlag wurde erst in der Vorwoche der Bruno-Kreisky-Preis (nach dem Bundeskanzler von 1970 bis 1983) des Karl-Renner-Instituts überreicht. In der Begründung heißt es unter anderem: „Jungbrunnen überzeugt durch seinen Mut, auch schwierige und kontroverse Themen wie Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit in seinen Publikationen aufzugreifen, ohne dabei die Magie kindlicher und jugendlicher Erzählwelten zu verlieren. Der Verlag setzt konsequent auf hochwertige Illustrationen, innovative Ansätze und literarische Qualität und erreicht so Generationen von Jugendlichen, die durch die Bücher nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken angeregt werden… Die Jury würdigt den Verlag Jungbrunnen für sein nachhaltiges Engagement, kulturelle und politische Bildung zu fördern. Er ermöglicht durch seine unermüdliche Arbeit Kinder- und Jugendliteratur auf höchstem Niveau. Der Verlag ist ein Leuchtturm für die Bedeutung von Literatur als Werkzeug politischer Bildung, demokratischen Bewusstseins und gesellschaftlichen Zusammenhalts.“

Warum dann ausgerechnet Bücher für das aktuelle Musical ausgesucht wurden, die zwar Fantasie fördern, aber ein überholtes Frauenbild – auch schon in den Entstehungszeiten; 5. Buch 1974, 6. Buch 1995 – verbreiten? Na gut, immerhin hat die Musicalversion den einen oder anderen kleineren Ansatz neuerer Sichtweisen aus diesen Büchern vergrößert bzw. hinzugefügt – siehe oben.

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Interview mit dem Darsteller des jüngsten der drei Stanisläuse

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Mehr Informationen

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Die Drei Stanisläuse

Das Kinderfreunde-Musical 2025; gemeinsam mit dem Theater des Kindes, Linz
Nach den Büchern von Vera Ferra-Mikura (Text) und Romulus Candea (Illustration)
1¼ Stunden; 6 bis 12 Jahre; gratis – Zählkarten erforderlich

Großvater Stanislaus: Martin Petraschka
Mittlerer Stanislaus: Georg Hasenzagl
Kind Stanislaus: Simon Malleczek
Großmutter Veronika: Elena Schreiber
Mittlere Veronika: Anna Knott
Kind Veronika: Stella Kranner

Künstlerische Leitung & Regie: Caroline Richards
Bühnenfassung, Regieassistenz: Stephan Lack
Komposition, musikalische Leitung und Bass: Michael Hecht
Keyboard: Ed Reardon und Benjamin Alan Kubaczek
Drums: Lukas Schlintl
Choreografie: Janine Hickl, Anna Knott
Bühnenbild/ Kostümbild: Alois Ellmauer
Videoproduktion: Alexander Trinkl, Lisa Punz
Kostüme: Natalie Pedetti Prack
Maske: Monika Viehauser
Künstl. Produktionsleitung: Reinfried Schieszler

Technische Leitung:  Yvonne Schrittesser
Beleuchtungstechnik: Martin Hartner, Loma Döring, Arno Moc, Hrvoje Mesić, Georg Koppitz
Tontechnik: Harald Nebel
Bühnentechnik: Michael Raab, Matthias Forster
Schnürboden: Philipp Stolz
Ankleiderinnen: Bernadett Skoda, Johanna Hirmann, Sandra Reisner
Requisite: Mary-Jane Fritsch, Laura Egger
Inspizient: Axel Hoffmann
Videotechnik: Dominik Houska

Die Bücher – sechs Bände – sind im Verlag Jungbrunnen erschienen (1962 – 1995); Bühnenfassung: Thomas Sessler Verlag

Wann & wo?

11., 17., 20. Dezember 2025
jeweils 14 Uhr
Raimund Theater, Wallgasse 18-20, 1060 Wien
Kostenlose Zählkarten für Kinder von 6 bis 12 Jahren ausschließlich online erhältlich:
Für einzelne oder einige Kinder: hier
Für Kindergruppen: hier