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Figuren bzw. Szene aus "Waran Taram" im Puppentheater "Trauminsel" in Korneuburg (NÖ)
Figuren bzw. Szene aus "Waran Taram" im Puppentheater "Trauminsel" in Korneuburg (NÖ)
08.04.2023

Ein Schaumstoff-Riese hilft Familie gegen Kündigung und Haus-Abriss

„Waran Taram“: Welturaufführung mit Live-Musik des Stücks einer Schweizer Autorin im kleinen Puppentheater Korneuburg „Trauminsel“.

Inmitten einer grauen Hausfassade sticht ein buntes Schild über der Tür von Laaer Straße 32 im niederösterreichischen Korneuburg hervor: Puppentheater Trauminsel. Daneben hängen – einige Zeit vor der Vorstellung – Figuren. Die dann knapp vor dem jeweiligen Stück wieder von ihrem Prinzipal und Schöpfer Sven Stäcker nach Hause, in das kleine Theater getragen werden.

Doch an diesem Tag – Gründonnerstag 2023 – hängen sie dann nur an Wänden, kriegen keine Bühne. Dann da stand ein anderes Stück mit ganz neuen Figuren, Puppen und Objekten auf dem Spielplan: Eine, nein die Welt-Uraufführung von „Waran Taram“.

Dafür ist dessen Autorin des Stücks um die Bedrohung des Gartenhauses einer Familie mit zwei Kindern, Eva Roth, sogar extra aus Zürich angereist. Was auch beim Puppenspieler neben Freude doch ein wenig Nervosität aufkommen hatte lassen – die er vor Beginn der Vorstellung auch ansprach.

Kunterbuntes Berghaus

Aber genug der Vorrede. Auf der kleinen Bühne im großen ein bisschen rundum ziemlich vollgeräumten geordneten Chaos auf der größeren Bühnenfläche sehen wir rechts (vom Publikum aus betrachtet) ein kunterbuntes irgendwie auch fast windschiefes Häuschen, das wie aus einem Berg herauswächst. Davor eine flache Kiste mit viel Erde. Am anderen Ende drei Häuser, wie sie eckig und schmucklos wie Kästen in Quader-Form als Wohnblocks schnell aufgezogen wurden/werden. Das Ganze „thront“ auf einigen Tischbeinen und einem Laden-Kästchen.

Seitlich am Bühnenrand sitzt Stephan Rausch – um sich eine Vielzahl an Klein-Instrumenten: Mehrere Mundharmonikas, eine Kolben- sowie eine Nasenflöte, Schnarrtrommel, ein großes Stück Blech… Mit all dem wird er in der rund einstündigen Vorstellung neben Musik immer wieder Geräusche erzeugen, die Stimmungen der jeweiligen Szenen untermalen bzw. verdeutlichen.

Puppenspieler und Theater-Prinzipal Sven Stäcker mit Figuren aus dem Stück
Musiker Stephan Rausch springt in der Kampfszene Waran Taram gegen Donnerluis kurz als Puppenspieler ein und führt die Letztgenannte.

Was zählt schon Wohnbedürfnis

Nun aber endlich zur Geschichte und da vor allem zuerst zur Auflösung des geheimnisvollen Titels. „Waran Taram“ ist in lautmalerischer Begriff und so nannte die Schweizer Autorin einen Riesen, der sich auf die Seite der Familie stellt. Diese – die beiden Kinder Cleo und Kalli, die bei der Uraufführung aus Nervosität nie namentlich genannt worden sind, und ihrer Eltern (deren Namen Grez und Prill auch im Stücktext nur kurz am Rande vorkommen) – wird von der Eigentümerin Frau Pfammer gekündigt. Wobei sich gegen Ende herausstellt, dass eigentlich ihre Tante die Eigentümerin ist und sie als künftige Erbin da sehr vorschnell handeln will/wollte, um das Haus abzureißen und große Blocks stattdessen hinbauen zu lassen – mehr Mieteinnahmen ist ihr Ziel. Mehr als ein Seitenhieb auf ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem in dem leistbares Wohnen für Menschen weniger Wert ist als Profite von Besitzer:innen.

Klein und groß

Stäcker bauten die Figuren glich zwei Mal – einmal als große Schaumstoffpuppen mit flüssigem Gummi überzogen und lackiert und ein zweites Mal als kleine Kartonfiguren, die beispielsweise dann auch auf einen der Balkongärten gehen können. Nur der Riese, der ist nur ein-malig – eine Art gewöhnungsbedürftiges aber doch liebenswürdiges Monster mit einem Metalltrichter auf dem Kopf. Und der kriegt aber auch noch eine Gegenspielerin: Donnerluise, ein Mix aus einer Art Alter Ego (anderes Ich) der Hausbesitzerin und deren Vollstreckerin. Sie kämpft mit, nein gegen Waran Taram – da muss dann der Musiker seine Instrumente liegen lassen und das „Unding“ aus mehreren bemalten trichterförmigen Hunde-Halskrausen und einer Kohlenzange als Angriffswaffe bedienen. In dieser Szene werden Zuschauer:innen gebeten einige der Lärminstrumente u.a. eine Blechplatte zu schütteln.

Natürlich gibt es ein Happy End, aber mehr darüber soll jetzt sicher nicht gespoilert werden. „Waran Taram“ ist April sechs Mal im Puppentheater Korneuburg „Trauminsel“ und dann im Juni bei „Luaga & Losna“, dem internationalen Theaterfestival für junges Publikum, im Vorarlberger Nenzing – und später sicher immer wieder in der „Trauminsel“ zu sehen und erleben.

Wie weit runter, wie weit rauf

Schon verraten werden darf aber, dass für die Autorin – auf Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … „die Frage wie weit nach unten geht Grundbesitz – oder auch wie weit hinauf am Anfang gestanden ist“. Und dies spielt dann auch im Stück eine Rolle. Wenn das Haus und Grundstück schon der Frau Pfammer gehört, was ist dann mit den unterirdischen Wohnhöhlen oder den zu errichtenden über dem Haus schwebenden Flugschiff mit darunter hängenden Schlaf- und anderen Kisten…?

Auch verraten werden darf, dass der Puppenspieler die doch recht ernste Geschichte, die auch schon von der Autorin immer wieder leichte humorvolle Elemente enthält, mit der für ihn typischen leicht süffisanten Ironie noch nachwürzt.

Apropos Häuser: In der offiziellen Stadtplanübersicht von Korneuburg fehlen in der Laaer Straße die Hausnummern 32 – und das Nachbarhaus 30.

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Puppenspieler und Theater-Prinzipal Sven Stäcker mit Figuren aus dem Stück
Puppenspieler und Theater-Prinzipal Sven Stäcker mit Figuren aus dem Stück „Waran Taram“ im Puppentheater „Trauminsel“ in Korneuburg (NÖ)
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Waran Taram

Von Eva Roth
Puppentheater; ca. 1 Stunde; ab 6 Jahren

Regie, Puppen und Spiel: Sven Stäcker (Theater Trauminnsel)
Live-Musik: Stephan Rausch

Wann & wo?

15. 16., 21. und 23. April 2023
Puppentheater Trauminsel: 2100 Korneuburg, Laaer Straße 32
Telefon: 0677 6121 91 63 (Sven Stäcker)
puppentheater-korneuburg@gmx.at
trauminsel.org/

20. Juni 2023
10 Uhr
im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals für ein junges Publikum Luaga & Losna (Schauen und hören) in Vorarlberg: 6710, Nenzing, Ramschwagsaal
luagalosna