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Still (Standbild) aus dem Film "Bleistiftstriche"
Still (Standbild) aus dem Film "Bleistiftstriche"
26.10.2025

Gewünschte Nähe „ausmalen“

Junge Theater-Schauspielerin wechselte zu Regie und Drehbuch und wurde für „Bleistiftstriche“ mit einem diesjährigen Cash-for-Cultur-Awards ausgezeichnet.

Cora ist eher zurückhaltend bis zurückgezogen, zeichnet und malt gerne in jeder Pause, die sie nicht dem Opa im sommerlichen Familienhotel helfen muss. In einer der ersten Szenen des rund 36-minütigen sehr atmosphärischen, vielschichtigen Films „Bleistiftstriche“ muss sie vom alten Schreibtisch mit seinen Fächern und Laden aufstehen, Gepäck für neu angekommene Gäst:innen auf deren Zimmer bringen und fragt den Großvater um Hilfe, sie würde so gern Menschen zeichnen lernen. Der darauf praktisch nicht reagiert, weshalb sie sich das notwendige Wissen aus Büchern holt.

Irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt die Szenerie, eine Art Landidylle, samt kleinem Schwimmbad, in einer Zeit, als es noch keine Smartphones gab.

Still (Standbild) aus dem Film
Still (Standbild) aus dem Film „Bleistiftstriche“

Wunsch nach Nähe

Im Zentrum des Films steht die Begegnung, Annäherung und Distanzierung Coras zu und mit Emma, die hier im Hotel mit Familie einge-checkt hat. Die ungefähr gleichaltrige Jugendliche ist eine Art Gegenteil oder auch Wunschbild Coras. Offen geht sie auf alle(s) zu, stets mit einer kleinen Digitalkamera in Händen. Obwohl sie nur Französisch spricht, das Cora nicht kann, verstehen die beiden einander. Ihre gemeinsamen Sprachen sind einerseits das Beobachten samt bildhaftem Festhalten – auf Papier einer- und Kameraspeichere andererseits; und die zweite Sprache ist die Neugier auf Gefühle, die zu zaghafter und dann intensiver Nähe führt, dazwischen auch mit heftigem Abstoßen.

Still (Standbild) aus dem Film
Still (Standbild) aus dem Film „Bleistiftstriche“

So manche der Szenen scheinen aber auch die ungestellte Frage aufzuwerfen, ob das alles zwischen den beiden Mädchen stattfindet oder sich „nur“ im Kopf von Cora abspielt. Für ihren Film wurde Alice Prosser (Drehbuch & Regie; Kamera: Luca Horak), kürzlich einer der Cash-for-Culture-Awards verliehen – mehr zu dieser Förderschiene der Stadt Wien für jugendliche Künstler:innen aller Sparten in einem schon vor einigen Tagen hier erschienen Beitrag, der unten verlinkt ist.

Regie-Statement

„Un.erfüllt schließt Fülle mit ein. Ich glaube, dass sich viele junge Menschen mit der Dynamik zwischen Cora und Emma identifizieren können. Es ist einfacher denn je, sich in der heutigen Zeit bloß in das Abbild eines anderen zu verlieben. Die Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit, in der wir uns befinden, überlässt häufig Einsamkeit, die gestillt werden will, aber von unserem Zeitgeist unverstanden bleibt“, schreibt die Künstlerin, die auch schon als Schauspielerin auf Bühnen stand zu ihrer ersten Regie-Arbeit auf der Homepage zum Film, ebenfalls unten – in der detaillierten Info-Box zum Film – verlinkt.

Bekannte junge Sportlerin und Film-Schauspielerin

Für die Rolle der Cora konnte Prosser übrigens mit Emilia Lilith Warenski eine mittlerweile schon bekannte junge Filmdarstellerin (wurde heuer 21 Jahre) gewinnen; zuletzt war sie in der TV-Serie „School of Champions“ als ehrgeizige Außenseiterin in einem (fiktiven) Ski-Gymnasium zu erleben. Davor spielte die absolvierte Sport-Gymnasiastin, mit internationaler Erfahrung in Kletter-Wettkämpfen, eine Mountainbikerin im Kinofilm „Madison“ (dazu gab sie übrigens KiJuKU.at ein Interview, unten am Ende des Beitrages verlinkt) – und schon als junges Kind (9 Jahre) im Kinofilm „Rise Up! And Dance“.

