Komödie aus Anfang der 80er Jahre nach Erfolgsfilm wieder auf den Bühnen, derzeit im Theater Forum Schwechat.
Tür auf, Tür zu. Falsche Tür. Aaaach, wir sind doch nicht alleine! So schön haben sich die zwei ein paar Stunden in diesem Haus vorgestellt. Doch dann ist die Haushälterin auch in ihrem freien Nachmittag anwesend. Und schwupps, kommt noch ein zweites Pärchen, das ebenfalls zweisame Stündchen verbringen will. Und ein Einbrecher taucht – mehrmals zu früh auf, dann ist er wieder nicht aufzufinden…
Was hier gespielt wird, ist zunächst die Probe für ein Theaterstück: „Noises off! Der nackte Wahnsinn“ spielt sich – entsprechend der Intention von Michael Frayn (Übersetzung ins Deutsche: Ursula Lyn) turbulent, chaotisch, spielfreudig derzeit im Theater Forum Schwechat (rund zehn Gehminuten von der S-Bahnstation, die übrigens noch zum Netz der Wiener Linien gehört) ab. 1982 geschrieben, bzw. eher davor, und im besagten Jahr uraufgeführt, zehn Jahre später vor allem als Film von Peter Bogdanovich (Drehbuch: Marty Kaplan) sehr bekannt geworden, kehrt die Komödie – eine Art making of eines Stücks – in den vergangenen Jahren wieder mehrfach auf Bühnen zurück – vom Burgtheater in das der vorige Direktor Martin Kušej die Produktion aus seiner voriangegangenen Wirkungsstätte, dem Münchner Residenztheater, mitgenommen hatte bis zum Berliner Ensemble und ins Klagenfurter Stadttheater.
Die eingangs beschriebenen Tohuwabohu-Szenen mit entsprechenden scheinbar ungewollten Begegnungen und Irritationen werden vom – in Schwechat ganz weit oben auf der Publikumstribüne sitzenden und stufenweise sich der Bühne nähernden „Regisseur“ kommentiert, er wird immer wieder von seinen „Schauspiel“-Kolleg:innen gefragt, gebeten, dies und das anders zu spielen…
Im zweiten Akt spielt sich das ganze Geschehen sozusagen von der anderen Seite ab, von hinter der Bühne. Die Schauspieler:innen treten zwischen den Auftritten vorne – jenseits der Türen – hinter den Kulissen aus ihren Rollen immer wieder raus. Und da baute der Autor eine fast toxische Verwicklung der Beziehungen ein, die allesamt bei „Regisseur“ Lloyd Dallas ihren Ausgangs- und Endpunkt finden, samt Eifersuchtsdramen und Blumen-Exzessen.
Nach der dann folgenden – echten – Pause spielt das Ensemble im dritten Akt die anfangs geprobten Szenen noch einmal, am Ende einer langen Tournee, zwar zügiger und durchgespielt ohne „Regie“-Unterbrechungen, aber doch einigermaßen anders als zu Beginn.
Das Chaos und Durcheinander dank vieler eingebauter bewusster Missverständnisse liefert damit viele Anlässe für Lacher, einschließlich vieler gezielter Over-Acting-Szenen, insbesondere des Einbrechers, gespielt von Selsdon Mowbray (Stückfigur, die von Gunter Matzka verkörpert wird und der Haushälterin Mrs. Clacket („Schauspielerin“ Dotty Otley – gespielt von Manuela Seidl, der Theaterintendantin).
Das erste auftauchende Paar – Vicki (Brooke Ashton, gespielt von Bety Aubrechtová) und Roger Trampelmain (Garry Lejeune – Felix Frank) tanzt mit einem Karton voller Akten an, den sie später in ihr Büro mitnehmen muss und der ebenso mal da und mal weg ist wie später die große Tasche von Paar zwei – Flavia Brent (Belinda Blair: Eva Maria Scholz) und Philip Brent (Frederick Fellowes: Mircan Öncel, der auch noch einen an diesem Haus kaufinteressierten Scheich spielen darf / muss); dieser Stück-Schauspieler leidet an einem sympathischen Phänomen: Nasenbluten, wenn irgendwo ein Konflikt auftaucht.
Teil des Bühnenpersonals des Stück-Stücks sind auch zwei Rollen, die ansonsten praktisch „nur“ im Hintergrund arbeiten: Inspizientin und Bühnenmeisterin (Sam Allgood: Viky Lerbas) und Regie-Assistentin (Poppy Norton-Taylor: Michelle Wöginger).
Neben den bewussten Overacting-Szenen schien die eine oder andere – bei der Premiere – auch unfreiwillig zu stark „draufgedrückt“, nicht vertrauend, dass allein schon die Szenen und Dialoge selbst humorvoll sind und das dem Publikum sozusagen nochmals „näher gebracht“ werden müsste.
Für die wirkliche Regie sorgte Marius R. Schiener (Assistenz: Katya Pidenko), der auch die Idee für die Bühne auf zwei Ebenen hatte, die von Jakobus Van Ederen und Daniel Truttmann konstruiert und von ihnen unter tatkräftiger Mithilfe von Werner Ramschak, Julia Veres, und Amy Parteli gebaut wurde. Witzig, dass insgesamt drei verschiedene alte Wählscheiben-Telefonapparate immer an ein und demselben Platz zum Einsatz kommen und der Tausch von kleinem TV-Gerät gegen Mikrowelle.
Von Michael Frayn; Übersetzung ins Deutsche: Ursula Lyn
Regie & Bühne: Marius R. Schiener
Schauspiel
Mrs. Clacket – Dotty Otley: Manuela Seidl
Vicki – Brooke Ashton: Bety Aubrechtová
Roger Trampelmain – Garry Lejeune: Felix Frank
Regisseur – Lloyd Dallas: David Nagl
Philip Brent / Scheich – Frederick Fellowes: Mircan Öncel
Flavia Brent – Belinda Blair: Eva Maria Scholz
Einbrecher – Selsdon Mowbray: Gunter Matzka
Inspizientin und Bühnenmeisterin – Sam Allgood: Viky Lerbas
Regie-Assistentin – Poppy Norton-Taylor: Michelle Wöginger
Bühnenkonstruktion: Jakobus Van Ederen und Daniel Truttmann
Bühnenbau: Daniel Truttmann, Werner Ramschak, Julia Veres, Jakobus Van Ederen, Amy Parteli
Kostüm: Sigrid Dreger
Maskenentwürfe: Pia Urbanek
Technische Leitung: Werner Ramschak
Regie-Assistenz: Katya Pidenko
Stückrechte: SV Hartmann & Stauffacher
Bis 9. Oktober 2025
Theater Forum Schwechat
2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: 01 707 82 72
forumschwechat -> noises-off-der-nackte-wahnsinn
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