Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… interviewte Caroline Athanasiadis & Klaus Oppitz nach der vielumjubelten Premiere ihres Programms „Kinderlieder aus der Hölle“ in der Künstler:innen-Garderobe der Kulisse.
KiJuKU: Zunächst einmal: Gratulation zu diesem Programm
Caro: Daaaankeschööön…
KiJuKU: Die erste Frage ist natürlich: Wie seid ihr auf dieses Programm gekommen. Du, Caro, hast zwei Kinder, die nicht mehr die Allerjüngsten sind; das heißt diese bekannten Lieder müssen dich ja schon lang genervt haben?
Klaus: Die Lieder oder die Kinder?
KiJuKU: Die Lieder?
Caro: Ich muss sagen, dass ich diese Lieder schon aus meiner Kindheit wirklich in Erinnerung gehalten habe, gerade dieses Schlaflied. Das hat nicht nur den Klaus, sondern auch mich in der Kindheit irritiert, ich mochtes es auch nicht. Meine Mutter hat sehr viele Kinderlieder mit mir gesungen. Von „Das Wandern ist des Müllers Lust bis alle meine Entlein“. Ich glaub aber, dass sie nie darüber nachgedacht hat, was wir da singen.
Klaus: Das klingt ja alles so positiv – aufs Erste. Was für uns der Spaß war, die Texte einmal wirklich anzuschauen und uns zu überlegen, wie würde das jetzt in Moll klingen, weil das dann genauso traurig ist wie die Texte sind.
KiJuKU: Gab es irgendeinen Ausgangspunkt oder Anlass, die Idee hattet ihr ja offenbar schon lange im Kopf gehabt?
Klaus: Mein Ausgangspunkt war tatsächlich „Guten Abend, gut Nacht“, weil mir meine Mutter das wirklich täglich vorgesungen hat. Ich muss jetzt allerdings zu ihrer Verteidigung sagen, ich hab keine Neurose davongetragen. Ich fand das als Kind schon immer ziemlich unheimlich und spooky. Aber ich mochte unheimlich und spooky. Insofern hat’s schon gepasst.
Caro: Man verarbeitet das irgendwie glaub ich, aber später merkt man’s dann. Mich haben diese Kinderlieder, aber auch die Serien und Märchen schon damals beschäftigt. Ich glaub, als Kind denkst du nicht drüber nach, sondern nimmst die Geschichten und Texte einfach hin. Und du denkst da noch nicht logisch, dass zum Beispiel der Wolf aufwachen würde, wenn man ihm den Bauch aufschneidet. Erst später kommt man drauf: Hey, voller Blödsinn.
KiJuKU: Wie hast du das dann bei deinen Kindern gemacht, hast du ganz andere Lieder vorgespeilt – es gibt ja mittlerweile längst und sogar seit einigen Jahrzehnten viele mit guten Texten wie Kiri Rakete, Suli Puschban, Matthäus Bär, Bernhard Fibich…?
Caro: Es gibt schon modernere zum Beispiel „wer, wie, was, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm!“, oder Zuchowski, ja es gibt super Kinderlieder. Und vor allem gibt es gute, tolle Hörspiele – 3 Fragezeichen, Fünf Freunde…
Aber ich muss sagen, ich hab kein Traum davon getragen, weil ich den Struwwelpeter oder Rotkäppchen gehört und gelesen habe.
Klaus: Aber es vermittelt halt schon was. Kommt ganz drauf an, wie Eltern das einsetzen. Gerade der Struwwelpeter wurde ja als Drohung mit Strafen bei Fehlverhalten eingesetzt. Es ist unglaublich spannend, worauf man kommt, wenn man sich das wie wir in der Erarbeitung des Programms genauer anschaut. Oder wie das Publikum reagiert. Heute haben ja wirklich viele Leute bei den Songs zu den Fernsehserien der 80er und 90er Jahre mitgesungen. Das hat mich fasziniert, dass das wirklich noch im kollektiven Bewusstsein drinnen ist.
Caro: Ich bin aber auch nicht dafür, dass man diese Sachen ändert, sondern dass man mit den Kindern einfach darüber redet. Das geht leider verloren, das machen nur mehr wenige. Ich hab kein Problem mit Schneewittchen & Co – aber darüber sprechen, was da drinnen steckt, welche Rollenbilder vermittelt werden.
Klaus: Nichts anderes machen wir ja mit diesem Programm. Wir drücken die Stopp-Taste und sagen: Okay, hören wir einmal genau hin, was wir da eigentlich gerade gesungen haben.
Caro: Genau
Klaus: Da is vieles total oag.
KiJuKU: Zurück zur Entstehung: Es gab also einmal die Idee und auch die, daraus einen ganzen Abend zu machen. Wie habt ihr dann gesammelt bzw. wegestrichen, was da rein kommt?
Caro: Genau, wir hätten natürlich viel mehr nehmen können, uns dann für diese Prototypen entschieden, wo wir gesagt haben: Die kennt wirklich fast jede und jeder.
Klaus: Und bei uns ist es von den Voraussetzung so schön unterschiedlich: Ich hab wirklich wie ich auf der Bühne sage sechs Katzen und bin verheiratet und die Caro hat mit zwei Kindern einen ganz anderen Lebensentwurf. Mit diesem Unterschied spielen wir ja auch auf der Bühne, ich arbeit mich an meinen Kindheitserinnerungen ab.
KiJuKU: Caro, hast du dann mit deinen Kindern diese Lieder gesungen und darüber geredet?
Caro: Nein, gar nicht. Lustigerweise kennt der erste Sohn „Hänschen klein“, der jüngere gar nicht. Märchen kennen sie schon, aber diese klassischen Kinderlieder nicht so. Beim zweiten hab ich vielleicht nicht mehr so viel Zeit gehabt, ihm vorzusingen.
Klaus: Und dein Mann hat ihm Fußballergebnisse vorgelesen.
Caro: Nein, der hat ihm viel vorgelesen – klassische, aber auch moderne.
KiJuKU: Und dann auch darüber geredet?
Caro: Der Kleine hat viel und fragt viel nach. Der Große hat viele erst hingenommen und dann erst später hinterfragt.
Klaus: Kommt man da in Erklärungsnotstand?
Caro: Manchmal schon bis man dann sagt: Na, das ist jetzt aber so.
KiJuKU: Das gilt aber nicht!
Caro (heftig lachend): Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Furchtbar, ich hab das als Kind gehasst, wenn mir wer auf Fragen gesagt hat: Das ist jetzt aber so.
Das ist ein Ding, das ich bei meinen Kindern anders gemacht hab. Meine Eltern haben einfach oft nur Nein gesagt. Ich sag immer nur: Nein, weil… Außer ich sag’s fünf Mal und sie checken’s nicht. Dann sag ich auch nur mehr Nein – oder Das ist jetzt aber so!
KiJuKU: Danke, Efcharisto.
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