Still (Standbild) aus dem Film
Still (Standbild) aus dem Film „Bleistiftstriche“

Viele ehrenamtliche Unterstützer:innen

Ehrgeizig ist auch Alice Prosser, die als Bühnen-Spielerin schon zwei Mal in Kurz-Interviews im Vorläufer von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…, dem Kinder-KURIER vorgekommen ist, Links unten am Ende des Beitrages. „Ehrlich gesagt, ist es für mich ein Wunder, dass dieser Film trotz all der Hürden und Steine die uns auch in den Weg gelegt worden sind, tatsächlich real geworden ist“, schreibt sie in einer eMail an Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… mit der sie den Ansichts-Link zum ganzen Film geschickt hat. „Ein Beweis dafür, dass Glaube Berge versetzen kann und nur Mut zu Verletzlichkeit mich weiterbringt.“

Still (Standbild) aus dem Film
Still (Standbild) aus dem Film „Bleistiftstriche“

Die unabhängige – nur durch einmalige 1000 Euro aus dem Programm Cash for Culture gefördert – Produktion konnte die Neo-Regisseurin wie sie betont nur „mit Riesen- Unterstützung von ca. 45 Nachwuchsfilmschaffenden aus Wien und Berlin, die alle ehrenamtlich und mit viel Herzblut mit mir darum gekämpft haben, realisieren“, namentlich erwähnt sie „unter anderem Leona Baucek und Philine Hammon, die beim Dreh und in der Vorbereitung als Produktion geholfen haben, aber auch Luca Horak als Kamerafrau, Emilia Leitner als Editorin, Jakob Stefansich als Szenenbildner, Veganes Catering von Selina Zesar.

Im Haus von meinem Opa und seiner Frau Gundi durften wir Holztrennwände aufstellen, Möbeln umstellen und neue aus Fundi einrichten, Sonnenschirme im Garten aufspannen und die Welt von Cora und Emma zum Leben zu erwecken. Wir hatten 12 Drehtage und haben uns insgesamt 4 Monate darauf vorbereitet.“

Musste das tun

Den Wechsel vom Schauspiel auf der Bühne zu Drehbuch und Regie sozusagen auf die andere Seite des Geschehens und noch dazu in einem zwar verwandten aber doch einem anderen Medium beschreibt sie so: „Ich komme ursprünglich vom Schauspiel aber habe gemerkt, dass es für mich ein MUSS war, diese Vision zu schaffen und die Perspektive zu wechseln. Bewegt von dem inneren Wunsch zu verstehen, warum man sich manchmal so unerklärlich verbunden fühlt und wo „Ich“ anfängt und „Du“ aufhört. Warum „unerfüllte Lieben“ Fülle miteinschließt. Als ich diese Vision hatte, gab es kein Zurück mehr.“

kijuku_heinz

jugendliche-spielen-ueber-magersucht-und-anderes-das-sie-nervt, u.a. Kurzinterview mit Alice Prosser <— damals noch im Kinder-KURIER

aber-in-dieser-rolle-gibt-es-viel-zu-entdecken, u.a. Interview mit Alice Prosser <— ebenfalls noch im KiKu

basiskultur.at –> cash-for-culture-programm

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Bleistiftstriche

Film; ca. 36 Minuten

Drehbuch & Regie: Alice Prosser
Kamera: Luca Horak
Unterwasser-Kamera: Andres Lizana Prado
Schnitt: Emilie Leitner
Malereien: Lola Hochenegg
Zeichnungen: Günter Langegger

Cast
Cora: Emilia Warenski
Emma: Esther Gaspart
Zwillinge: Alma und Smilla Löhr
Ole: Lasse Klene
Ricky: Rocco Baldari
Opa: Rainer Wöss
Mutter: Katherina Susewind
Alte Bekannte: Emil deCecil
Alter Freund: Hannes Leo Wagner-Farberg
Alte Dame: Berta Kammer
Hotelbesucher: Linus Baucek
Hotelgast: Artem Belov

Crew
Sounddesign: Karwan Marouf, Florens Kosicek
Tonmeister: Janislaw Brickwell
Szenenbau: Jakob Stefansich
Szenenbild: Rosa Reiter
Oberbeleuchtung: Artem Belov, Michael Bachinger, Tobias Wutschek
Beleuchtung: Tim Travis Tenter, Sophie Gollegger, Ulrich Leitner
Kostümbild: Maroon Akaad
Maskenbild: Julia Lichtenberg
Requisite: Makeda Trotzer
Producerin (Deutschland): Philine Jo Hammon
Producerin (Österreich): Leona Baucek
Produktionsleitung: Jasper Sörns
Farbgestaltung: Moritz Wegscheider

Regie-Assistenz: Yasmin Sar-Shalom
1. Kamera-Assistenz: Ulrich Koller, Dominik Schett, Steve Simonović, Siwi Elena Haunsperger
2. Kamera-Assistenz: Leopold Taub, Anika Tajovski, Anne-Sophie Hasenhütl
1. Ton-Assistenz: Nikolai Liskutin
2- Ton-Assistenz: Genet Glass
3. Ton-Assistenz: Mahdiar Rasouli
4. Ton-Assistenz: Kiana Hashemizad
Requisite-Assistenz: Leonie Frankhauser
Produktions-Assistenz: Matilda Gross

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