Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Szenenfoto aus "Robinson - Meine Insel gehört mir"
Szenenfoto aus "Robinson - Meine Insel gehört mir"
30.01.2025

Ich bau mir eine Festung – und sperr mich selber ein

„Robinson – Meine Insel gehört mir“: Wenn sich einer allein auf einer Insel nicht über andere freut, sondern Angst davor hat – und Zäune baut. Wiederaufnahme eines erschreckend aktuellen Stücks, das vor fast zehn Jahren uraufgeführt wurde, im Dschungel Wien.

Eine ganz andere Geschichte von Robinson auf der einsamen Insel. Die, dass er gar nicht gerettet werden will, sondern sich darüber freut, unumschränkter Herrscher und Besitzer des Eilandes zu sein. Doch halt, seine Freude wird getrübt. Stark sogar: Von der Angst, dass da andere kommen und ihm sein Eigentum streitig machen könnten. Also, … aber halt, der Reihe nach. Und eine Zwischenbemerkung. Das Stück erlebte im Mai 2016 seine Uraufführung im Dschungel Wien im MuseumsQuartier – in der selben Besetzung. Und erlaubt sich Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die damals im Vorläufer, dem Kinder-KURIER, erschienene Stückbesprechung im Wesentlichen – mit kleinen Veränderungen – hier (wieder) zu veröffentlichen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Robinson – Meine Insel gehört mir“

Witze?!

Zu Beginn: eine leere Bühne, Geräusche, die an Meereswellen erinnern. Heller wandernder Lichtkreis, wie wenn jemand mit einer Taschenlampe etwas suchen würde. Unter dem grauen Vorhang rollt sich ein bärtiger Mann hervor. Slapstickartige Bewegungen im Lichtkegel – fast wie in einem Stummfilm – mit Musik untermalt.

Der Mann im grauen Anzug beginnt zu reden – als wäre er Entertainer auf einem Kreuzfahrtschiff. Da – in der Ferne auf einer kleinen Insel ein Mann der winkt. Der Kapitän: „Das macht er jedes Jahr, wenn wir vorbeifahren!“ – Das erste Mal, wo das Lachen angesichts der Ignoranz Wohlhabender gegenüber einem gestrandeten Menschen im Hals stecken bleibt.

Unumschränkt…

Nach der ersten Freude über die unumschränkte Herrschaft beginnt sich bei dem Gestrandeten, der sich hier sein Leben neu aufbaut, Angst und Furcht breit zu machen, ihn mehr und mehr zu ergreifen und gleichzeitig fertig zu machen. War da nicht ein Geräusch? Also, Holz fällen, Zaun bauen. Und eine Leiter, um selber drüber schauen zu können. Kontrollgänge auf der Insel… – all das erzählt Sven Kaschte – einzige Hilfsmittel: ein Overhead-Projektor, ein Stift, Papier und Folien. Und doch wird es im Augenblick des erzählten Spielens/des spielerischen Erzählens auf der Bühne wie sichtbar. Immer mehr steigert er sich in seine Angst in seinen Kontrollwahn hinein. Macht die Insel zur „Festung“, in der er sich mehr und mehr selber einsperrt.

… begrenzt

Und dann. Dann taucht da ein zweiter Mann auf (Klaus Huhle), ähnlich gekleidet wie er, gleiches Schicksal, Boot im Sturm zerstört, auf der Insel gestrandet. Nach etlichen Minuten wortloser Spiegelung des Ersteren, erzählt er irgendwann kürzest seine Geschichte. Er musst aus seiner Heimat flüchten, weil er als Ungläubiger den Göttern geopfert – und verzehrt – werden sollte.

Auch das überzeugt den Erst-Gestrandeten nicht. Was will der Zweite hier. Und dann heißt der – angeblich – auch noch Robinson, so wie er. Und so nennt er ihn Freitag. Denn er, der Erstbesiedler meint, das gebe ihm das Vor-Recht. Sein Land, sein Recht, überhaupt: „Alles meins!“…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Robinson – Meine Insel gehört mir“

Lehrreich, aber nicht belehrend

Genial, so auf den Punkt gebracht und trotzdem nie verkopft, „lehrreich“, aber nicht oberlehrer:innen-haft ist „Robinson – meine Insel gehört mir“ (Autor: Raoul Biltgen). Regisseurin Paola Aguilera würzt das rund einstündige Stück – wie auch in anderen Inszenierungen – mit discoartiger Musik-Einlage und Witzen.

Jener bitterböse über zwei Männer auf einer Insel und Hildegard die Wünsch-dir-was-Fee kommt gleich zwei Mal – bald nach Beginn und knapp vor Ende – vor: Der erste wünscht sich nach Hause zu seiner Familie. Der Zweite wünscht sich, den Ersten zurück, weil er sonst jetzt alleine wäre. Ganz im Gegensatz zum Insel in Festung verwandelnden „Robinson“.

Das Ende sei bewusst nicht verraten, ein bisschen Überraschung und Hoffnung soll doch noch bleiben…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Robinson – Meine Insel gehört mir“

Furcht vor der Angst

Übrigens: Auf der Homepage des Theaterhauses für junges Publikum, Dschungel Wien, wird – neben einem Satz aus dieser Kritik (im Mai 2026 erstveröffentlicht) – Daniel Defoe, der Autor von Robinson Crusoe, mit dem folgenden Satz zitiert: „Furcht vor Gefahr ist zehntausendmal beängstigender als die Gefahr selbst.“

kijuku_heinz

Erstveröffentlicht im Kinder-KURIER

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Robinson – meine Insel gehört mir

Plaisiranstalt; Ab 8 Jahre; eine Stunde

Autor: Raoul Biltgen
Regie: Paola Aguilera
Schauspiel: Klaus Huhle, Sven Kaschte
Regie-Assistenz: Fidelis Hochstetter
Licht: Stefan Enderle
Hospitanz: Julia Falbesoner
Produktionsleitung: Barbara Schubert

Wann & wo?

Bis 2. Februar 2025
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> robinson-meine-insel-gehoert-mir
plaisiranstalt -> robinson
Trailer