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Lena Kalisch in "Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten" von Maya Arad Yasur in der Inszenierung von Sapir Heller
Lena Kalisch in "Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten" von Maya Arad Yasur in der Inszenierung von Sapir Heller
01.02.2024

Intensives körperliches und geistiges Ringen um Menschlichkeit

Extrem berührender, teils fast unaushaltbarer Kampf gegen Dehumanisierung im Theater Nestroyhof Hamakom (Wien).

Die wohl intensivste halbe Theaterstunde tourt seit Wochen über deutschsprachige Bühnen, derzeit – leider nur bis 2. Februar 2024 – macht sie Station im Hamakom (Theater Nestroyhof in Wien-Leopoldstadt). Der Titel legt schon den aktuellen Bezug nahe – wenngleich in der Diskussion nach den knapp 30 Minuten die via Online-Video zugeschaltete Autorin Wert darauf legt, dass sie den Text bewusst frei von Zeit und Verortung gehalten hat und universell versteht: „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“.

Lena Kalisch in
Lena Kalisch in „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“ von Maya Arad Yasur in der Inszenierung von Sapir Heller

Ausgehend von eigenen persönlichen inneren Kämpfen

Eineinhalb Wochen nach dem 7. Oktober hat Maya Arad Yasur, die in Tel Aviv lebt und deren bisherige Stücke in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden, den Text – ausgehend von den ureigensten Gefühlen und Ängsten geschrieben. Furcht, einzuschlafen vor weiteren unvorhersehbaren Attacken, Sorge um die eigenen Kinder, die sie mit ihrem Körper schützen will und mit ihnen in deren Betten schläft. Angst aber auch, verliert sie die eigene Humanität, Empathie, droht sie die Menschen auf der anderen Seite – wie es manche Politiker machten – als Tiere zu betrachten? Daher immer wieder der Satz „Mütter auf der anderen Seite haben auch Kinder“.

Lena Kalisch in
Szenenfoto

Spürbarer Text aus dem Körper

Inszeniert von Sapir Heller performt die Schauspielerin Lena Kalisch diesen Text – wobei die gesprochenen Worte aus dem Off eingespielt werden. Kauert sie – anfangs sozusagen Schutz suchen unter einem Tisch, so wird dieser und ein daneben stehender Sessel mit Schnüren weggezogen. Pur und schutzlos steht sie in einer Art fast Sitzhaltung in der Luft. Quält sich die Gedanken aus dem Körper. Neben den Ängsten ums eigene und vor allem das Leben der Kinder machen sich bald jene breit: Was macht das mit mir. Und meinem Verhältnis zu den Menschen auf der „anderen Seite“.

Die Tier-Metapher wird schon im Vorspiel nahegelegt, in dem Tierdokus über einen Screen laufen: Ein Hai der Robben frisst, eine Riesenschlange, die Beute erdrückt…

Gedanken an Rache, Zynismus, Vernichtung… – die an- und ausgesprochen – und extrem berührend körperlich zu spüren sind. Fast unaushaltbar diesem inneren Ringen zuzuschauen. Pendelnd zwischen Verständnis für de-humanisierende Gefühle und Sichtweisen und der Hoffnung, es mögen doch die Elemente der Empathie, der Humanität die Oberhand gewinnen…

Lena Kalisch in
Szenenfoto

Podiumsdiskussionen

An die kurzen Performance-Abende schließen sich jeweils Podiumsdiskussionen an, die jeweils schwerpunktmäßig einem Thema gewidmet sind. Nach „Trauma“ nach der Wien-premiere am letzten Jänner-Abend, folgen „Humanismus – Wie bleiben wir humanistisch angesichts der Massaker und des Krieges?“ (1.2.24) sowie „Versöhnung – Ist ein Tag danach möglich?“ (2.2.24)

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten

von Maya Arad Yasur

Text: Maya Arad Yasur
Inszenierung: Sapir Heller
Performance: Lena Kalisch

Wann & wo?

Bis 2. Februar 2024
Theater Nestroyhof Hamakom: 1020, Nestroyplatz 1
Ticket-Telefon: 01 890 03 14
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