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Szenenfoto aus "Bussi Baba" von Ensemble Ehrlos
Szenenfoto aus "Bussi Baba" von Ensemble Ehrlos
26.08.2024

Heimat-Klischees der Lächerlichkeit ausgesetzt

Eine Art Nummer-Revue zu Österreich-Bildern in „Bussi Baba“ vom jungen „Ensemble Ehrlos“ im Clown-Theater Olé in Wien-Landstraße.

Was und für wen ist sie? Und was? Wem gehört sie? Sie, die Heimat. Nach Selbstomptimierungswahn und Kapitalismus widmet sich das junge „Ensemble Ehrlos“ in der dritten Produktion diesem von allen möglichen Seiten vereinnahmten Begriff, der sehr oft zur Spaltung in „wir“ und „ihr“ oder gar „die da“ mit dem entsprechenden abwertenden Unterton führt. Und natürlich ist auch „Bussi Baba“ wieder mit viel Humor und (Selbst-)Ironie gespickt.

Vor einem üppig mit Schaumrollen und ähnlichem gedeckten Tisch spielen, tanzen, musizieren Valerie Bast, Marc Illich, Leon Lembert, Pia Nives Welser, Charlotte Zorell. Und stopfen in die eigenen oder die Münder ihrer Mitspieler:innen das picksüße Zeugs hinein.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bussi Baba“ von Ensemble Ehrlos

Dirndl, Frack ohne Hose…

Vom Dirndl bis zum Badeanzug, von der Robe bis zum Frack, dieser ohne Hose, schafft allein schon das Outfit die Distanz zur jeweiligen Figur. Sprachfärbungen – vom „Deutscheln“ bis zu tiefen ordinären Beschimpfungen – eröffnen einerseits ein breites Spektrum, schließen andererseits immer wieder auch andere aus.

Rainhard Fendrichs heimliche Nationalhymne „I am from Austria“ vor allem mit den Zeilen über „Ratten“ und die „Dummheit, die zum Himmel schreit“, Anklänge an Sisi-Nostalgie und sich der Offenheit rühmen, weil Englisch und Französisch gekonnt wird… – gekontert davon, dass gerade in der Monarchie auch die Sprachen der anderen Völker wie Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oder Ungarisch auf der Tagesordnung standen. „Und Rumänisch“, eingeworfen von Marc Illich, der seit zwei Jahren am deutschen Theater in Timișoara engagiert ist. Wobei da ein sich aufdrängender Gag ausgelassen wurde, als alle einander weinselig zu„prosten“ – heißt doch das Rumänische „prost“ auf Deutsch „dumm“, steht für Depp oder Trottel.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bussi Baba“ von Ensemble Ehrlos

Kaum ein Klischee im Zusammenhang mit Österreich – nicht zuletzt auch Skifahren – wird ausgespart und dreist auf die Schaufel genommen; selbst Mausi und der kürzlich verstorbene „Mörtel“ ohne ihn zu nennen kommen vor. Aber auch Nationalismen anderer Völker werden angespielt, wobei der Wolfsgruß der türkischen faschistischen Grauen Wölfe vielleicht auch angedeutet gereicht hätte, ohne ihn hocherhoben zu zeigen. Wenn Nazis karikiert werden, muss auch nicht unbedingt der rechte Arm zum einschlägigen Gruß erhoben werden.

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Szenenfoto aus „Bussi Baba“ von Ensemble Ehrlos

Offene Proben

Das fünfköpfige Bühnen-Ensemble erarbeitete innerhalb von viereinhalb dichten Wochen die Performance – von den ersten Ideen über Texte, die bei Improvisationen entstanden sind, die Kürzung derselben und die Bühnen-Show. Bei einer Residence im Rahmen des Theaterfestivals „Hin & Weg“ im niederösterreichischen Litschau „konnten die FestivalbesucherInnen auch eine Stunde pro Tag bei offenen Proben einen Einblick in unseren Entwicklungsprozess bekommen“, berichtet Valerie Bast Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bussi Baba“ von Ensemble Ehrlos

Außerdem habe es dramaturgische Beratung als „Blicke von außen“ von Kolleg:innen, nicht zuletzt einigen der gemeinsamen Direktor:innen des Theaters Olé (Wien-Landstraße) – in dem „Bussi Baba“ noch zwei Mal zu sehen ist – gegeben. Wobei eine Art dramaturgischer Bogen schon ein bisschen zu vermissen ist, aber als Art Nummern-Revue gegen Österreich-heimat-Klischees bietet die Stunde doch viele Lach-Gelegenheiten.

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Plakat zu „Bussi Baba“ von Ensemble Ehrlos
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Bussi Baba

Ensemble Ehrlos

Von und mit (inklusive Choreografie, Bühne, Kostüme): Valerie Bast, Marc Illich, Leon Lembert, Pia Nives Welser, Charlotte Zorell
Licht und Ton sowie Kassa: Barbara Bast
Dramaturgische Beratung: Isabella Jeschke, Nagy Vilmos sowie Theater Olé: Verena Vondrak, Hubertus Zorell, Marion Scholz, Dario Zorell

Wann & wo?

30. und 31. August 2024
19 Uhr; Dauer ca. eine Stunde
Theater Olé: 1030, Barmherzigengasse 18
Karten-Vorbestellungen: ensembleehrlos@gmail.com

ensembleehrlos -> bussi-baba