„Hände“, ein animierendes Stück für schon sehr junges Publikum beim Stella-Festival in Kärnten.
Kneten, walzen, quetschen, rollen… Hände können das und noch viel mehr. Vieles davon tun Sarah Gaderer und Laura-Lee Jacobi von theater.nuu auf der Bühne rund um einen beachtlichen Berg aus Ton. Da ein Stück abgeschnitten, dort eine Ecke. Kugeln, Schlangen, flache runde Scheiben – „Pizza“ tönt’s dann, wahrscheinlich nicht so selten, aus dem jungen Publikum. Neben diesem Geschehen sitzt Katharina Gruber auf einem Sitzsack – wie die Kostüme des Trios vor allem in Rot gehalten – und spielt auf einem Hang, einem metallenen Musikinstrument. Sozusagen Ton und Ton.
Die beiden Erstgenannten rollen das eine oder andere Tonkügelchen zu den auf Pölstern knotzenden Kindern (die Performance ist ab einem Jahr). Die Musikerin gesellt sich zu den beiden Kolleginnen, formt wie diese nun einen kleinen Kopf. Das Trio lässt seine Köpfe per Lauten miteinander sprechen, auf den Berg klettern und schließlich zu neuen, anderen Dingen (ver-)formen.
Ob mit oder ohne Ton, in dem Fall nun dem Material, die Hände können ganz schön viel, erzählen szenische kleine Geschichterln, die Musikerin greift nun zu einem weiteren Instrument, einem Fagott.
Irgendwann schwebt von der Decke ein rotes Paket – mit feuchtem, gatschigen Ton. Hier spalten sich bei der Annäherung der eingegatschten Performerinnen-Hände die Geister im jungen Publikum. „Äääh, schmutzig“, die einen, die anderen greifen gern zu und beginnen auch damit auf dem Tanzboden ihre Finger- oder Handabdrücke zu hinterlassen.
Nach knapp mehr als einer halben Stunde (angegeben ist 35 Minuten) geben die drei Performerinnen die Bühne samt dem Ton – und hölzernen Bausteinen und allem möglichen Kleinzeug, das sie aus dem Sitzsack „zaubern“. Nach Herzenslust spielen, formen, bauen praktisch alle Kinder aus dem Publikum nun – und können sich auch schwer davon trennen, als erwachsene Begleitpersonen zum Aufbruch drängen.
Neben diesem „Bonustrack“, dass die jüngsten Besucher:innen von den erzählten und gezeigten Bildern animiert anschließend ins Selber-Tun kommen, bietet dieses kurze, intensive, aber nie zu dichte Stück noch eine zweites Plus: In den wenigen gesprochenen Passagen verwenden die Künstlerinnen immer wieder gleichzeitig Gebärdensprache.
„Hände“, so heißt das Stück ist für den Theaterpreis Stella der Österreich-Abteilung der internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung nominiert und war deshalb beim Festival in Kärnten, in diesem Fall im Bambergsaal in Villach zu erleben. Ein Vergnügen – auch beim „Nur“-Zuschauen. Die Preise werden übrigens diesen Freitag (22. November 2024), zwei Abende vor dem Nestroy, dem Theaterpreis für Erwachsene, vergeben.
Compliance-Hinweis: Zur Berichterstattung vom Stella-Festival wurde KiJuKU.at von der ASSITEJ-Austria eingeladen.
Performance; ab 1 Jahr; knapp mehr als ½ Stunde + anschließender Spielzeit für Kinder auf der Bühne
theater.nuu
Sarah Gaderer, Laura-Lee Jacobi und Katharina Gruber (auch Musik: Fagott und Hang)
Ausstattung: Theater. Nuu; Support: Michael Haller
Dramaturgie: Cäcilia Färber
Material Coach: Christiana Lugbauer