„Alte Meisterin“ – ein spartenübergreifendes Stück über Maria Lassnig einer- sowie noch immer unterbewertete Rolle von Frauen in der Kunst andererseits.
Die Bühne praktisch ein einziges üppiges Atelier. Schon gemalte Bilder hängen und stehen an Metallschienen. Ein Tisch voller Farben. Eine Frau (Eva Beresin) im weißen Mantel, versunken vor sich hin malend – auf weißem Leinen ebenso wie über schon vorhandene fast fotografische Bilder. Am vorderen Bühnenrand in „Alte Meisterin“ von makemake produktionen im Weiner Kosmos Theater die bekannte Musiker Clara Luzia vor einem kleinen „Cockpit“ an Instrumenten. In zwei Lehnstühlen die Schauspielerinnen Veronika Glatzner, Clara Liepsch.
Diese beiden schlüpfen in die Rollen von Studentinnen und Models der – erst im Alter wirklich groß gefeierten Malerin Maria Lassnig, himmeln diese an, verfluchen mitunter aber auch deren Launenhaftigkeit. Und sie werden von der Malerin Eva Beresin kräftig bemalt – Gesicht und schwarze, hautenge Kleidung (Kostüm: Mave Venturin), die gleichsam den Eindruck von Akt-Modellen erweckt – und werden so zu lebendigen dreidimensionalen Bildskulpturen; voller Körpereinsatz!
Schon hier ist Beresin aber nicht sozusagen eine Darstellerin Lassnigs, auch wenn es Anklänge an die vor zehn Jahren verstorbene, doch schon 1980 erste Professorin an der Angewandten und ihre Persönlichkeit gibt. Eher steht sie für die künstlerische Leidenschaft generell UND die – trotz Thematisierung – noch immer nicht gleichwertige Akzeptanz von Malerinnen. Und damit auch ihrer, Beresins, eigenen Kunst – und die Parallel zu Lassnig, auch erst spät „entdeckt“ worden zu sein.
Lassnig selbst wird in so manchen späteren Szenen von den beiden Schauspielerinnen verkörpert – wobei Veronika Glatzner eher die forsche Seite Lassnigs und Liepsch die mitunter frustrierenden Telefonate mit einem Galeristen spielt.
Und dann betritt noch die Fotografin Apollonia Theresa Bitzan in ihrer ureigensten Profession die Bühne (Bühne: Nanna Neudeck; Choreografie: Martina Rösler) – um im Atelier zu fotografieren – mit allen Einschränkungen, die Lassnig zugeschrieben werden (Text: Sara Ostertag, Anita Buchart).
Clara Luzia bestreitet als Live-Musikerin einerseits eine Erzähl-Rolle, in dem sie Stationen von Lassnigs Leben in Songs verpackt und anderseits „untermalt“ sie musikalisch so manche Szene.
Die eineinhalb Stunden sind weit mehr als ein spartenübergreifender Theaterabend über die erst sehr spät gefeierte Malerin Maria Lassnig, sondern „nur“ ausgehend von dieser, ein Gesamtkunstwerk darüber, dass Frauen – auch – in der Kunst noch immer zu gering geschätzt werden.
Konzept: makemake produktionen
Text: Sara Ostertag, Anita Buchart
Regie: Sara Ostertag
Komposition & Live-Musik: Clara Luzia
Es spielen
Malerin: Eva Beresin
Fotografin: Apollonia Theresa Bitzan
Live-Musik: Clara Luzia
Studentinnen / Models / Lassnig: Veronika Glatzner, Clara Liepsch
Bühne: Nanna Neudeck
Kostüm: Mave Venturin
Choreografie: Martina Rösler
Dramaturgie: Anita Buchart
Produktion: Julia Haas
Regieassistenz: Michèle Tacke
Assistenz Bühne & Kostüm: Clara Holzer, Ida Bekič
Lichtgestaltung: Dulci Jan
Ton: Karl Börner, Christian Hölzel
Ausschnitte aus den Filmen „Maria Lassnig, Farbgefühle“ (2009) und „Maria Lassnig. Es ist die Kunst, JaJa“ (2015); aus letzterem – von Sepp Dreissinger und Heike Schäfer – auch Textmaterial
Bis 30. Oktober 2024
Kosmos Theater: 1070, Siebensterngasse 42
Telefon: 01 523 12 26
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